"Ist es die Herzallerliebste dein, "Bring sie zu mir in Saal herein.
"Ich will auftragen Rüb und Kohl." "Frau Mutter, das der Henker hohl, "Ich bin Mosje, den Kohl veracht, "Den Schlüssel gebt, das Huhn ich schlacht."
Die Alte hält den Jungen auf, Springt zu und hält zehn Finger drauf: "Du Bub, das Hühnlein leget frey "Mir alle Tag vier golden Ey.
"Der Bub will alle Tage mehr, "Nun schleppt er gar ein Mädchen her.', "Nun dann Frau Mutter gebet her, "Ein ander Fleisch, das ich verehr."
Die Alte winkt ihm freundlich zu, Der Sohn sich setzt in guter Ruh, Sie schlachtet einen Kater ab, Und bratet ihn am Zauberstab.
Die Jägrin sprach: "Herr Bräutigam, "Solch Wildprett ist mir gar zu zahm, "Es widersteht mir dies Geschlecht, "Ich bleib Mamsell und eß was recht."
"Was Wildpret!" schreit der Bräutigam, Der Kater war von edlem Stamm, "Dies ist und bleibt das Wildpret mein!" Die Jägrin läuft in'n Wald hinein.
„Iſt es die Herzallerliebſte dein, „Bring ſie zu mir in Saal herein.
„Ich will auftragen Ruͤb und Kohl.“ „Frau Mutter, das der Henker hohl, „Ich bin Mosje, den Kohl veracht, „Den Schluͤſſel gebt, das Huhn ich ſchlacht.“
Die Alte haͤlt den Jungen auf, Springt zu und haͤlt zehn Finger drauf: „Du Bub, das Huͤhnlein leget frey „Mir alle Tag vier golden Ey.
„Der Bub will alle Tage mehr, „Nun ſchleppt er gar ein Maͤdchen her.', „Nun dann Frau Mutter gebet her, „Ein ander Fleiſch, das ich verehr.“
Die Alte winkt ihm freundlich zu, Der Sohn ſich ſetzt in guter Ruh, Sie ſchlachtet einen Kater ab, Und bratet ihn am Zauberſtab.
Die Jaͤgrin ſprach: „Herr Braͤutigam, „Solch Wildprett iſt mir gar zu zahm, „Es widerſteht mir dies Geſchlecht, „Ich bleib Mamſell und eß was recht.“
„Was Wildpret!“ ſchreit der Braͤutigam, Der Kater war von edlem Stamm, „Dies iſt und bleibt das Wildpret mein!“ Die Jaͤgrin laͤuft in'n Wald hinein.
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„Iſt es die Herzallerliebſte dein,
„Bring ſie zu mir in Saal herein.
„Ich will auftragen Ruͤb und Kohl.“
„Frau Mutter, das der Henker hohl,
„Ich bin Mosje, den Kohl veracht,
„Den Schluͤſſel gebt, das Huhn ich ſchlacht.“
Die Alte haͤlt den Jungen auf,
Springt zu und haͤlt zehn Finger drauf:
„Du Bub, das Huͤhnlein leget frey
„Mir alle Tag vier golden Ey.
„Der Bub will alle Tage mehr,
„Nun ſchleppt er gar ein Maͤdchen her.',
„Nun dann Frau Mutter gebet her,
„Ein ander Fleiſch, das ich verehr.“
Die Alte winkt ihm freundlich zu,
Der Sohn ſich ſetzt in guter Ruh,
Sie ſchlachtet einen Kater ab,
Und bratet ihn am Zauberſtab.
Die Jaͤgrin ſprach: „Herr Braͤutigam,
„Solch Wildprett iſt mir gar zu zahm,
„Es widerſteht mir dies Geſchlecht,
„Ich bleib Mamſell und eß was recht.“
„Was Wildpret!“ ſchreit der Braͤutigam,
Der Kater war von edlem Stamm,
„Dies iſt und bleibt das Wildpret mein!“
Die Jaͤgrin laͤuft in'n Wald hinein.
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Arnim, Achim von; Brentano, Clemens: Des Knaben Wunderhorn. Bd. 1. Heidelberg, 1806, S. 91. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/arnim_wunderhorn01_1806/100>, abgerufen am 23.02.2025.
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