Arent, Wilhelm (Hrsg.): Moderne Dichter-Charaktere. Leipzig, [1885].Wilhelm Arent. Mir, der ich arm bin, So arm bin, wie Niemand?! Wann erhebst du dein Haupt, Aus Nebel und Sturm Dein lichtmächtiges Haupt, Du Erkenntniß der Wahrheit Die ist und die sein wird? ... Wann winkst du Oase, Du Mährcheninsel, Voll paradiesischer Auen, Dem Wüstenpilger, Der müde des Kampfes Des irdischen Kampfes Ohne Rettungsstern Hinsinkt, in das Nichts starrt? Wann reifst du entgegen Dem Labebedürftigen O Thaufrucht der Liebe?! Wann werd' ich erwachen, Holdselig erwachen, Dir im Schooße erwachen, Du unendliche Wonne?! Wann werd' ich Sie schauen In all' ihrer Schönheit Liebreiz und Anmuth, Die aus dem Kelch jeder Blume Entgegen mir duftet, Und zu mir spricht Aus der Nachtigall Schluchzen, Dem Flüstern des Maiwinds, Jedem Machtwort der Schöpfung?! -- -- -- -- -- -- -- -- -- -- -- -- Mit dem Schrei der Erlösung Fliegt ihr entgegen Die verschmachtende Seele; Leib reißt sich an Leib ... Es sättigen sich endlich Im Rausch der Verzückung Die taumelnden Sinne. Hinsterben die Pulse ... Wilhelm Arent. Mir, der ich arm bin, So arm bin, wie Niemand?! Wann erhebſt du dein Haupt, Aus Nebel und Sturm Dein lichtmächtiges Haupt, Du Erkenntniß der Wahrheit Die iſt und die ſein wird? … Wann winkſt du Oaſe, Du Mährcheninſel, Voll paradieſiſcher Auen, Dem Wüſtenpilger, Der müde des Kampfes Des irdiſchen Kampfes Ohne Rettungsſtern Hinſinkt, in das Nichts ſtarrt? Wann reifſt du entgegen Dem Labebedürftigen O Thaufrucht der Liebe?! Wann werd’ ich erwachen, Holdſelig erwachen, Dir im Schooße erwachen, Du unendliche Wonne?! Wann werd’ ich Sie ſchauen In all’ ihrer Schönheit Liebreiz und Anmuth, Die aus dem Kelch jeder Blume Entgegen mir duftet, Und zu mir ſpricht Aus der Nachtigall Schluchzen, Dem Flüſtern des Maiwinds, Jedem Machtwort der Schöpfung?! — — — — — — — — — — — — Mit dem Schrei der Erlöſung Fliegt ihr entgegen Die verſchmachtende Seele; Leib reißt ſich an Leib … Es ſättigen ſich endlich Im Rauſch der Verzückung Die taumelnden Sinne. Hinſterben die Pulſe … <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <lg type="poem"> <lg n="1"> <pb facs="#f0034" n="16"/> <fw place="top" type="header">Wilhelm Arent.</fw><lb/> <l>Mir, der ich arm bin,</l><lb/> <l>So arm bin, wie Niemand?!</l><lb/> <l>Wann erhebſt du dein Haupt,</l><lb/> <l>Aus Nebel und Sturm</l><lb/> <l>Dein lichtmächtiges Haupt,</l><lb/> <l>Du Erkenntniß der Wahrheit</l><lb/> <l>Die iſt und die ſein wird? …</l><lb/> <l>Wann winkſt du Oaſe,</l><lb/> <l>Du Mährcheninſel,</l><lb/> <l>Voll paradieſiſcher Auen,</l><lb/> <l>Dem Wüſtenpilger,</l><lb/> <l>Der müde des Kampfes</l><lb/> <l>Des irdiſchen Kampfes</l><lb/> <l>Ohne Rettungsſtern</l><lb/> <l>Hinſinkt, in das Nichts ſtarrt?</l><lb/> <l>Wann reifſt du entgegen</l><lb/> <l>Dem Labebedürftigen</l><lb/> <l>O Thaufrucht der Liebe?!</l><lb/> <l>Wann werd’ ich erwachen,</l><lb/> <l>Holdſelig erwachen,</l><lb/> <l>Dir im Schooße erwachen,</l><lb/> <l>Du unendliche Wonne?!</l><lb/> <l>Wann werd’ ich <hi rendition="#g">Sie</hi> ſchauen</l><lb/> <l>In all’ ihrer Schönheit</l><lb/> <l>Liebreiz und Anmuth,</l><lb/> <l>Die aus dem Kelch jeder Blume</l><lb/> <l>Entgegen mir duftet,</l><lb/> <l>Und zu mir ſpricht</l><lb/> <l>Aus der Nachtigall Schluchzen,</l><lb/> <l>Dem Flüſtern des Maiwinds,</l><lb/> <l>Jedem Machtwort der Schöpfung?!</l><lb/> <l>— — — — — — — — — — — —</l><lb/> <l>Mit dem Schrei der Erlöſung</l><lb/> <l>Fliegt ihr entgegen</l><lb/> <l>Die verſchmachtende Seele;</l><lb/> <l>Leib reißt ſich an Leib …</l><lb/> <l>Es ſättigen ſich endlich</l><lb/> <l>Im Rauſch der Verzückung</l><lb/> <l>Die taumelnden Sinne.</l><lb/> <l>Hinſterben die Pulſe …</l><lb/> </lg> </lg> </div> </div> </body> </text> </TEI> [16/0034]
Wilhelm Arent.
Mir, der ich arm bin,
So arm bin, wie Niemand?!
Wann erhebſt du dein Haupt,
Aus Nebel und Sturm
Dein lichtmächtiges Haupt,
Du Erkenntniß der Wahrheit
Die iſt und die ſein wird? …
Wann winkſt du Oaſe,
Du Mährcheninſel,
Voll paradieſiſcher Auen,
Dem Wüſtenpilger,
Der müde des Kampfes
Des irdiſchen Kampfes
Ohne Rettungsſtern
Hinſinkt, in das Nichts ſtarrt?
Wann reifſt du entgegen
Dem Labebedürftigen
O Thaufrucht der Liebe?!
Wann werd’ ich erwachen,
Holdſelig erwachen,
Dir im Schooße erwachen,
Du unendliche Wonne?!
Wann werd’ ich Sie ſchauen
In all’ ihrer Schönheit
Liebreiz und Anmuth,
Die aus dem Kelch jeder Blume
Entgegen mir duftet,
Und zu mir ſpricht
Aus der Nachtigall Schluchzen,
Dem Flüſtern des Maiwinds,
Jedem Machtwort der Schöpfung?!
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Mit dem Schrei der Erlöſung
Fliegt ihr entgegen
Die verſchmachtende Seele;
Leib reißt ſich an Leib …
Es ſättigen ſich endlich
Im Rauſch der Verzückung
Die taumelnden Sinne.
Hinſterben die Pulſe …
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