Nun prunkten sie noch manches Jahr, Mit Becher und mit Mantel, Und jeder Ritter trank ihn wohl, Er stand wohl jeder Frau. Doch wuchs mit jedem neuen Jahr, Der Flecken in dem Mantel, Der Becher klang wie Blech so hohl, Sie stellten beydes zur Schau.
Petrus.
Mündlich am Neckar.
Der Herr der stellt ein Gastmahl an, Mit seinen Jüngern alln, Sie gingen in ein Garten, Wo lustig jedermann.
Als die Juden den Herrn gefangen nahmen, Da laufen die Jünger davon, Den Petrus hat einer am Mantel ertapt: "Glatzkopf, jezt hab ich dich schon."
Der Petrus zieht sein Sabel, Er wollte sie hauen allhie, Er haut ganz miserabel, Die mehrst Hieb gehn darneben.
Der Herr gab ihm ein Deuter: "Ach Petrus steck ein dein Schwerdt,
Nun prunkten ſie noch manches Jahr, Mit Becher und mit Mantel, Und jeder Ritter trank ihn wohl, Er ſtand wohl jeder Frau. Doch wuchs mit jedem neuen Jahr, Der Flecken in dem Mantel, Der Becher klang wie Blech ſo hohl, Sie ſtellten beydes zur Schau.
Petrus.
Muͤndlich am Neckar.
Der Herr der ſtellt ein Gaſtmahl an, Mit ſeinen Juͤngern alln, Sie gingen in ein Garten, Wo luſtig jedermann.
Als die Juden den Herrn gefangen nahmen, Da laufen die Juͤnger davon, Den Petrus hat einer am Mantel ertapt: „Glatzkopf, jezt hab ich dich ſchon.“
Der Petrus zieht ſein Sabel, Er wollte ſie hauen allhie, Er haut ganz miſerabel, Die mehrſt Hieb gehn darneben.
Der Herr gab ihm ein Deuter: „Ach Petrus ſteck ein dein Schwerdt,
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><lgtype="poem"><pbfacs="#f0401"n="382[392]"/><lgn="9"><l>Nun prunkten ſie noch manches Jahr,</l><lb/><l>Mit Becher und mit Mantel,</l><lb/><l>Und jeder Ritter trank ihn wohl,</l><lb/><l>Er ſtand wohl jeder Frau.</l><lb/><l>Doch wuchs mit jedem neuen Jahr,</l><lb/><l>Der Flecken in dem Mantel,</l><lb/><l>Der Becher klang wie Blech ſo hohl,</l><lb/><l>Sie ſtellten beydes zur Schau.</l></lg></lg></div><lb/><milestonerendition="#hr"unit="section"/><divn="2"><head><hirendition="#g">Petrus</hi>.</head><lb/><prendition="#c">Muͤndlich am Neckar.</p><lb/><lgtype="poem"><lgn="1"><l><hirendition="#in">D</hi>er Herr der ſtellt ein Gaſtmahl an,</l><lb/><l>Mit ſeinen Juͤngern alln,</l><lb/><l>Sie gingen in ein Garten,</l><lb/><l>Wo luſtig jedermann.</l></lg><lb/><lgn="2"><l>Als die Juden den Herrn gefangen nahmen,</l><lb/><l>Da laufen die Juͤnger davon,</l><lb/><l>Den Petrus hat einer am Mantel ertapt:</l><lb/><l>„Glatzkopf, jezt hab ich dich ſchon.“</l></lg><lb/><lgn="3"><l>Der Petrus zieht ſein Sabel,</l><lb/><l>Er wollte ſie hauen allhie,</l><lb/><l>Er haut ganz miſerabel,</l><lb/><l>Die mehrſt Hieb gehn darneben.</l></lg><lb/><lgn="4"><l>Der Herr gab ihm ein Deuter:</l><lb/><l>„Ach Petrus ſteck ein dein Schwerdt,</l><lb/></lg></lg></div></div></body></text></TEI>
[382[392]/0401]
Nun prunkten ſie noch manches Jahr,
Mit Becher und mit Mantel,
Und jeder Ritter trank ihn wohl,
Er ſtand wohl jeder Frau.
Doch wuchs mit jedem neuen Jahr,
Der Flecken in dem Mantel,
Der Becher klang wie Blech ſo hohl,
Sie ſtellten beydes zur Schau.
Petrus.
Muͤndlich am Neckar.
Der Herr der ſtellt ein Gaſtmahl an,
Mit ſeinen Juͤngern alln,
Sie gingen in ein Garten,
Wo luſtig jedermann.
Als die Juden den Herrn gefangen nahmen,
Da laufen die Juͤnger davon,
Den Petrus hat einer am Mantel ertapt:
„Glatzkopf, jezt hab ich dich ſchon.“
Der Petrus zieht ſein Sabel,
Er wollte ſie hauen allhie,
Er haut ganz miſerabel,
Die mehrſt Hieb gehn darneben.
Der Herr gab ihm ein Deuter:
„Ach Petrus ſteck ein dein Schwerdt,
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Arnim, Achim von; Brentano, Clemens: Des Knaben Wunderhorn. Bd. 1. Heidelberg, 1806, S. 382[392]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/arnim_wunderhorn01_1806/401>, abgerufen am 23.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.