"Hast du den übertäubet, "So hast du mehr Gewinn, "Wie sehr er sich auch sträubet, "Nimmst du sein Reichthum hin, "Viel eher, als bei mir, "Mir Armen und Verachten, "Ich geb es zu betrachten, "Was meines Stands-Gebühr."
Der Pilger trug Erbarmen, Ließ sich dies machen weiß, Dacht heimlich: Von dem Armen, Erhalt ich keinen Preiß, Eh will ich mit Gewalt Durch ritterliches Kämpfen, Den nächsten Nachbar dämpfen, Giebt ers nicht alsobald.
Gesegnet so den Alten, Und geht von ihm hinweg: Der mocht sich nicht enthalten, Weil jener von dem Zweck In Eil verführet war, Daß er nicht in der Stille, Sich in der grauen Hülle, Zulachte, gut und gar.
Bei so gestalten Sachen, Sah unser Gast zurück, Und sah den Schmutzbart lachen,
„Haſt du den uͤbertaͤubet, „So haſt du mehr Gewinn, „Wie ſehr er ſich auch ſtraͤubet, „Nimmſt du ſein Reichthum hin, „Viel eher, als bei mir, „Mir Armen und Verachten, „Ich geb es zu betrachten, „Was meines Stands-Gebuͤhr.“
Der Pilger trug Erbarmen, Ließ ſich dies machen weiß, Dacht heimlich: Von dem Armen, Erhalt ich keinen Preiß, Eh will ich mit Gewalt Durch ritterliches Kaͤmpfen, Den naͤchſten Nachbar daͤmpfen, Giebt ers nicht alſobald.
Geſegnet ſo den Alten, Und geht von ihm hinweg: Der mocht ſich nicht enthalten, Weil jener von dem Zweck In Eil verfuͤhret war, Daß er nicht in der Stille, Sich in der grauen Huͤlle, Zulachte, gut und gar.
Bei ſo geſtalten Sachen, Sah unſer Gaſt zuruͤck, Und ſah den Schmutzbart lachen,
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[260[270]/0279]
„Haſt du den uͤbertaͤubet,
„So haſt du mehr Gewinn,
„Wie ſehr er ſich auch ſtraͤubet,
„Nimmſt du ſein Reichthum hin,
„Viel eher, als bei mir,
„Mir Armen und Verachten,
„Ich geb es zu betrachten,
„Was meines Stands-Gebuͤhr.“
Der Pilger trug Erbarmen,
Ließ ſich dies machen weiß,
Dacht heimlich: Von dem Armen,
Erhalt ich keinen Preiß,
Eh will ich mit Gewalt
Durch ritterliches Kaͤmpfen,
Den naͤchſten Nachbar daͤmpfen,
Giebt ers nicht alſobald.
Geſegnet ſo den Alten,
Und geht von ihm hinweg:
Der mocht ſich nicht enthalten,
Weil jener von dem Zweck
In Eil verfuͤhret war,
Daß er nicht in der Stille,
Sich in der grauen Huͤlle,
Zulachte, gut und gar.
Bei ſo geſtalten Sachen,
Sah unſer Gaſt zuruͤck,
Und ſah den Schmutzbart lachen,
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Arnim, Achim von; Brentano, Clemens: Des Knaben Wunderhorn. Bd. 1. Heidelberg, 1806, S. 260[270]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/arnim_wunderhorn01_1806/279>, abgerufen am 25.11.2024.
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