Der König sprach mit Fuge: "Herr nehmt ihn in Gewalt." Man bracht den Grafen vom Pfluge, Wohl vor den König bald, Da sprach der König mit Treuen, Und gab dem Grafen Rath: "Dank du dem Abentheuer, "Der dich erlöset hat."
Die Frau stand an dem Meere, Wohl an dem andern Tag, Der Graf ließ nicht davone, Wollt ziehen zum heiligen Grab, Wiewohl er hät nicht mehre, Weder Habe noch ander Gut, Noch half ihm Gott der Herre, Uebers Meer er fahren thut.
Der Graf kam heim gegangen, Bestäubt und ärmiglich, Es hat ihn schön empfangen, Die Fraue säuberlich: "Ein Brief hab ich dir geschrieben "In Kummer und großer Noth, "Da bist du daheime blieben, "Du achtest nicht, ob ich todt."
Die Frau die sprach mit Züchten: "Herr, das ist alles wahr;
Der Koͤnig ſprach mit Fuge: „Herr nehmt ihn in Gewalt.“ Man bracht den Grafen vom Pfluge, Wohl vor den Koͤnig bald, Da ſprach der Koͤnig mit Treuen, Und gab dem Grafen Rath: „Dank du dem Abentheuer, „Der dich erloͤſet hat.“
Die Frau ſtand an dem Meere, Wohl an dem andern Tag, Der Graf ließ nicht davone, Wollt ziehen zum heiligen Grab, Wiewohl er haͤt nicht mehre, Weder Habe noch ander Gut, Noch half ihm Gott der Herre, Uebers Meer er fahren thut.
Der Graf kam heim gegangen, Beſtaͤubt und aͤrmiglich, Es hat ihn ſchoͤn empfangen, Die Fraue ſaͤuberlich: „Ein Brief hab ich dir geſchrieben „In Kummer und großer Noth, „Da biſt du daheime blieben, „Du achteſt nicht, ob ich todt.“
Die Frau die ſprach mit Zuͤchten: „Herr, das iſt alles wahr;
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[337[347]/0356]
Der Koͤnig ſprach mit Fuge:
„Herr nehmt ihn in Gewalt.“
Man bracht den Grafen vom Pfluge,
Wohl vor den Koͤnig bald,
Da ſprach der Koͤnig mit Treuen,
Und gab dem Grafen Rath:
„Dank du dem Abentheuer,
„Der dich erloͤſet hat.“
Die Frau ſtand an dem Meere,
Wohl an dem andern Tag,
Der Graf ließ nicht davone,
Wollt ziehen zum heiligen Grab,
Wiewohl er haͤt nicht mehre,
Weder Habe noch ander Gut,
Noch half ihm Gott der Herre,
Uebers Meer er fahren thut.
Der Graf kam heim gegangen,
Beſtaͤubt und aͤrmiglich,
Es hat ihn ſchoͤn empfangen,
Die Fraue ſaͤuberlich:
„Ein Brief hab ich dir geſchrieben
„In Kummer und großer Noth,
„Da biſt du daheime blieben,
„Du achteſt nicht, ob ich todt.“
Die Frau die ſprach mit Zuͤchten:
„Herr, das iſt alles wahr;
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Arnim, Achim von; Brentano, Clemens: Des Knaben Wunderhorn. Bd. 1. Heidelberg, 1806, S. 337[347]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/arnim_wunderhorn01_1806/356>, abgerufen am 25.11.2024.
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