Arndt, Johann: Vom wahren Christenthumb. Bd. 2. Magdeburg, 1610.

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Trost wie man sich in Geistliche

Nutz der
hohen An
fechtungen.Herren willen allein (es schmecke
gleich süsse oder sawer) für sein höchstes
glück vnd Himmelreich halten/ vnd also
im glück vnd vnglück seine einige freude/
friede/ lust an Gott selbst bloß vnd lauter
allein haben.

2. So ist derwegen hoch noth/ daß wir
elende Würmlein in diesem schmeltz vnd
probier Ofen mehr vmb gedult vnnd still-
halten/ als vmb errettung bitten. Dann
In Anfech
tungen nit
allein vmm
erlösung
sondern
vielmehr
vmb ge-
dult vnnd
bestendig-
keit zu bit-
ten.wann wir einmal die Schlacken vnser
boßheit recht abbrennen lassen/ Hoffart/
Wollust/ Geitz/ Neid/ so können wir
darnach in allem Creutzfewer desto besser
bestehen/ vnd werden vnsern eignen wil-
len in Gottes willen gantz verlieren. Aber
weil wir arme Menschen gar zu schwach
seyn/ vnd die Proba nicht gern außstehen/
so begeren wir offt ehe errettung/ ehe wir
recht warm worden vnnd geleutert seyn.
Vnd wann vns Gott offt nicht wieder
vnsern willen in diesem Ofen des Elen-
des fest hielte/ so würden wir jhm aus der
Proba entlauffen/ vnnd nichts darnach

fragen/

Troſt wie man ſich in Geiſtliche

Nutz der
hohen An
fechtungẽ.Herren willen allein (es ſchmecke
gleich ſuͤſſe oder ſawer) fuͤr ſein hoͤchſtes
gluͤck vnd Himmelreich halten/ vnd alſo
im gluͤck vnd vngluͤck ſeine einige freude/
friede/ luſt an Gott ſelbſt bloß vnd lauter
allein haben.

2. So iſt derwegen hoch noth/ daß wir
elende Wuͤrmlein in dieſem ſchmeltz vnd
probier Ofen mehr vmb gedult vnnd ſtill-
halten/ als vmb errettung bitten. Dann
In Anfech
tungẽ nit
allein vm̃
erloͤſung
ſondern
vielmehr
vmb ge-
dult vnnd
beſtendig-
keit zu bit-
ten.wann wir einmal die Schlacken vnſer
boßheit recht abbrennen laſſen/ Hoffart/
Wolluſt/ Geitz/ Neid/ ſo koͤnnen wir
darnach in allem Creutzfewer deſto beſſer
beſtehen/ vnd werden vnſern eignen wil-
len in Gottes willen gantz verlieren. Aber
weil wir arme Menſchen gar zu ſchwach
ſeyn/ vnd die Proba nicht gern außſtehen/
ſo begeren wir offt ehe errettung/ ehe wir
recht warm worden vnnd geleutert ſeyn.
Vnd wann vns Gott offt nicht wieder
vnſern willen in dieſem Ofen des Elen-
des feſt hielte/ ſo wuͤrden wir jhm aus der
Proba entlauffen/ vnnd nichts darnach

fragen/

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[634/0658] Troſt wie man ſich in Geiſtliche Herren willen allein (es ſchmecke gleich ſuͤſſe oder ſawer) fuͤr ſein hoͤchſtes gluͤck vnd Himmelreich halten/ vnd alſo im gluͤck vnd vngluͤck ſeine einige freude/ friede/ luſt an Gott ſelbſt bloß vnd lauter allein haben. Nutz der hohen An fechtungẽ. 2. So iſt derwegen hoch noth/ daß wir elende Wuͤrmlein in dieſem ſchmeltz vnd probier Ofen mehr vmb gedult vnnd ſtill- halten/ als vmb errettung bitten. Dann wann wir einmal die Schlacken vnſer boßheit recht abbrennen laſſen/ Hoffart/ Wolluſt/ Geitz/ Neid/ ſo koͤnnen wir darnach in allem Creutzfewer deſto beſſer beſtehen/ vnd werden vnſern eignen wil- len in Gottes willen gantz verlieren. Aber weil wir arme Menſchen gar zu ſchwach ſeyn/ vnd die Proba nicht gern außſtehen/ ſo begeren wir offt ehe errettung/ ehe wir recht warm worden vnnd geleutert ſeyn. Vnd wann vns Gott offt nicht wieder vnſern willen in dieſem Ofen des Elen- des feſt hielte/ ſo wuͤrden wir jhm aus der Proba entlauffen/ vnnd nichts darnach fragen/ In Anfech tungẽ nit allein vm̃ erloͤſung ſondern vielmehr vmb ge- dult vnnd beſtendig- keit zu bit- ten.

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Zitationshilfe:	Arndt, Johann: Vom wahren Christenthumb. Bd. 2. Magdeburg, 1610, S. 634. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/arndt_christentum02_1610/658>, abgerufen am 25.11.2024.

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