Arent, Wilhelm (Hrsg.): Moderne Dichter-Charaktere. Leipzig, [1885].Friedrich Adler. Am Morgen. Originalbeitrag. Trüb der Morgen und kalt. Ueber die Wiesen schweifen Feuchte Nebelstreifen; Auf den Bergen ringsum Liegen Wolken geballt, Grau und stumm. Mühsam Gegen die dunklen Schatten, Halb wagend, Halb zagend, Sendet Sonne den matten, Bebenden Strahl. Nieder in's Thal Röthlich bricht Hier und dort unsicheres Licht ... Kämpfen muß die herrlichste Gluth, Die hehrste Feindin irdischer Fehle: Muth, Muth, Arme ringende Menschenseele! Friedrich Adler. Am Morgen. Originalbeitrag. Trüb der Morgen und kalt. Ueber die Wieſen ſchweifen Feuchte Nebelſtreifen; Auf den Bergen ringsum Liegen Wolken geballt, Grau und ſtumm. Mühſam Gegen die dunklen Schatten, Halb wagend, Halb zagend, Sendet Sonne den matten, Bebenden Strahl. Nieder in’s Thal Röthlich bricht Hier und dort unſicheres Licht … Kämpfen muß die herrlichſte Gluth, Die hehrſte Feindin irdiſcher Fehle: Muth, Muth, Arme ringende Menſchenſeele! <TEI> <text> <body> <pb facs="#f0098" n="[80]"/> <div n="1"> <head> <hi rendition="#b">Friedrich Adler.</hi> </head><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> <div n="2"> <head> <hi rendition="#b">Am Morgen.</hi> </head><lb/> <p> <hi rendition="#c">Originalbeitrag.</hi> </p><lb/> <lg type="poem"> <lg n="1"> <l><hi rendition="#in">T</hi>rüb der Morgen und kalt.</l><lb/> <l>Ueber die Wieſen ſchweifen</l><lb/> <l>Feuchte Nebelſtreifen;</l><lb/> <l>Auf den Bergen ringsum</l><lb/> <l>Liegen Wolken geballt,</l><lb/> <l>Grau und ſtumm.</l><lb/> <l>Mühſam</l><lb/> <l>Gegen die dunklen Schatten,</l><lb/> <l>Halb wagend,</l><lb/> <l>Halb zagend,</l><lb/> <l>Sendet Sonne den matten,</l><lb/> <l>Bebenden Strahl.</l><lb/> <l>Nieder in’s Thal</l><lb/> <l>Röthlich bricht</l><lb/> <l>Hier und dort unſicheres Licht …</l><lb/> <l><hi rendition="#g">Kämpfen</hi> muß die herrlichſte Gluth,</l><lb/> <l>Die hehrſte Feindin irdiſcher Fehle:</l> </lg><lb/> <lg n="2"> <l>Muth, Muth,</l><lb/> <l>Arme ringende Menſchenſeele!</l> </lg> </lg> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> </div> </body> </text> </TEI> [[80]/0098]
Friedrich Adler.
Am Morgen.
Originalbeitrag.
Trüb der Morgen und kalt.
Ueber die Wieſen ſchweifen
Feuchte Nebelſtreifen;
Auf den Bergen ringsum
Liegen Wolken geballt,
Grau und ſtumm.
Mühſam
Gegen die dunklen Schatten,
Halb wagend,
Halb zagend,
Sendet Sonne den matten,
Bebenden Strahl.
Nieder in’s Thal
Röthlich bricht
Hier und dort unſicheres Licht …
Kämpfen muß die herrlichſte Gluth,
Die hehrſte Feindin irdiſcher Fehle:
Muth, Muth,
Arme ringende Menſchenſeele!
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