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Arent, Wilhelm (Hrsg.): Moderne Dichter-Charaktere. Leipzig, [1885].

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Wolfgang Kirchbach.
Riesenprügelei.
Er stand vor einer Schmiede tief im Walde
Und schaute durch die ruß'ge Fensterhöhle,
Wo drinnen riesige Gestalten regsam
Mit langen Haken schürten wilde Gluthen,
Wo fauchend in die Flamme fuhr der Sturmwind,
Der aus dem Blasebalg gewaltig schnob,
Wo glühend Eisen schleppend trug ein Riese
Und auf den Ambos legte und der Andre
Den wucht'gen Hammer in die Höhe schwang
Und seine Sehnen kraftvoll dehnend reckte
Und klingend, schmetternd auf das sprühende Eisen
Den Hammer warf, indeß der Flamme Glühen
Des Mannes Antlitz purpurroth umschien.
Da staunt er ob der kräftigen Gesellen
Und mächtig faßte ihn der Anblick an,
Der riesenhafte und vulkanisch-schöne.
Da trat ein schwarzer Kerl her aus der Schmiede
Zu ihm, der fuhr ihn höhnisch lachend an:
"Was gaffst du hier, du Milchgesicht, gewaschnes?!
Kannst du den Hammer schwingen? Was? Und nieder
Den Ambos schmettern, daß der Boden raucht?
Heb dich hinweg, sonst haucht der Blasebalg
Dich wie ein Stückchen Wolle aus dem Wege!"
Und sprach's und packte zu und warf ihn nieder
Und prügelt ihn nach Leibeskräften durch.
Es traten die Gesellen in das Thor hin
Und lachten vor Vergnügen, daß die Sterne
Vom Dröhnen der Erschütt'rung zitternd bebten
Und fast vor Schreck herabgefallen wären.
Sternschnuppen fielen wie die Prügel nieder,
Der Mond verzog sein breites Angesicht
Und lachte, daß die heitren Thränen nieder
In weißem Schimmer auf die Bäume flossen
Und in den Teich in hellen Tropfen fielen.
Es lächelte der Teich sogar in Wellen
Und sah den Mond verständnißinnig an
Wolfgang Kirchbach.
Rieſenprügelei.
Er ſtand vor einer Schmiede tief im Walde
Und ſchaute durch die ruß’ge Fenſterhöhle,
Wo drinnen rieſige Geſtalten regſam
Mit langen Haken ſchürten wilde Gluthen,
Wo fauchend in die Flamme fuhr der Sturmwind,
Der aus dem Blaſebalg gewaltig ſchnob,
Wo glühend Eiſen ſchleppend trug ein Rieſe
Und auf den Ambos legte und der Andre
Den wucht’gen Hammer in die Höhe ſchwang
Und ſeine Sehnen kraftvoll dehnend reckte
Und klingend, ſchmetternd auf das ſprühende Eiſen
Den Hammer warf, indeß der Flamme Glühen
Des Mannes Antlitz purpurroth umſchien.
Da ſtaunt er ob der kräftigen Geſellen
Und mächtig faßte ihn der Anblick an,
Der rieſenhafte und vulkaniſch-ſchöne.
Da trat ein ſchwarzer Kerl her aus der Schmiede
Zu ihm, der fuhr ihn höhniſch lachend an:
„Was gaffſt du hier, du Milchgeſicht, gewaſchnes?!
Kannſt du den Hammer ſchwingen? Was? Und nieder
Den Ambos ſchmettern, daß der Boden raucht?
Heb dich hinweg, ſonſt haucht der Blaſebalg
Dich wie ein Stückchen Wolle aus dem Wege!“
Und ſprach’s und packte zu und warf ihn nieder
Und prügelt ihn nach Leibeskräften durch.
Es traten die Geſellen in das Thor hin
Und lachten vor Vergnügen, daß die Sterne
Vom Dröhnen der Erſchütt’rung zitternd bebten
Und faſt vor Schreck herabgefallen wären.
Sternſchnuppen fielen wie die Prügel nieder,
Der Mond verzog ſein breites Angeſicht
Und lachte, daß die heitren Thränen nieder
In weißem Schimmer auf die Bäume floſſen
Und in den Teich in hellen Tropfen fielen.
Es lächelte der Teich ſogar in Wellen
Und ſah den Mond verſtändnißinnig an
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[269/0287] Wolfgang Kirchbach. Rieſenprügelei. Er ſtand vor einer Schmiede tief im Walde Und ſchaute durch die ruß’ge Fenſterhöhle, Wo drinnen rieſige Geſtalten regſam Mit langen Haken ſchürten wilde Gluthen, Wo fauchend in die Flamme fuhr der Sturmwind, Der aus dem Blaſebalg gewaltig ſchnob, Wo glühend Eiſen ſchleppend trug ein Rieſe Und auf den Ambos legte und der Andre Den wucht’gen Hammer in die Höhe ſchwang Und ſeine Sehnen kraftvoll dehnend reckte Und klingend, ſchmetternd auf das ſprühende Eiſen Den Hammer warf, indeß der Flamme Glühen Des Mannes Antlitz purpurroth umſchien. Da ſtaunt er ob der kräftigen Geſellen Und mächtig faßte ihn der Anblick an, Der rieſenhafte und vulkaniſch-ſchöne. Da trat ein ſchwarzer Kerl her aus der Schmiede Zu ihm, der fuhr ihn höhniſch lachend an: „Was gaffſt du hier, du Milchgeſicht, gewaſchnes?! Kannſt du den Hammer ſchwingen? Was? Und nieder Den Ambos ſchmettern, daß der Boden raucht? Heb dich hinweg, ſonſt haucht der Blaſebalg Dich wie ein Stückchen Wolle aus dem Wege!“ Und ſprach’s und packte zu und warf ihn nieder Und prügelt ihn nach Leibeskräften durch. Es traten die Geſellen in das Thor hin Und lachten vor Vergnügen, daß die Sterne Vom Dröhnen der Erſchütt’rung zitternd bebten Und faſt vor Schreck herabgefallen wären. Sternſchnuppen fielen wie die Prügel nieder, Der Mond verzog ſein breites Angeſicht Und lachte, daß die heitren Thränen nieder In weißem Schimmer auf die Bäume floſſen Und in den Teich in hellen Tropfen fielen. Es lächelte der Teich ſogar in Wellen Und ſah den Mond verſtändnißinnig an

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Zitationshilfe: Arent, Wilhelm (Hrsg.): Moderne Dichter-Charaktere. Leipzig, [1885], S. 269. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/arent_dichtercharaktere_1885/287>, abgerufen am 23.11.2024.