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Arndts, Maria: Der Juhschrei auf der Halseralm. Novelle aus dem bayerischen Gebirgslande. Dresden, 1875.

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gegend als Brautpaar ausfindig gemacht werden sollen; ebenso
suche man eine nette Brautjungfer, eine stattliche Ehrenmutter,
einen noch kräftigen Ehrenvater, witzige Hochzeitssprecher und
hübsche Hochzeitslader. Eine Anzahl guter Spielleute sollen sich
fleißig einüben, und nach Gmund, Schliersee und Miesbach lasse
man durch die Landgerichte Einladungen an Bürger- und Bauern-
familien ergehen, denn in acht Tagen müsse das Fest stattfinden.
Weiter hieß es, daß im Gasthaus das Mahl gekocht werden
solle, damit es ja im Geschmack der Landleute ausfällt, zugleich
sei auch beim Wirth der Versammlungspunkt. Von dort habe
der Hochzeitszug durch die geschmückte Straße ins Schloß zu
ziehen, wo dann Mahl und Tanz in herkömmlicher Weise ge-
halten werden. Sei aber die Braut oder der Bräutigam viel-
leicht arm, so müsse auf des Königs Kosten ein schöner Anzug
eiligst angefertigt werden; denn vom Sparen dürfe bei der
ganzen Sache überhaupt keine Rede sein. -- Ein prüfender
Rath hatte zu bestimmen, wer das schönste Mädel und der
sauberste Bursche der ganzen Gegend sei. Das Erstere bedurfte
nun keiner langen Ueberlegung, denn sogleich wurde einstimmig
als die Blüthe der Jungfrauen des Adlerbauers Resl erklärt.
Wer sollte aber ihr Bräutigam sein? Das war schon schwie-
riger. Jn der Heimath der Resl war allenfalls des Letner's
Leni eine ganz hübsche Kranzeljungfer, aber ein Bursch war
nicht dort, welcher auch nur einigermaßen an die Seite der
schönen Resl gepaßt hätte. Man musterte mit Namen und
Personalbeschreibung die ganze junge Männerwelt, aber Niemand
fand sich, der einer solchen Braut würdig war. Nach einer
kleinen Pause stand der Schmied von Gmund auf und rief leb-
haft, er wisse jetzt den Rechten. Der Wiesbauer Franzel, der
sei unter den Burschen eben so schön, wie die Resl unter den
Mädchen und kein Anderer dürfe ihren Bräutigam vorstellen.
Zwar sei er arm, wohne mit seiner kranken Mutter in einem
kleinen Haus, und eine Kuh und ein hübscher Wiesenfleck seien
sein Hab und Gut. Aber der Bursche sei fleißig und brav,
sein Ruf musterhaft, und da des Königs Großmuth für die
nöthige Ausstattung sorge, so könnten also diese Nebenumstände

gegend als Brautpaar ausfindig gemacht werden ſollen; ebenſo
ſuche man eine nette Brautjungfer, eine ſtattliche Ehrenmutter,
einen noch kräftigen Ehrenvater, witzige Hochzeitsſprecher und
hübſche Hochzeitslader. Eine Anzahl guter Spielleute ſollen ſich
fleißig einüben, und nach Gmund, Schlierſee und Miesbach laſſe
man durch die Landgerichte Einladungen an Bürger- und Bauern-
familien ergehen, denn in acht Tagen müſſe das Feſt ſtattfinden.
Weiter hieß es, daß im Gaſthaus das Mahl gekocht werden
ſolle, damit es ja im Geſchmack der Landleute ausfällt, zugleich
ſei auch beim Wirth der Verſammlungspunkt. Von dort habe
der Hochzeitszug durch die geſchmückte Straße ins Schloß zu
ziehen, wo dann Mahl und Tanz in herkömmlicher Weiſe ge-
halten werden. Sei aber die Braut oder der Bräutigam viel-
leicht arm, ſo müſſe auf des Königs Koſten ein ſchöner Anzug
eiligſt angefertigt werden; denn vom Sparen dürfe bei der
ganzen Sache überhaupt keine Rede ſein. — Ein prüfender
Rath hatte zu beſtimmen, wer das ſchönſte Mädel und der
ſauberſte Burſche der ganzen Gegend ſei. Das Erſtere bedurfte
nun keiner langen Ueberlegung, denn ſogleich wurde einſtimmig
als die Blüthe der Jungfrauen des Adlerbauers Resl erklärt.
Wer ſollte aber ihr Bräutigam ſein? Das war ſchon ſchwie-
riger. Jn der Heimath der Resl war allenfalls des Letner’s
Leni eine ganz hübſche Kranzeljungfer, aber ein Burſch war
nicht dort, welcher auch nur einigermaßen an die Seite der
ſchönen Resl gepaßt hätte. Man muſterte mit Namen und
Perſonalbeſchreibung die ganze junge Männerwelt, aber Niemand
fand ſich, der einer ſolchen Braut würdig war. Nach einer
kleinen Pauſe ſtand der Schmied von Gmund auf und rief leb-
haft, er wiſſe jetzt den Rechten. Der Wiesbauer Franzel, der
ſei unter den Burſchen eben ſo ſchön, wie die Resl unter den
Mädchen und kein Anderer dürfe ihren Bräutigam vorſtellen.
Zwar ſei er arm, wohne mit ſeiner kranken Mutter in einem
kleinen Haus, und eine Kuh und ein hübſcher Wieſenfleck ſeien
ſein Hab und Gut. Aber der Burſche ſei fleißig und brav,
ſein Ruf muſterhaft, und da des Königs Großmuth für die
nöthige Ausſtattung ſorge, ſo könnten alſo dieſe Nebenumſtände

