"Spar mich noch eine Weile, "Schon mich noch etlich' Stund!"
Drauf sprach der Tod: "mit nichten, "Ich kehr mich nicht daran, "Es hilft allhier kein Bitten, "Ich nehme Frau und Mann! "Die Kinderlein zieh ich herfür, "Ein jedes muß mir folgen, "Wenn ich klopf an die Thür."
Er nahm sie in der Mitten, Da sie am schwächsten was, Es half bey ihm kein Bitten, Er warf sie in das Graß, Und rührte an ihr junges Herz Da liegt das Mägdlein zarte, Voll bittrer Angst und Schmerz.
Ihr Farb that sie verwandlen, Ihr Aeuglein sie verkehrt Von einer Seit zur andern Warf sie sich auf der Erd, All Wollust ihr vergangen war, Kein Blümlein mehr wollt holen Wohl aus dem grünen Graß.
„Spar mich noch eine Weile, „Schon mich noch etlich' Stund!“
Drauf ſprach der Tod: „mit nichten, „Ich kehr mich nicht daran, „Es hilft allhier kein Bitten, „Ich nehme Frau und Mann! „Die Kinderlein zieh ich herfuͤr, „Ein jedes muß mir folgen, „Wenn ich klopf an die Thuͤr.“
Er nahm ſie in der Mitten, Da ſie am ſchwaͤchſten was, Es half bey ihm kein Bitten, Er warf ſie in das Graß, Und ruͤhrte an ihr junges Herz Da liegt das Maͤgdlein zarte, Voll bittrer Angſt und Schmerz.
Ihr Farb that ſie verwandlen, Ihr Aeuglein ſie verkehrt Von einer Seit zur andern Warf ſie ſich auf der Erd, All Wolluſt ihr vergangen war, Kein Bluͤmlein mehr wollt holen Wohl aus dem gruͤnen Graß.
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><lgtype="poem"><lgn="14"><pbfacs="#f0037"n="28"/><l>„Spar mich noch eine Weile,</l><lb/><l>„Schon mich noch etlich' Stund!“</l></lg><lb/><lgn="15"><l>Drauf ſprach der Tod: „mit nichten,</l><lb/><l>„Ich kehr mich nicht daran,</l><lb/><l>„Es hilft allhier kein Bitten,</l><lb/><l>„Ich nehme Frau und Mann!</l><lb/><l>„Die Kinderlein zieh ich herfuͤr,</l><lb/><l>„Ein jedes muß mir folgen,</l><lb/><l>„Wenn ich klopf an die Thuͤr.“</l></lg><lb/><lgn="16"><l>Er nahm ſie in der Mitten,</l><lb/><l>Da ſie am ſchwaͤchſten was,</l><lb/><l>Es half bey ihm kein Bitten,</l><lb/><l>Er warf ſie in das Graß,</l><lb/><l>Und ruͤhrte an ihr junges Herz</l><lb/><l>Da liegt das Maͤgdlein zarte,</l><lb/><l>Voll bittrer Angſt und Schmerz.</l></lg><lb/><lgn="17"><l>Ihr Farb that ſie verwandlen,</l><lb/><l>Ihr Aeuglein ſie verkehrt</l><lb/><l>Von einer Seit zur andern</l><lb/><l>Warf ſie ſich auf der Erd,</l><lb/><l>All Wolluſt ihr vergangen war,</l><lb/><l>Kein Bluͤmlein mehr wollt holen</l><lb/><l>Wohl aus dem gruͤnen Graß.</l></lg></lg></div><lb/><milestonerendition="#hr"unit="section"/></div></body></text></TEI>
[28/0037]
„Spar mich noch eine Weile,
„Schon mich noch etlich' Stund!“
Drauf ſprach der Tod: „mit nichten,
„Ich kehr mich nicht daran,
„Es hilft allhier kein Bitten,
„Ich nehme Frau und Mann!
„Die Kinderlein zieh ich herfuͤr,
„Ein jedes muß mir folgen,
„Wenn ich klopf an die Thuͤr.“
Er nahm ſie in der Mitten,
Da ſie am ſchwaͤchſten was,
Es half bey ihm kein Bitten,
Er warf ſie in das Graß,
Und ruͤhrte an ihr junges Herz
Da liegt das Maͤgdlein zarte,
Voll bittrer Angſt und Schmerz.
Ihr Farb that ſie verwandlen,
Ihr Aeuglein ſie verkehrt
Von einer Seit zur andern
Warf ſie ſich auf der Erd,
All Wolluſt ihr vergangen war,
Kein Bluͤmlein mehr wollt holen
Wohl aus dem gruͤnen Graß.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Arnim, Achim von; Brentano, Clemens: Des Knaben Wunderhorn. Bd. 1. Heidelberg, 1806, S. 28. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/arnim_wunderhorn01_1806/37>, abgerufen am 27.12.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.