Wenn er nun kommt zum Abendtanz, So gilt sein Kranz Mehr denn der andern allen. Er krümmt sich fast nach Adelssitt, Sein gemeßner Tritt Thut ihm selbst wohlgefallen. Wer hätt vertraut, Daß solches Kraut In Dörfern auch sollt wachsen? Wenn er nur spricht, Er ist erwischt, Ist bäurisch ausgelassen.
Weisheit die thut ihm viel zu leid, Giebt bös Bescheid, Wenn mans ihm nicht will glauben, Dünkt sich in aller Sach gescheit, Doch fehlts ihm weit, Sieht aus wie saure Trauben. Im Spiegel-Glas, Wird sehen das, Der Kittel ihn bas zieret, Den seiden Waat, Den Adelsstaat, Zu bäurisch Art verführet.
Als wenn man ſpuͤr, Daß er den Pflug kann zwicken.
Wenn er nun kommt zum Abendtanz, So gilt ſein Kranz Mehr denn der andern allen. Er kruͤmmt ſich faſt nach Adelsſitt, Sein gemeßner Tritt Thut ihm ſelbſt wohlgefallen. Wer haͤtt vertraut, Daß ſolches Kraut In Doͤrfern auch ſollt wachſen? Wenn er nur ſpricht, Er iſt erwiſcht, Iſt baͤuriſch ausgelaſſen.
Weisheit die thut ihm viel zu leid, Giebt boͤs Beſcheid, Wenn mans ihm nicht will glauben, Duͤnkt ſich in aller Sach geſcheit, Doch fehlts ihm weit, Sieht aus wie ſaure Trauben. Im Spiegel-Glas, Wird ſehen das, Der Kittel ihn bas zieret, Den ſeiden Waat, Den Adelsſtaat, Zu baͤuriſch Art verfuͤhret.
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><lgtype="poem"><lgn="1"><pbfacs="#f0396"n="377[387]"/><l>Als wenn man ſpuͤr,</l><lb/><l>Daß er den Pflug kann zwicken.</l></lg><lb/><lgn="2"><l>Wenn er nun kommt zum Abendtanz,</l><lb/><l>So gilt ſein Kranz</l><lb/><l>Mehr denn der andern allen.</l><lb/><l>Er kruͤmmt ſich faſt nach Adelsſitt,</l><lb/><l>Sein gemeßner Tritt</l><lb/><l>Thut ihm ſelbſt wohlgefallen.</l><lb/><l>Wer haͤtt vertraut,</l><lb/><l>Daß ſolches Kraut</l><lb/><l>In Doͤrfern auch ſollt wachſen?</l><lb/><l>Wenn er nur ſpricht,</l><lb/><l>Er iſt erwiſcht,</l><lb/><l>Iſt baͤuriſch ausgelaſſen.</l></lg><lb/><lgn="3"><l>Weisheit die thut ihm viel zu leid,</l><lb/><l>Giebt boͤs Beſcheid,</l><lb/><l>Wenn mans ihm nicht will glauben,</l><lb/><l>Duͤnkt ſich in aller Sach geſcheit,</l><lb/><l>Doch fehlts ihm weit,</l><lb/><l>Sieht aus wie ſaure Trauben.</l><lb/><l>Im Spiegel-Glas,</l><lb/><l>Wird ſehen das,</l><lb/><l>Der Kittel ihn bas zieret,</l><lb/><l>Den ſeiden Waat,</l><lb/><l>Den Adelsſtaat,</l><lb/><l>Zu baͤuriſch Art verfuͤhret.</l></lg></lg></div><lb/><milestonerendition="#hr"unit="section"/></div></body></text></TEI>
[377[387]/0396]
Als wenn man ſpuͤr,
Daß er den Pflug kann zwicken.
Wenn er nun kommt zum Abendtanz,
So gilt ſein Kranz
Mehr denn der andern allen.
Er kruͤmmt ſich faſt nach Adelsſitt,
Sein gemeßner Tritt
Thut ihm ſelbſt wohlgefallen.
Wer haͤtt vertraut,
Daß ſolches Kraut
In Doͤrfern auch ſollt wachſen?
Wenn er nur ſpricht,
Er iſt erwiſcht,
Iſt baͤuriſch ausgelaſſen.
Weisheit die thut ihm viel zu leid,
Giebt boͤs Beſcheid,
Wenn mans ihm nicht will glauben,
Duͤnkt ſich in aller Sach geſcheit,
Doch fehlts ihm weit,
Sieht aus wie ſaure Trauben.
Im Spiegel-Glas,
Wird ſehen das,
Der Kittel ihn bas zieret,
Den ſeiden Waat,
Den Adelsſtaat,
Zu baͤuriſch Art verfuͤhret.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Arnim, Achim von; Brentano, Clemens: Des Knaben Wunderhorn. Bd. 1. Heidelberg, 1806, S. 377[387]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/arnim_wunderhorn01_1806/396>, abgerufen am 23.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.