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Arndt, Johann: Vom wahren Christenthumb. Bd. 2. Magdeburg, 1610.

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Gottes vnseilbare Warheit/

Wir lesen im Propheten Jeremia
am 9. daß für der Babylonischen Ge-
fengnüß/ ehe Jerusalem zum ersten mal
verstöret/ das Land verwüstet/ vnnd die
Juden gefenglich gen Babylon gefüh-
ret/ neben der Sünde der Abgötterey/ da-
mit sie diese Straffe verdienet haben/
auch mechtig im schwang gangen sey vn-
trew/ lügen/ falschheit/ feindschafft/ haß/
neid/ vnd das alle Liebe ist erkaltet/ vnd er-
loschen gewest. Dann wann das geschicht/
so ist Gott aus einem Lande vnd Stadt
hinweg/ ja aus der Menschen Hertzen.
Gott ist
die Liebe
darumb
wo keine
Liebe ist/
Da ist Gott
nit da fol-
get das
verderben.
Vnd darauff folget der vntergang. Denn
so spricht der Prophet Jeremias am 9.
Ein jeglicher hüte sich für seinem Freun-
de/ vnd vertrawe auch seinem Bruder nit.
Dann ein Bruder vnterdrucket den an-
dern/ vnnd ein Freund verachtet den an-
dern. Ein Freund teuschet den andern/
vnd reden kein war Wort. Sie befleissi-
gen sich darauff/ wie einer den andern be-
triege/ vnnd ist jhnen leid/ daß sie es nicht
erger machen können. Ihre falsche Zun-

gen
Gottes vnſeilbare Warheit/

Wir leſen im Propheten Jeremia
am 9. daß fuͤr der Babyloniſchen Ge-
fengnuͤß/ ehe Jeruſalem zum erſten mal
verſtoͤret/ das Land verwuͤſtet/ vnnd die
Juden gefenglich gen Babylon gefuͤh-
ret/ neben der Suͤnde der Abgoͤtterey/ da-
mit ſie dieſe Straffe verdienet haben/
auch mechtig im ſchwang gangen ſey vn-
trew/ luͤgen/ falſchheit/ feindſchafft/ haß/
neid/ vnd das alle Liebe iſt erkaltet/ vnd er-
loſchen geweſt. Dann wañ das geſchicht/
ſo iſt Gott aus einem Lande vnd Stadt
hinweg/ ja aus der Menſchen Hertzen.
Gott iſt
die Liebe
darumb
wo keine
Liebe iſt/
Da iſt Gott
nit da fol-
get das
verderbẽ.
Vnd darauff folget der vntergang. Deñ
ſo ſpricht der Prophet Jeremias am 9.
Ein jeglicher huͤte ſich fuͤr ſeinem Freun-
de/ vnd vertrawe auch ſeinem Bruder nit.
Dann ein Bruder vnterdrucket den an-
dern/ vnnd ein Freund verachtet den an-
dern. Ein Freund teuſchet den andern/
vnd reden kein war Wort. Sie befleiſſi-
gen ſich darauff/ wie einer den andern be-
triege/ vnnd iſt jhnen leid/ daß ſie es nicht
erger machen koͤnnen. Ihre falſche Zun-

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[580/0604] Gottes vnſeilbare Warheit/ Wir leſen im Propheten Jeremia am 9. daß fuͤr der Babyloniſchen Ge- fengnuͤß/ ehe Jeruſalem zum erſten mal verſtoͤret/ das Land verwuͤſtet/ vnnd die Juden gefenglich gen Babylon gefuͤh- ret/ neben der Suͤnde der Abgoͤtterey/ da- mit ſie dieſe Straffe verdienet haben/ auch mechtig im ſchwang gangen ſey vn- trew/ luͤgen/ falſchheit/ feindſchafft/ haß/ neid/ vnd das alle Liebe iſt erkaltet/ vnd er- loſchen geweſt. Dann wañ das geſchicht/ ſo iſt Gott aus einem Lande vnd Stadt hinweg/ ja aus der Menſchen Hertzen. Vnd darauff folget der vntergang. Deñ ſo ſpricht der Prophet Jeremias am 9. Ein jeglicher huͤte ſich fuͤr ſeinem Freun- de/ vnd vertrawe auch ſeinem Bruder nit. Dann ein Bruder vnterdrucket den an- dern/ vnnd ein Freund verachtet den an- dern. Ein Freund teuſchet den andern/ vnd reden kein war Wort. Sie befleiſſi- gen ſich darauff/ wie einer den andern be- triege/ vnnd iſt jhnen leid/ daß ſie es nicht erger machen koͤnnen. Ihre falſche Zun- gen Gott iſt die Liebe darumb wo keine Liebe iſt/ Da iſt Gott nit da fol- get das verderbẽ.

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Zitationshilfe: Arndt, Johann: Vom wahren Christenthumb. Bd. 2. Magdeburg, 1610, S. 580. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/arndt_christentum02_1610/604>, abgerufen am 04.05.2024.