Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Arnim, Achim von; Brentano, Clemens: Des Knaben Wunderhorn. Bd. 1. Heidelberg, 1806.

Bild:
<< vorherige Seite
"Er ist mein Kindlein kleine,
"Er athmet noch so heiß,
"Und daß er nur nicht weine,
"Ich sang ihn ein so leis!"
Das Fräulein sagt mit Listen:
"Es schläft an meinen Brüsten,
"Der Allerliebste mein."


Das heisse Afrika.

Schubart.

Auf, auf! ihr Brüder und seyd stark!
Der Abschiedstag ist da,
Schwer liegt er auf der Seele, schwer!
Wir sollen über Land und Meer,
Ins heiße Afrika. :,:
Ein dichter Kreis von Lieben steht,
O, Brüder! um uns her.
Uns knüpft so manches theure Band,
An unser teutsches Vaterland,
Drum fällt der Abschied schwer. :,:
Dem bieten graue Eltern noch,
Zum leztenmal die Hand,
Den kosen Brüder, Schwester, Freund,
Und alles schweigt, und alles weint,
Todtblaß von uns gewandt. :,:

„Er iſt mein Kindlein kleine,
„Er athmet noch ſo heiß,
„Und daß er nur nicht weine,
„Ich ſang ihn ein ſo leis!“
Das Fraͤulein ſagt mit Liſten:
„Es ſchlaͤft an meinen Bruͤſten,
„Der Allerliebſte mein.“


Das heiſſe Afrika.

Schubart.

Auf, auf! ihr Bruͤder und ſeyd ſtark!
Der Abſchiedstag iſt da,
Schwer liegt er auf der Seele, ſchwer!
Wir ſollen uͤber Land und Meer,
Ins heiße Afrika. :,:
Ein dichter Kreis von Lieben ſteht,
O, Bruͤder! um uns her.
Uns knuͤpft ſo manches theure Band,
An unſer teutſches Vaterland,
Drum faͤllt der Abſchied ſchwer. :,:
Dem bieten graue Eltern noch,
Zum leztenmal die Hand,
Den koſen Bruͤder, Schweſter, Freund,
Und alles ſchweigt, und alles weint,
Todtblaß von uns gewandt. :,:

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <lg type="poem">
            <pb facs="#f0334" n="315[325]"/>
            <lg n="3">
              <l>&#x201E;Er i&#x017F;t mein Kindlein kleine,</l><lb/>
              <l>&#x201E;Er athmet noch &#x017F;o heiß,</l><lb/>
              <l>&#x201E;Und daß er nur nicht weine,</l><lb/>
              <l>&#x201E;Ich &#x017F;ang ihn ein &#x017F;o leis!&#x201C;</l><lb/>
              <l>Das Fra&#x0364;ulein &#x017F;agt mit Li&#x017F;ten:</l><lb/>
              <l>&#x201E;Es &#x017F;chla&#x0364;ft an meinen Bru&#x0364;&#x017F;ten,</l><lb/>
              <l>&#x201E;Der Allerlieb&#x017F;te mein.&#x201C;</l>
            </lg>
          </lg>
        </div><lb/>
        <milestone rendition="#hr" unit="section"/>
        <div n="2">
          <head><hi rendition="#g">Das hei&#x017F;&#x017F;e Afrika</hi>.</head><lb/>
          <p rendition="#c">Schubart.</p><lb/>
          <lg type="poem">
            <lg n="1">
              <l><hi rendition="#in">A</hi>uf, auf! ihr Bru&#x0364;der und &#x017F;eyd &#x017F;tark!</l><lb/>
              <l>Der Ab&#x017F;chiedstag i&#x017F;t da,</l><lb/>
              <l>Schwer liegt er auf der Seele, &#x017F;chwer!</l><lb/>
              <l>Wir &#x017F;ollen u&#x0364;ber Land und Meer,</l><lb/>
              <l>Ins heiße Afrika. :,:</l>
            </lg><lb/>
            <lg n="2">
              <l>Ein dichter Kreis von Lieben &#x017F;teht,</l><lb/>
              <l>O, Bru&#x0364;der! um uns her.</l><lb/>
              <l>Uns knu&#x0364;pft &#x017F;o manches theure Band,</l><lb/>
              <l>An un&#x017F;er teut&#x017F;ches Vaterland,</l><lb/>
              <l>Drum fa&#x0364;llt der Ab&#x017F;chied &#x017F;chwer. :,:</l>
            </lg><lb/>
            <lg n="3">
              <l>Dem bieten graue Eltern noch,</l><lb/>
              <l>Zum leztenmal die Hand,</l><lb/>
              <l>Den ko&#x017F;en Bru&#x0364;der, Schwe&#x017F;ter, Freund,</l><lb/>
              <l>Und alles &#x017F;chweigt, und alles weint,</l><lb/>
              <l>Todtblaß von uns gewandt. :,:</l>
            </lg><lb/>
          </lg>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[315[325]/0334] „Er iſt mein Kindlein kleine, „Er athmet noch ſo heiß, „Und daß er nur nicht weine, „Ich ſang ihn ein ſo leis!“ Das Fraͤulein ſagt mit Liſten: „Es ſchlaͤft an meinen Bruͤſten, „Der Allerliebſte mein.“ Das heiſſe Afrika. Schubart. Auf, auf! ihr Bruͤder und ſeyd ſtark! Der Abſchiedstag iſt da, Schwer liegt er auf der Seele, ſchwer! Wir ſollen uͤber Land und Meer, Ins heiße Afrika. :,: Ein dichter Kreis von Lieben ſteht, O, Bruͤder! um uns her. Uns knuͤpft ſo manches theure Band, An unſer teutſches Vaterland, Drum faͤllt der Abſchied ſchwer. :,: Dem bieten graue Eltern noch, Zum leztenmal die Hand, Den koſen Bruͤder, Schweſter, Freund, Und alles ſchweigt, und alles weint, Todtblaß von uns gewandt. :,:

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/arnim_wunderhorn01_1806
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/arnim_wunderhorn01_1806/334
Zitationshilfe: Arnim, Achim von; Brentano, Clemens: Des Knaben Wunderhorn. Bd. 1. Heidelberg, 1806, S. 315[325]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/arnim_wunderhorn01_1806/334>, abgerufen am 23.11.2024.