Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Arnim, Achim von; Brentano, Clemens: Des Knaben Wunderhorn. Bd. 1. Heidelberg, 1806.

Bild:
<< vorherige Seite
"Gott grüß euch Jungfrau hübsch und fein,
"Gott grüß euch Auserwählte,
"Wollt Gott ich sollt heut bey euch seyn,
"In euren Armen schlafen."
"In meinen Armen schlaft ihr nicht,
"Ihr bringt mir denn drey Rosen,
"Die in dem Winter wachsen sind,
"In voller Blüt erschlossen."
Er schwang sich in den Sattel frei,
Dahin so thät er traben,
Da wo die rothen Röslein stehn,
Um Fräuleins Gunst zu haben.
Der Röslein warn nicht mehr denn drey,
Er brach sie an den Stielen,
Er schütt sie der Magd in Geren frei,
Nach allem ihren Willen.
Da sie die rothen Röslein sah,
Gar freundlich thät sie lachen:
"So sagt mir edle Röslein roth,
"Was Freud könnt ihr mir machen?"
"Die Freud, die wir euch machen wohl,
"Die wird sich auch schon finden,
"Jetzund geht ihr ein Mägdlein jung,
"Aufs Jahr mit einem Kinde."
"Geh ich mit einem Kindelein,
"So muß es Gott erbarmen,
„Gott gruͤß euch Jungfrau huͤbſch und fein,
„Gott gruͤß euch Auserwaͤhlte,
„Wollt Gott ich ſollt heut bey euch ſeyn,
„In euren Armen ſchlafen.“
„In meinen Armen ſchlaft ihr nicht,
„Ihr bringt mir denn drey Roſen,
„Die in dem Winter wachſen ſind,
„In voller Bluͤt erſchloſſen.“
Er ſchwang ſich in den Sattel frei,
Dahin ſo thaͤt er traben,
Da wo die rothen Roͤslein ſtehn,
Um Fraͤuleins Gunſt zu haben.
Der Roͤslein warn nicht mehr denn drey,
Er brach ſie an den Stielen,
Er ſchuͤtt ſie der Magd in Geren frei,
Nach allem ihren Willen.
Da ſie die rothen Roͤslein ſah,
Gar freundlich thaͤt ſie lachen:
„So ſagt mir edle Roͤslein roth,
„Was Freud koͤnnt ihr mir machen?“
„Die Freud, die wir euch machen wohl,
„Die wird ſich auch ſchon finden,
„Jetzund geht ihr ein Maͤgdlein jung,
„Aufs Jahr mit einem Kinde.“
„Geh ich mit einem Kindelein,
„So muß es Gott erbarmen,
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <lg type="poem">
            <pb facs="#f0359" n="340[350]"/>
            <lg n="2">
              <l>&#x201E;Gott gru&#x0364;ß euch Jungfrau hu&#x0364;b&#x017F;ch und fein,</l><lb/>
              <l>&#x201E;Gott gru&#x0364;ß euch Auserwa&#x0364;hlte,</l><lb/>
              <l>&#x201E;Wollt Gott ich &#x017F;ollt heut bey euch &#x017F;eyn,</l><lb/>
              <l>&#x201E;In euren Armen &#x017F;chlafen.&#x201C;</l>
            </lg><lb/>
            <lg n="3">
              <l>&#x201E;In meinen Armen &#x017F;chlaft ihr nicht,</l><lb/>
              <l>&#x201E;Ihr bringt mir denn drey Ro&#x017F;en,</l><lb/>
              <l>&#x201E;Die in dem Winter wach&#x017F;en &#x017F;ind,</l><lb/>
              <l>&#x201E;In voller Blu&#x0364;t er&#x017F;chlo&#x017F;&#x017F;en.&#x201C;</l>
            </lg><lb/>
            <lg n="4">
              <l>Er &#x017F;chwang &#x017F;ich in den Sattel frei,</l><lb/>
              <l>Dahin &#x017F;o tha&#x0364;t er traben,</l><lb/>
              <l>Da wo die rothen Ro&#x0364;slein &#x017F;tehn,</l><lb/>
              <l>Um Fra&#x0364;uleins Gun&#x017F;t zu haben.</l>
            </lg><lb/>
            <lg n="5">
              <l>Der Ro&#x0364;slein warn nicht mehr denn drey,</l><lb/>
              <l>Er brach &#x017F;ie an den Stielen,</l><lb/>
              <l>Er &#x017F;chu&#x0364;tt &#x017F;ie der Magd in Geren frei,</l><lb/>
              <l>Nach allem ihren Willen.</l>
            </lg><lb/>
            <lg n="6">
              <l>Da &#x017F;ie die rothen Ro&#x0364;slein &#x017F;ah,</l><lb/>
              <l>Gar freundlich tha&#x0364;t &#x017F;ie lachen:</l><lb/>
              <l>&#x201E;So &#x017F;agt mir edle Ro&#x0364;slein roth,</l><lb/>
              <l>&#x201E;Was Freud ko&#x0364;nnt ihr mir machen?&#x201C;</l>
            </lg><lb/>
            <lg n="7">
              <l>&#x201E;Die Freud, die wir euch machen wohl,</l><lb/>
              <l>&#x201E;Die wird &#x017F;ich auch &#x017F;chon finden,</l><lb/>
              <l>&#x201E;Jetzund geht ihr ein Ma&#x0364;gdlein jung,</l><lb/>
              <l>&#x201E;Aufs Jahr mit einem Kinde.&#x201C;</l>
            </lg><lb/>
            <lg n="8">
              <l>&#x201E;Geh ich mit einem Kindelein,</l><lb/>
              <l>&#x201E;So muß es Gott erbarmen,</l><lb/>
            </lg>
          </lg>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[340[350]/0359] „Gott gruͤß euch Jungfrau huͤbſch und fein, „Gott gruͤß euch Auserwaͤhlte, „Wollt Gott ich ſollt heut bey euch ſeyn, „In euren Armen ſchlafen.“ „In meinen Armen ſchlaft ihr nicht, „Ihr bringt mir denn drey Roſen, „Die in dem Winter wachſen ſind, „In voller Bluͤt erſchloſſen.“ Er ſchwang ſich in den Sattel frei, Dahin ſo thaͤt er traben, Da wo die rothen Roͤslein ſtehn, Um Fraͤuleins Gunſt zu haben. Der Roͤslein warn nicht mehr denn drey, Er brach ſie an den Stielen, Er ſchuͤtt ſie der Magd in Geren frei, Nach allem ihren Willen. Da ſie die rothen Roͤslein ſah, Gar freundlich thaͤt ſie lachen: „So ſagt mir edle Roͤslein roth, „Was Freud koͤnnt ihr mir machen?“ „Die Freud, die wir euch machen wohl, „Die wird ſich auch ſchon finden, „Jetzund geht ihr ein Maͤgdlein jung, „Aufs Jahr mit einem Kinde.“ „Geh ich mit einem Kindelein, „So muß es Gott erbarmen,

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/arnim_wunderhorn01_1806
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/arnim_wunderhorn01_1806/359
Zitationshilfe: Arnim, Achim von; Brentano, Clemens: Des Knaben Wunderhorn. Bd. 1. Heidelberg, 1806, S. 340[350]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/arnim_wunderhorn01_1806/359>, abgerufen am 22.11.2024.