Arent, Wilhelm (Hrsg.): Moderne Dichter-Charaktere. Leipzig, [1885].Wolfang Kirchbach. Psalm der Trauer. Mit Klagen wein' ich des Menschen Loos, Denn mit Schmerzen gebärt ihn der Mutter Leib Und Schmerzen geleiten zum Grab ihn. Und es heulen, dem Armen, von hohler Noth Blasend die Stürme des Lebens ihm; Was er schaffend zur That vollbringt, Schlägt mit Leid der Genossen Brust, Und es faßt ihn des Todes Faust, Reißt ihn krallend herab zum Grund, Modernd im schweigenden Grabesdunst Schlummert der Staub Beim Staube. Und was der Staub Jubelnd psalmierte, verzweifelnd schrie, Herrlicher Geister schaffender Traum Ist verronnen in Lüfte der Zeit, Wie sich von Blumen verhaucht ein Duft, Süßer Ton in der Ferne verhallt Und du schaust nicht, wohin! Wohin?! Was quält den Staub, Daß er sich baut zum Tempel des Geistes, Darinnen Göttergefühle entfacht Zehren am Erdenstoffe des Leib's? Ach, es seufzet das Leben nach Tod. Und der Tod Würget in Ewigkeit. -- Resignation. Mögen Andre ihrer Seele Blüthen Und des Lebens Ruheglück, Deren Herzen nach dem Lorbeer glühten, Weihen dem Geschick. Wolfang Kirchbach. Pſalm der Trauer. Mit Klagen wein’ ich des Menſchen Loos, Denn mit Schmerzen gebärt ihn der Mutter Leib Und Schmerzen geleiten zum Grab ihn. Und es heulen, dem Armen, von hohler Noth Blaſend die Stürme des Lebens ihm; Was er ſchaffend zur That vollbringt, Schlägt mit Leid der Genoſſen Bruſt, Und es faßt ihn des Todes Fauſt, Reißt ihn krallend herab zum Grund, Modernd im ſchweigenden Grabesdunſt Schlummert der Staub Beim Staube. Und was der Staub Jubelnd pſalmierte, verzweifelnd ſchrie, Herrlicher Geiſter ſchaffender Traum Iſt verronnen in Lüfte der Zeit, Wie ſich von Blumen verhaucht ein Duft, Süßer Ton in der Ferne verhallt Und du ſchauſt nicht, wohin! Wohin?! Was quält den Staub, Daß er ſich baut zum Tempel des Geiſtes, Darinnen Göttergefühle entfacht Zehren am Erdenſtoffe des Leib’s? Ach, es ſeufzet das Leben nach Tod. Und der Tod Würget in Ewigkeit. — Reſignation. Mögen Andre ihrer Seele Blüthen Und des Lebens Ruheglück, Deren Herzen nach dem Lorbeer glühten, Weihen dem Geſchick. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <pb facs="#f0283" n="265"/> <fw place="top" type="header">Wolfang Kirchbach.</fw><lb/> <div n="2"> <head> <hi rendition="#b">Pſalm der Trauer.</hi> </head><lb/> <lg type="poem"> <lg n="1"> <l>Mit Klagen wein’ ich des Menſchen Loos,</l><lb/> <l>Denn mit Schmerzen gebärt ihn der Mutter Leib</l><lb/> <l>Und Schmerzen geleiten zum Grab ihn.</l> </lg><lb/> <lg n="2"> <l>Und es heulen, dem Armen, von hohler Noth</l><lb/> <l>Blaſend die Stürme des Lebens ihm;</l><lb/> <l>Was er ſchaffend zur That vollbringt,</l><lb/> <l>Schlägt mit Leid der Genoſſen Bruſt,</l><lb/> <l>Und es faßt ihn des Todes Fauſt,</l><lb/> <l>Reißt ihn krallend herab zum Grund,</l><lb/> <l>Modernd im ſchweigenden Grabesdunſt</l><lb/> <l>Schlummert der Staub</l><lb/> <l>Beim Staube.</l> </lg><lb/> <lg n="3"> <l>Und was der Staub</l><lb/> <l>Jubelnd pſalmierte, verzweifelnd ſchrie,</l><lb/> <l>Herrlicher Geiſter ſchaffender Traum</l><lb/> <l>Iſt verronnen in Lüfte der Zeit,</l><lb/> <l>Wie ſich von Blumen verhaucht ein Duft,</l><lb/> <l>Süßer Ton in der Ferne verhallt</l><lb/> <l>Und du ſchauſt nicht, wohin! Wohin?!</l><lb/> <l>Was quält den Staub,</l><lb/> <l>Daß er ſich baut zum Tempel des Geiſtes,</l><lb/> <l>Darinnen Göttergefühle entfacht</l><lb/> <l>Zehren am Erdenſtoffe des Leib’s?</l> </lg><lb/> <lg n="4"> <l>Ach, es ſeufzet das Leben nach Tod.</l><lb/> <l>Und der Tod</l><lb/> <l>Würget in Ewigkeit. —</l> </lg> </lg> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> <div n="2"> <head> <hi rendition="#b">Reſignation.</hi> </head><lb/> <lg type="poem"> <lg n="1"> <l>Mögen Andre ihrer Seele Blüthen</l><lb/> <l>Und des Lebens Ruheglück,</l><lb/> <l>Deren Herzen nach dem Lorbeer glühten,</l><lb/> <l>Weihen dem Geſchick.</l> </lg><lb/> </lg> </div> </div> </body> </text> </TEI> [265/0283]
Wolfang Kirchbach.
Pſalm der Trauer.
Mit Klagen wein’ ich des Menſchen Loos,
Denn mit Schmerzen gebärt ihn der Mutter Leib
Und Schmerzen geleiten zum Grab ihn.
Und es heulen, dem Armen, von hohler Noth
Blaſend die Stürme des Lebens ihm;
Was er ſchaffend zur That vollbringt,
Schlägt mit Leid der Genoſſen Bruſt,
Und es faßt ihn des Todes Fauſt,
Reißt ihn krallend herab zum Grund,
Modernd im ſchweigenden Grabesdunſt
Schlummert der Staub
Beim Staube.
Und was der Staub
Jubelnd pſalmierte, verzweifelnd ſchrie,
Herrlicher Geiſter ſchaffender Traum
Iſt verronnen in Lüfte der Zeit,
Wie ſich von Blumen verhaucht ein Duft,
Süßer Ton in der Ferne verhallt
Und du ſchauſt nicht, wohin! Wohin?!
Was quält den Staub,
Daß er ſich baut zum Tempel des Geiſtes,
Darinnen Göttergefühle entfacht
Zehren am Erdenſtoffe des Leib’s?
Ach, es ſeufzet das Leben nach Tod.
Und der Tod
Würget in Ewigkeit. —
Reſignation.
Mögen Andre ihrer Seele Blüthen
Und des Lebens Ruheglück,
Deren Herzen nach dem Lorbeer glühten,
Weihen dem Geſchick.
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