"Tannhäuser ach, wie sprecht Ihr so, "Bestehet Ihr mich zu schelten? "Sollt ihr noch länger bei uns seyn, "Des Worts müßt Ihr entgelten.
"Tannhäuser wollt Ihr Urlaub han, "Nehmt Urlaub von den Greisen, "Und wo Ihr in dem Land umbfahrn, "Mein Lob das sollt Ihr preisen."
Der Tannhäuser zog wieder aus dem Berg, In Jammer und in Reuen: "Ich will gen Rom in die fromme Stadt, "All auf den Pabst vertrauen.
"Nun fahr ich fröhlich auf die Bahn, "Gott muß es immer walten, "Zu einem Pabst, der heißt Urban, "Ob er mich wolle behalten.
"Herr Pabst Ihr geistlicher Vater mein, "Ich klag Euch meine Sünde, "Die ich mein Tag begangen hab, "Als ich Euch will verkünden.
"Ich bin gewesen ein ganzes Jahr, "Bey Venus einer Frauen, "Nun will ich Beicht und Buß empfahn, "Ob ich möcht Gott anschauen."
Der Pabst hat einen Stecken weiß, Der war vom dürren Zweige:
„Tannhaͤuſer ach, wie ſprecht Ihr ſo, „Beſtehet Ihr mich zu ſchelten? „Sollt ihr noch laͤnger bei uns ſeyn, „Des Worts muͤßt Ihr entgelten.
„Tannhaͤuſer wollt Ihr Urlaub han, „Nehmt Urlaub von den Greiſen, „Und wo Ihr in dem Land umbfahrn, „Mein Lob das ſollt Ihr preiſen.“
Der Tannhaͤuſer zog wieder aus dem Berg, In Jammer und in Reuen: „Ich will gen Rom in die fromme Stadt, „All auf den Pabſt vertrauen.
„Nun fahr ich froͤhlich auf die Bahn, „Gott muß es immer walten, „Zu einem Pabſt, der heißt Urban, „Ob er mich wolle behalten.
„Herr Pabſt Ihr geiſtlicher Vater mein, „Ich klag Euch meine Suͤnde, „Die ich mein Tag begangen hab, „Als ich Euch will verkuͤnden.
„Ich bin geweſen ein ganzes Jahr, „Bey Venus einer Frauen, „Nun will ich Beicht und Buß empfahn, „Ob ich moͤcht Gott anſchauen.“
Der Pabſt hat einen Stecken weiß, Der war vom duͤrren Zweige:
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„Tannhaͤuſer ach, wie ſprecht Ihr ſo,
„Beſtehet Ihr mich zu ſchelten?
„Sollt ihr noch laͤnger bei uns ſeyn,
„Des Worts muͤßt Ihr entgelten.
„Tannhaͤuſer wollt Ihr Urlaub han,
„Nehmt Urlaub von den Greiſen,
„Und wo Ihr in dem Land umbfahrn,
„Mein Lob das ſollt Ihr preiſen.“
Der Tannhaͤuſer zog wieder aus dem Berg,
In Jammer und in Reuen:
„Ich will gen Rom in die fromme Stadt,
„All auf den Pabſt vertrauen.
„Nun fahr ich froͤhlich auf die Bahn,
„Gott muß es immer walten,
„Zu einem Pabſt, der heißt Urban,
„Ob er mich wolle behalten.
„Herr Pabſt Ihr geiſtlicher Vater mein,
„Ich klag Euch meine Suͤnde,
„Die ich mein Tag begangen hab,
„Als ich Euch will verkuͤnden.
„Ich bin geweſen ein ganzes Jahr,
„Bey Venus einer Frauen,
„Nun will ich Beicht und Buß empfahn,
„Ob ich moͤcht Gott anſchauen.“
Der Pabſt hat einen Stecken weiß,
Der war vom duͤrren Zweige:
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Arnim, Achim von; Brentano, Clemens: Des Knaben Wunderhorn. Bd. 1. Heidelberg, 1806, S. 88. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/arnim_wunderhorn01_1806/97>, abgerufen am 30.07.2024.
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