Beim Trunk hat er's gesungen, Gesungen! Er ist sein'm Widersacher von Herzen Feind, Zu ihm kann er nicht kommen, Ja kommen.
Der Prinzenraub.
Tänzels euriöse Bibliothek. 1705. S. 783.
Wir wolln ein Liedel heben an, Was sich hat angespunnen, Wie's im Pleißnerland gar schlecht war bestallt, Als den jungen Fürst'n geschah Gewalt, Durch Kuntzen von Kauffungen.
Der Adler hat auf'm Fels gebaut Ein schönes Nest mit Jungen, Und wie er einst geflogen aus, Holt ein Geyer die Jungen heraus, Drauf ward's Nest leer gefunden.
Wo der Geyer auf'm Dache sitzt, Gedeihen die Küchlein selten, Es war da ein seltsam Narrenspiel, Welcher Fürst seinen Räthen traut zu viel, Muß oft es selber entgelten.
Altenburg, du feine Stadt, Dich thät er mit Untreu meinen, Da in dir war'n all' Hofleut voll,
Beim Trunk hat er's geſungen, Geſungen! Er iſt ſein'm Widerſacher von Herzen Feind, Zu ihm kann er nicht kommen, Ja kommen.
Der Prinzenraub.
Taͤnzels eurioͤſe Bibliothek. 1705. S. 783.
Wir wolln ein Liedel heben an, Was ſich hat angeſpunnen, Wie's im Pleißnerland gar ſchlecht war beſtallt, Als den jungen Fuͤrſt'n geſchah Gewalt, Durch Kuntzen von Kauffungen.
Der Adler hat auf'm Fels gebaut Ein ſchoͤnes Neſt mit Jungen, Und wie er einſt geflogen aus, Holt ein Geyer die Jungen heraus, Drauf ward's Neſt leer gefunden.
Wo der Geyer auf'm Dache ſitzt, Gedeihen die Kuͤchlein ſelten, Es war da ein ſeltſam Narrenſpiel, Welcher Fuͤrſt ſeinen Raͤthen traut zu viel, Muß oft es ſelber entgelten.
Altenburg, du feine Stadt, Dich thaͤt er mit Untreu meinen, Da in dir war'n all' Hofleut voll,
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[296[306]/0315]
Beim Trunk hat er's geſungen,
Geſungen!
Er iſt ſein'm Widerſacher von Herzen Feind,
Zu ihm kann er nicht kommen,
Ja kommen.
Der Prinzenraub.
Taͤnzels eurioͤſe Bibliothek. 1705. S. 783.
Wir wolln ein Liedel heben an,
Was ſich hat angeſpunnen,
Wie's im Pleißnerland gar ſchlecht war beſtallt,
Als den jungen Fuͤrſt'n geſchah Gewalt,
Durch Kuntzen von Kauffungen.
Der Adler hat auf'm Fels gebaut
Ein ſchoͤnes Neſt mit Jungen,
Und wie er einſt geflogen aus,
Holt ein Geyer die Jungen heraus,
Drauf ward's Neſt leer gefunden.
Wo der Geyer auf'm Dache ſitzt,
Gedeihen die Kuͤchlein ſelten,
Es war da ein ſeltſam Narrenſpiel,
Welcher Fuͤrſt ſeinen Raͤthen traut zu viel,
Muß oft es ſelber entgelten.
Altenburg, du feine Stadt,
Dich thaͤt er mit Untreu meinen,
Da in dir war'n all' Hofleut voll,
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Arnim, Achim von; Brentano, Clemens: Des Knaben Wunderhorn. Bd. 1. Heidelberg, 1806, S. 296[306]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/arnim_wunderhorn01_1806/315>, abgerufen am 27.11.2024.
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