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Arent, Wilhelm (Hrsg.): Moderne Dichter-Charaktere. Leipzig, [1885].

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Julius Hart.
Die Glocken tönen und läuten
Leise ins stille Gemach,
Sie läuten und rufen den Frühling
Im klopfenden Busen wach.
Und von den Blättern der Bibel
Hebe ich träumend mein Haupt, --
Und schaue des Heilands Augen,
Den längst ich gestorben geglaubt.
Ich sehe die rothen Wunden
Und den bleichen, friedlichen Mund,
Und um die Schläfe geflochten
Der Dornen blutigen Bund.
Ich trinke von seinen Augen
Der Thränen schmerzliche Glut, ...
Und fühle, wie sanft seine Rechte
Auf meinem Haupte ruht . . . . .
Unnahbar unendliche Gottheit,
Sind's wilde Schmerzen allein,
Die von dir reden und zeugen
Und deinem göttlichen Sein?
Sind's nur die Schauer des Todes,
Aus denen dein Mund uns spricht,
Und strahlt nicht auch leuchtend im Frühling
Dein himmlisches Angesicht?
Die Glocken tönen und läuten,
Es webt und quillt in der Luft,
Rings flüstert ein süßer Zauber,
Und strömt ein Rosenduft.
Durch meine Seele ergießt sich's
Wie lodernder Rosenschein . . . .
Du süße, du schöne, du hohe
Geliebte, da dachte ich dein!


Julius Hart.
Die Glocken tönen und läuten
Leiſe ins ſtille Gemach,
Sie läuten und rufen den Frühling
Im klopfenden Buſen wach.
Und von den Blättern der Bibel
Hebe ich träumend mein Haupt, —
Und ſchaue des Heilands Augen,
Den längſt ich geſtorben geglaubt.
Ich ſehe die rothen Wunden
Und den bleichen, friedlichen Mund,
Und um die Schläfe geflochten
Der Dornen blutigen Bund.
Ich trinke von ſeinen Augen
Der Thränen ſchmerzliche Glut, …
Und fühle, wie ſanft ſeine Rechte
Auf meinem Haupte ruht . . . . .
Unnahbar unendliche Gottheit,
Sind’s wilde Schmerzen allein,
Die von dir reden und zeugen
Und deinem göttlichen Sein?
Sind’s nur die Schauer des Todes,
Aus denen dein Mund uns ſpricht,
Und ſtrahlt nicht auch leuchtend im Frühling
Dein himmliſches Angeſicht?
Die Glocken tönen und läuten,
Es webt und quillt in der Luft,
Rings flüſtert ein ſüßer Zauber,
Und ſtrömt ein Roſenduft.
Durch meine Seele ergießt ſich’s
Wie lodernder Roſenſchein . . . .
Du ſüße, du ſchöne, du hohe
Geliebte, da dachte ich dein!


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[53/0071] Julius Hart. Die Glocken tönen und läuten Leiſe ins ſtille Gemach, Sie läuten und rufen den Frühling Im klopfenden Buſen wach. Und von den Blättern der Bibel Hebe ich träumend mein Haupt, — Und ſchaue des Heilands Augen, Den längſt ich geſtorben geglaubt. Ich ſehe die rothen Wunden Und den bleichen, friedlichen Mund, Und um die Schläfe geflochten Der Dornen blutigen Bund. Ich trinke von ſeinen Augen Der Thränen ſchmerzliche Glut, … Und fühle, wie ſanft ſeine Rechte Auf meinem Haupte ruht . . . . . Unnahbar unendliche Gottheit, Sind’s wilde Schmerzen allein, Die von dir reden und zeugen Und deinem göttlichen Sein? Sind’s nur die Schauer des Todes, Aus denen dein Mund uns ſpricht, Und ſtrahlt nicht auch leuchtend im Frühling Dein himmliſches Angeſicht? Die Glocken tönen und läuten, Es webt und quillt in der Luft, Rings flüſtert ein ſüßer Zauber, Und ſtrömt ein Roſenduft. Durch meine Seele ergießt ſich’s Wie lodernder Roſenſchein . . . . Du ſüße, du ſchöne, du hohe Geliebte, da dachte ich dein!

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Zitationshilfe: Arent, Wilhelm (Hrsg.): Moderne Dichter-Charaktere. Leipzig, [1885], S. 53. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/arent_dichtercharaktere_1885/71>, abgerufen am 03.12.2024.