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[0027] gegend als Brautpaar ausfindig gemacht werden ſollen; ebenſo ſuche man eine nette Brautjungfer, eine ſtattliche Ehrenmutter, einen noch kräftigen Ehrenvater, witzige Hochzeitsſprecher und hübſche Hochzeitslader. Eine Anzahl guter Spielleute ſollen ſich fleißig einüben, und nach Gmund, Schlierſee und Miesbach laſſe man durch die Landgerichte Einladungen an Bürger- und Bauern- familien ergehen, denn in acht Tagen müſſe das Feſt ſtattfinden. Weiter hieß es, daß im Gaſthaus das Mahl gekocht werden ſolle, damit es ja im Geſchmack der Landleute ausfällt, zugleich ſei auch beim Wirth der Verſammlungspunkt. Von dort habe der Hochzeitszug durch die geſchmückte Straße ins Schloß zu ziehen, wo dann Mahl und Tanz in herkömmlicher Weiſe ge- halten werden. Sei aber die Braut oder der Bräutigam viel- leicht arm, ſo müſſe auf des Königs Koſten ein ſchöner Anzug eiligſt angefertigt werden; denn vom Sparen dürfe bei der ganzen Sache überhaupt keine Rede ſein. — Ein prüfender Rath hatte zu beſtimmen, wer das ſchönſte Mädel und der ſauberſte Burſche der ganzen Gegend ſei. Das Erſtere bedurfte nun keiner langen Ueberlegung, denn ſogleich wurde einſtimmig als die Blüthe der Jungfrauen des Adlerbauers Resl erklärt. Wer ſollte aber ihr Bräutigam ſein? Das war ſchon ſchwie- riger. Jn der Heimath der Resl war allenfalls des Letner’s Leni eine ganz hübſche Kranzeljungfer, aber ein Burſch war nicht dort, welcher auch nur einigermaßen an die Seite der ſchönen Resl gepaßt hätte. Man muſterte mit Namen und Perſonalbeſchreibung die ganze junge Männerwelt, aber Niemand fand ſich, der einer ſolchen Braut würdig war. Nach einer kleinen Pauſe ſtand der Schmied von Gmund auf und rief leb- haft, er wiſſe jetzt den Rechten. Der Wiesbauer Franzel, der ſei unter den Burſchen eben ſo ſchön, wie die Resl unter den Mädchen und kein Anderer dürfe ihren Bräutigam vorſtellen. Zwar ſei er arm, wohne mit ſeiner kranken Mutter in einem kleinen Haus, und eine Kuh und ein hübſcher Wieſenfleck ſeien ſein Hab und Gut. Aber der Burſche ſei fleißig und brav, ſein Ruf muſterhaft, und da des Königs Großmuth für die nöthige Ausſtattung ſorge, ſo könnten alſo dieſe Nebenumſtände

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Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Andreas Hungeling / https://www.stimm-los.de/: Bereitstellung der Texttranskription. (2020-06-17T10:39:18Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Christian Thomas: Bearbeitung der digitalen Edition. (2020-06-17T10:39:18Z)

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Bogensignaturen: nicht übernommen; Druckfehler: dokumentiert; fremdsprachliches Material: keine Angabe; Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): gekennzeichnet; I/J in Fraktur: wie Vorlage; i/j in Fraktur: keine Angabe; Kolumnentitel: keine Angabe; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): wie Vorlage; Normalisierungen: dokumentiert; rundes r (ꝛ): keine Angabe; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: wie Vorlage; u/v bzw. U/V: keine Angabe; Vokale mit übergest. e: keine Angabe; Vollständigkeit: vollständig erfasst; Zeichensetzung: DTABf-getreu; Zeilenumbrüche markiert: ja;




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Zitationshilfe: Arndts, Maria: Der Juhschrei auf der Halseralm. Novelle aus dem bayerischen Gebirgslande. Dresden, 1875, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/arndts_juhschrei_1875/27>, abgerufen am 23.11.2024.