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Arndt, Johann: Vom wahren Christenthumb. Bd. 2. Magdeburg, 1610.

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Von der edlen Tugende der Liebe
Jerem. 32.ders kan sie nicht/ gleich wie Gott der
Herr spricht: Es sol meine lust seyn/
daß ich euch guts thue. Warumb? Weil
Gott die Liebe selbst ist/ die nichts anders
thun kan dann was sie selbst ist. Vnd das
ist ein Zeichen der rechten reinen Liebe.
Dann diese Liebe sagt nicht: Ich bin diß
oder das nicht schüldig zu thun: Son-
dern wo kein Gesetz ist/ da machet sie jhr
selbst ein Gesetz/ auff daß sie nur viel gu-
tes thun müge. Dann sonst bliebe die Lie-
be nicht Liebe.

Warumb
Gott nit
müde
wird gu-
tes zuthun.

Darauß ist nun offenbar/ wie doch
Gott der Allmechtige nicht müde wird
gutes zuthun/ vnd warumb er das vnend-
liche Gut ist/ so nimer auffhöret. Dann
er ist die ewige Liebe/ die nicht auffhören
kan gutes zuthun/ sonst hörte Gott auff
die Liebe zu seyn. Darumb/ wann auch
Gottstraffet vnd züchtiget/ so machet er
doch auß dem bösen alles gutes/ vnd rich-
tets zum guten Ende/ vnd zu vnserer Se-
ligkeit/ alles auß lauter Liebe.

Diese reine Liebe Gottes machet dann

recht-

Von der edlen Tugende der Liebe
Jerem. 32.ders kan ſie nicht/ gleich wie Gott der
Herr ſpricht: Es ſol meine luſt ſeyn/
daß ich euch guts thue. Warumb? Weil
Gott die Liebe ſelbſt iſt/ die nichts anders
thun kan dann was ſie ſelbſt iſt. Vnd das
iſt ein Zeichen der rechten reinen Liebe.
Dann dieſe Liebe ſagt nicht: Ich bin diß
oder das nicht ſchuͤldig zu thun: Son-
dern wo kein Geſetz iſt/ da machet ſie jhr
ſelbſt ein Geſetz/ auff daß ſie nur viel gu-
tes thun muͤge. Dann ſonſt bliebe die Lie-
be nicht Liebe.

Warumb
Gott nit
muͤde
wird gu-
tes zuthũ.

Darauß iſt nun offenbar/ wie doch
Gott der Allmechtige nicht muͤde wird
gutes zuthun/ vnd warumb er das vnend-
liche Gut iſt/ ſo nimer auffhoͤret. Dann
er iſt die ewige Liebe/ die nicht auffhoͤren
kan gutes zuthun/ ſonſt hoͤrte Gott auff
die Liebe zu ſeyn. Darumb/ wann auch
Gottſtraffet vnd zuͤchtiget/ ſo machet er
doch auß dem boͤſen alles gutes/ vnd rich-
tets zum guten Ende/ vnd zu vnſerer Se-
ligkeit/ alles auß lauter Liebe.

Dieſe reine Liebe Gottes machet dann

recht-
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[272/0296] Von der edlen Tugende der Liebe ders kan ſie nicht/ gleich wie Gott der Herr ſpricht: Es ſol meine luſt ſeyn/ daß ich euch guts thue. Warumb? Weil Gott die Liebe ſelbſt iſt/ die nichts anders thun kan dann was ſie ſelbſt iſt. Vnd das iſt ein Zeichen der rechten reinen Liebe. Dann dieſe Liebe ſagt nicht: Ich bin diß oder das nicht ſchuͤldig zu thun: Son- dern wo kein Geſetz iſt/ da machet ſie jhr ſelbſt ein Geſetz/ auff daß ſie nur viel gu- tes thun muͤge. Dann ſonſt bliebe die Lie- be nicht Liebe. Jerem. 32. Darauß iſt nun offenbar/ wie doch Gott der Allmechtige nicht muͤde wird gutes zuthun/ vnd warumb er das vnend- liche Gut iſt/ ſo nimer auffhoͤret. Dann er iſt die ewige Liebe/ die nicht auffhoͤren kan gutes zuthun/ ſonſt hoͤrte Gott auff die Liebe zu ſeyn. Darumb/ wann auch Gottſtraffet vnd zuͤchtiget/ ſo machet er doch auß dem boͤſen alles gutes/ vnd rich- tets zum guten Ende/ vnd zu vnſerer Se- ligkeit/ alles auß lauter Liebe. Dieſe reine Liebe Gottes machet dann recht-

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Zitationshilfe: Arndt, Johann: Vom wahren Christenthumb. Bd. 2. Magdeburg, 1610, S. 272. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/arndt_christentum02_1610/296>, abgerufen am 23.11.2024.