Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Arnim, Achim von; Brentano, Clemens: Des Knaben Wunderhorn. Bd. 1. Heidelberg, 1806.

Bild:
<< vorherige Seite
Dort sieht man durch die Sommerzeit,
Prozession und Fahnen,
Die Prediger nach Gelegenheit
Das Volk zur Buß vermahnen,
Sie, Reich und Arm, Mann, Weib und Kind,
Loben und benedeien.
Und so sie beichten ihre Sünd,
Thut mans ihnen verzeihen.
Allda sich in ein Klösterlein,
Nicht weit von ihr gelegen,
Viel arme Diener schließen ein,
Allein von ihretwegen;
Daß sie ohn alle Hinderniß
Der Jungfrau mögen pflegen,
Und letzlich nach gethaner Buß,
Erwerben ihren Segen.
Sie hat ein kleines Glöckelein,
Gar wunderschön es klinget,
Gleich wie ein kleines Waldvögelein
In aller Früh es singet,
Sobald es hört ein liebreichs Herz,
Vor Freuden es aufspringet:
Das Volk es locket hinaufwärts,
Wanns in die Luft sich schwinget.
Sie liegt mir an dem Herzen mein,
Holdselig von Gebärden
Wollt Gott, ich könnt ihr Diener seyn,
Dort ſieht man durch die Sommerzeit,
Prozeſſion und Fahnen,
Die Prediger nach Gelegenheit
Das Volk zur Buß vermahnen,
Sie, Reich und Arm, Mann, Weib und Kind,
Loben und benedeien.
Und ſo ſie beichten ihre Suͤnd,
Thut mans ihnen verzeihen.
Allda ſich in ein Kloͤſterlein,
Nicht weit von ihr gelegen,
Viel arme Diener ſchließen ein,
Allein von ihretwegen;
Daß ſie ohn alle Hinderniß
Der Jungfrau moͤgen pflegen,
Und letzlich nach gethaner Buß,
Erwerben ihren Segen.
Sie hat ein kleines Gloͤckelein,
Gar wunderſchoͤn es klinget,
Gleich wie ein kleines Waldvoͤgelein
In aller Fruͤh es ſinget,
Sobald es hoͤrt ein liebreichs Herz,
Vor Freuden es aufſpringet:
Das Volk es locket hinaufwaͤrts,
Wanns in die Luft ſich ſchwinget.
Sie liegt mir an dem Herzen mein,
Holdſelig von Gebaͤrden
Wollt Gott, ich koͤnnt ihr Diener ſeyn,
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <lg type="poem">
            <pb facs="#f0388" n="369[379]"/>
            <lg n="9">
              <l>Dort &#x017F;ieht man durch die Sommerzeit,</l><lb/>
              <l>Proze&#x017F;&#x017F;ion und Fahnen,</l><lb/>
              <l>Die Prediger nach Gelegenheit</l><lb/>
              <l>Das Volk zur Buß vermahnen,</l><lb/>
              <l>Sie, Reich und Arm, Mann, Weib und Kind,</l><lb/>
              <l>Loben und benedeien.</l><lb/>
              <l>Und &#x017F;o &#x017F;ie beichten ihre Su&#x0364;nd,</l><lb/>
              <l>Thut mans ihnen verzeihen.</l>
            </lg><lb/>
            <lg n="10">
              <l>Allda &#x017F;ich in ein Klo&#x0364;&#x017F;terlein,</l><lb/>
              <l>Nicht weit von ihr gelegen,</l><lb/>
              <l>Viel arme Diener &#x017F;chließen ein,</l><lb/>
              <l>Allein von ihretwegen;</l><lb/>
              <l>Daß &#x017F;ie ohn alle Hinderniß</l><lb/>
              <l>Der Jungfrau mo&#x0364;gen pflegen,</l><lb/>
              <l>Und letzlich nach gethaner Buß,</l><lb/>
              <l>Erwerben ihren Segen.</l>
            </lg><lb/>
            <lg n="11">
              <l>Sie hat ein kleines Glo&#x0364;ckelein,</l><lb/>
              <l>Gar wunder&#x017F;cho&#x0364;n es klinget,</l><lb/>
              <l>Gleich wie ein kleines Waldvo&#x0364;gelein</l><lb/>
              <l>In aller Fru&#x0364;h es &#x017F;inget,</l><lb/>
              <l>Sobald es ho&#x0364;rt ein liebreichs Herz,</l><lb/>
              <l>Vor Freuden es auf&#x017F;pringet:</l><lb/>
              <l>Das Volk es locket hinaufwa&#x0364;rts,</l><lb/>
              <l>Wanns in die Luft &#x017F;ich &#x017F;chwinget.</l>
            </lg><lb/>
            <lg n="12">
              <l>Sie liegt mir an dem Herzen mein,</l><lb/>
              <l>Hold&#x017F;elig von Geba&#x0364;rden</l><lb/>
              <l>Wollt Gott, ich ko&#x0364;nnt ihr Diener &#x017F;eyn,</l><lb/>
            </lg>
          </lg>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[369[379]/0388] Dort ſieht man durch die Sommerzeit, Prozeſſion und Fahnen, Die Prediger nach Gelegenheit Das Volk zur Buß vermahnen, Sie, Reich und Arm, Mann, Weib und Kind, Loben und benedeien. Und ſo ſie beichten ihre Suͤnd, Thut mans ihnen verzeihen. Allda ſich in ein Kloͤſterlein, Nicht weit von ihr gelegen, Viel arme Diener ſchließen ein, Allein von ihretwegen; Daß ſie ohn alle Hinderniß Der Jungfrau moͤgen pflegen, Und letzlich nach gethaner Buß, Erwerben ihren Segen. Sie hat ein kleines Gloͤckelein, Gar wunderſchoͤn es klinget, Gleich wie ein kleines Waldvoͤgelein In aller Fruͤh es ſinget, Sobald es hoͤrt ein liebreichs Herz, Vor Freuden es aufſpringet: Das Volk es locket hinaufwaͤrts, Wanns in die Luft ſich ſchwinget. Sie liegt mir an dem Herzen mein, Holdſelig von Gebaͤrden Wollt Gott, ich koͤnnt ihr Diener ſeyn,

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/arnim_wunderhorn01_1806
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/arnim_wunderhorn01_1806/388
Zitationshilfe: Arnim, Achim von; Brentano, Clemens: Des Knaben Wunderhorn. Bd. 1. Heidelberg, 1806, S. 369[379]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/arnim_wunderhorn01_1806/388>, abgerufen am 15.05.2024.