"Ein stolzer Degen jung. "Was begegnet dir in der Marke? "Der junge Hildebrandt, "Ja rittest du selb zwölfe, "Von ihm würdst angerannt."
"Und rennet er mich an, "In seinem Uebesmuth, "Zerhau ich seinen grünen Schild, "Das thut ihm nimmer gut, "Zerhau ihm seine Bande, "Mit einem Schriemenschlag, "Daß er's ein ganzes Jahr "Der Mutter klagen mag."
"Und das sollt du nicht thun!" Herr Dieterich wohl spricht, "Denn dieser junge Hildebrandt "Ist mir von Herzen lieb. "Zu ihm sollst freundlich sprechen, "Wohl durch den Willen mein, "Daß er dich lasse reiten, "So lieb ich ihm mag seyn."
Da er zum Rosengarten reit, Wohl in der Berner Mark, Er kam in viel Arbeit; Von einem Helden stark, Von einem Helden jung, Ward er da angerannt.
9.
„Ein ſtolzer Degen jung. „Was begegnet dir in der Marke? „Der junge Hildebrandt, „Ja ritteſt du ſelb zwoͤlfe, „Von ihm wuͤrdſt angerannt.“
„Und rennet er mich an, „In ſeinem Uebesmuth, „Zerhau ich ſeinen gruͤnen Schild, „Das thut ihm nimmer gut, „Zerhau ihm ſeine Bande, „Mit einem Schriemenſchlag, „Daß er's ein ganzes Jahr „Der Mutter klagen mag.“
„Und das ſollt du nicht thun!“ Herr Dieterich wohl ſpricht, „Denn dieſer junge Hildebrandt „Iſt mir von Herzen lieb. „Zu ihm ſollſt freundlich ſprechen, „Wohl durch den Willen mein, „Daß er dich laſſe reiten, „So lieb ich ihm mag ſeyn.“
Da er zum Roſengarten reit, Wohl in der Berner Mark, Er kam in viel Arbeit; Von einem Helden ſtark, Von einem Helden jung, Ward er da angerannt.
9.
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><lgtype="poem"><lgn="2"><pbfacs="#f0138"n="129"/><l>„Ein ſtolzer Degen jung.</l><lb/><l>„Was begegnet dir in der Marke?</l><lb/><l>„Der junge Hildebrandt,</l><lb/><l>„Ja ritteſt du ſelb zwoͤlfe,</l><lb/><l>„Von ihm wuͤrdſt angerannt.“</l></lg><lb/><lgn="3"><l>„Und rennet er mich an,</l><lb/><l>„In ſeinem Uebesmuth,</l><lb/><l>„Zerhau ich ſeinen gruͤnen Schild,</l><lb/><l>„Das thut ihm nimmer gut,</l><lb/><l>„Zerhau ihm ſeine Bande,</l><lb/><l>„Mit einem Schriemenſchlag,</l><lb/><l>„Daß er's ein ganzes Jahr</l><lb/><l>„Der Mutter klagen mag.“</l></lg><lb/><lgn="4"><l>„Und das ſollt du nicht thun!“</l><lb/><l>Herr Dieterich wohl ſpricht,</l><lb/><l>„Denn dieſer junge Hildebrandt</l><lb/><l>„Iſt mir von Herzen lieb.</l><lb/><l>„Zu ihm ſollſt freundlich ſprechen,</l><lb/><l>„Wohl durch den Willen mein,</l><lb/><l>„Daß er dich laſſe reiten,</l><lb/><l>„So lieb ich ihm mag ſeyn.“</l></lg><lb/><lgn="5"><l>Da er zum Roſengarten reit,</l><lb/><l>Wohl in der Berner Mark,</l><lb/><l>Er kam in viel Arbeit;</l><lb/><l>Von einem Helden ſtark,</l><lb/><l>Von einem Helden jung,</l><lb/><l>Ward er da angerannt.</l><lb/><fwplace="bottom"type="sig">9.</fw><lb/></lg></lg></div></div></body></text></TEI>
[129/0138]
„Ein ſtolzer Degen jung.
„Was begegnet dir in der Marke?
„Der junge Hildebrandt,
„Ja ritteſt du ſelb zwoͤlfe,
„Von ihm wuͤrdſt angerannt.“
„Und rennet er mich an,
„In ſeinem Uebesmuth,
„Zerhau ich ſeinen gruͤnen Schild,
„Das thut ihm nimmer gut,
„Zerhau ihm ſeine Bande,
„Mit einem Schriemenſchlag,
„Daß er's ein ganzes Jahr
„Der Mutter klagen mag.“
„Und das ſollt du nicht thun!“
Herr Dieterich wohl ſpricht,
„Denn dieſer junge Hildebrandt
„Iſt mir von Herzen lieb.
„Zu ihm ſollſt freundlich ſprechen,
„Wohl durch den Willen mein,
„Daß er dich laſſe reiten,
„So lieb ich ihm mag ſeyn.“
Da er zum Roſengarten reit,
Wohl in der Berner Mark,
Er kam in viel Arbeit;
Von einem Helden ſtark,
Von einem Helden jung,
Ward er da angerannt.
9.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Arnim, Achim von; Brentano, Clemens: Des Knaben Wunderhorn. Bd. 1. Heidelberg, 1806, S. 129. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/arnim_wunderhorn01_1806/138>, abgerufen am 24.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.