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Arnim, Achim von; Brentano, Clemens: Des Knaben Wunderhorn. Bd. 1. Heidelberg, 1806.

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"Auf daß mein Tochter, die einig Erb,
"Noch lebe, nicht so böß verderb."
Das Volk ein groß Geschrey beginnt:
"Einem andern ist auch lieb sein Kind!
"Hältst du mit deiner Tochter nicht
"Den Schluß, den du selbst aufgericht,
"So brennen wir dich zu der Stund
"Sammt deinem Pallast auf den Grund."
Da nun der König Ernst ersah,
Ganz leidig er zu ihnen sprach:
"So gebet mir doch nur acht Tag,
"Daß ich der Tochter Leid beklag."
Darnach sprach er zur Tochter sein:
"Ach Tochter, liebste Tochter mein!
"So muß ich dich jetzt sterben sehn,
"Und all mein Tag in Trauren stehn."
Da nun die Zeit verschwunden war,
Lauft bald das Volk zum Pallast dar,
Und drohet ihm mit Schwerdt und Feuer,
Sie schrien hinauf gar ungeheuer:
"Willst du um deiner Tochter Leben,
"Dein ganzes Volk dem Drachen geben?"
Da es nicht anders möcht gesein,
Gab er zuletzt den Willen drein.

„Auf daß mein Tochter, die einig Erb,
„Noch lebe, nicht ſo boͤß verderb.“
Das Volk ein groß Geſchrey beginnt:
„Einem andern iſt auch lieb ſein Kind!
„Haͤltſt du mit deiner Tochter nicht
„Den Schluß, den du ſelbſt aufgericht,
„So brennen wir dich zu der Stund
„Sammt deinem Pallaſt auf den Grund.“
Da nun der Koͤnig Ernſt erſah,
Ganz leidig er zu ihnen ſprach:
„So gebet mir doch nur acht Tag,
„Daß ich der Tochter Leid beklag.“
Darnach ſprach er zur Tochter ſein:
„Ach Tochter, liebſte Tochter mein!
„So muß ich dich jetzt ſterben ſehn,
„Und all mein Tag in Trauren ſtehn.“
Da nun die Zeit verſchwunden war,
Lauft bald das Volk zum Pallaſt dar,
Und drohet ihm mit Schwerdt und Feuer,
Sie ſchrien hinauf gar ungeheuer:
„Willſt du um deiner Tochter Leben,
„Dein ganzes Volk dem Drachen geben?“
Da es nicht anders moͤcht geſein,
Gab er zuletzt den Willen drein.

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[152/0161] „Auf daß mein Tochter, die einig Erb, „Noch lebe, nicht ſo boͤß verderb.“ Das Volk ein groß Geſchrey beginnt: „Einem andern iſt auch lieb ſein Kind! „Haͤltſt du mit deiner Tochter nicht „Den Schluß, den du ſelbſt aufgericht, „So brennen wir dich zu der Stund „Sammt deinem Pallaſt auf den Grund.“ Da nun der Koͤnig Ernſt erſah, Ganz leidig er zu ihnen ſprach: „So gebet mir doch nur acht Tag, „Daß ich der Tochter Leid beklag.“ Darnach ſprach er zur Tochter ſein: „Ach Tochter, liebſte Tochter mein! „So muß ich dich jetzt ſterben ſehn, „Und all mein Tag in Trauren ſtehn.“ Da nun die Zeit verſchwunden war, Lauft bald das Volk zum Pallaſt dar, Und drohet ihm mit Schwerdt und Feuer, Sie ſchrien hinauf gar ungeheuer: „Willſt du um deiner Tochter Leben, „Dein ganzes Volk dem Drachen geben?“ Da es nicht anders moͤcht geſein, Gab er zuletzt den Willen drein.

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Zitationshilfe: Arnim, Achim von; Brentano, Clemens: Des Knaben Wunderhorn. Bd. 1. Heidelberg, 1806, S. 152. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/arnim_wunderhorn01_1806/161>, abgerufen am 13.10.2024.