Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Arnds, Wilhelm Erasmus: Eines zehen-jährigen Knabens Christlieb Leberecht von Exter/ aus Zerbst/ Christlich geführter Lebens-Lauff. Halle (Saale), 1708.

Bild:
<< vorherige Seite

Lebens-Lauff.
Er war geschwind und aufgeweckt et-
was zu fassen. Weilen aber die Liebe
JESU alle seine Kräffte bald an sich
zog/ so beflisse er sich bald/ alles/ was er
Gutes fassete/ zur wahren Erbauung
seiner Seelen anzuwenden.

Er brachte ohne mühsames Nach-
dencken über einen ieden Biblischen
Text solche Meditationes vor/ die wol
manchem Theologo nicht allemal bey-
fallen mögten. Und weil er schon bey
jungen Jahren einen guten Schatz der
Göttlichen Erkäntniß in seinem Hertzen
trug/ so war ihm nicht schwer/ offt bey
einer halben Stunde von einer Sache
zu reden/ also daß man ihn des Endes
erinnern muste. Dabey man denn
auch keinen Mangel des Judicii, noch
Tavtologien/ oder sonst was affectir-
tes wahrnahm. Es flossen ihm auch
die Worte/ daß er nicht nur ohne An-
stossen/ sondern auch mit Biblischen und
Theologischen Redens-Arten und mit
bequemen Gleichnissen die Materien zu

jeder-
A 3

Lebens-Lauff.
Er war geſchwind und aufgeweckt et-
was zu faſſen. Weilen aber die Liebe
JESU alle ſeine Kraͤffte bald an ſich
zog/ ſo befliſſe er ſich bald/ alles/ was er
Gutes faſſete/ zur wahren Erbauung
ſeiner Seelen anzuwenden.

Er brachte ohne muͤhſames Nach-
dencken uͤber einen ieden Bibliſchen
Text ſolche Meditationes vor/ die wol
manchem Theologo nicht allemal bey-
fallen moͤgten. Und weil er ſchon bey
jungen Jahren einen guten Schatz der
Goͤttlichen Erkaͤntniß in ſeinem Hertzen
trug/ ſo war ihm nicht ſchwer/ offt bey
einer halben Stunde von einer Sache
zu reden/ alſo daß man ihn des Endes
erinnern muſte. Dabey man denn
auch keinen Mangel des Judicii, noch
Tavtologien/ oder ſonſt was affectir-
tes wahrnahm. Es floſſen ihm auch
die Worte/ daß er nicht nur ohne An-
ſtoſſen/ ſondern auch mit Bibliſchen und
Theologiſchen Redens-Arten und mit
bequemen Gleichniſſen die Materien zu

jeder-
A 3
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0031" n="5"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Lebens-Lauff.</hi></fw><lb/>
Er war ge&#x017F;chwind und aufgeweckt et-<lb/>
was zu fa&#x017F;&#x017F;en. Weilen aber die Liebe<lb/>
JESU alle &#x017F;eine Kra&#x0364;ffte bald an &#x017F;ich<lb/>
zog/ &#x017F;o befli&#x017F;&#x017F;e er &#x017F;ich bald/ alles/ was er<lb/>
Gutes fa&#x017F;&#x017F;ete/ zur wahren Erbauung<lb/>
&#x017F;einer Seelen anzuwenden.</p><lb/>
        <p>Er brachte ohne mu&#x0364;h&#x017F;ames Nach-<lb/>
dencken u&#x0364;ber einen ieden Bibli&#x017F;chen<lb/>
Text &#x017F;olche <hi rendition="#aq">Meditationes</hi> vor/ die wol<lb/>
manchem <hi rendition="#aq">Theologo</hi> nicht allemal bey-<lb/>
fallen mo&#x0364;gten. Und weil er &#x017F;chon bey<lb/>
jungen Jahren einen guten Schatz der<lb/>
Go&#x0364;ttlichen Erka&#x0364;ntniß in &#x017F;einem Hertzen<lb/>
trug/ &#x017F;o war ihm nicht &#x017F;chwer/ offt bey<lb/>
einer halben Stunde von einer Sache<lb/>
zu reden/ al&#x017F;o daß man ihn des Endes<lb/>
erinnern mu&#x017F;te. Dabey man denn<lb/>
auch keinen Mangel des <hi rendition="#aq">Judicii,</hi> noch<lb/><hi rendition="#aq">Tavtologi</hi>en/ oder &#x017F;on&#x017F;t was <hi rendition="#aq">affecti</hi>r-<lb/>
tes wahrnahm. Es flo&#x017F;&#x017F;en ihm auch<lb/>
die Worte/ daß er nicht nur ohne An-<lb/>
&#x017F;to&#x017F;&#x017F;en/ &#x017F;ondern auch mit Bibli&#x017F;chen und<lb/><hi rendition="#aq">Theologi</hi>&#x017F;chen Redens-Arten und mit<lb/>
bequemen Gleichni&#x017F;&#x017F;en die Materien zu<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">A 3</fw><fw place="bottom" type="catch">jeder-</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[5/0031] Lebens-Lauff. Er war geſchwind und aufgeweckt et- was zu faſſen. Weilen aber die Liebe JESU alle ſeine Kraͤffte bald an ſich zog/ ſo befliſſe er ſich bald/ alles/ was er Gutes faſſete/ zur wahren Erbauung ſeiner Seelen anzuwenden. Er brachte ohne muͤhſames Nach- dencken uͤber einen ieden Bibliſchen Text ſolche Meditationes vor/ die wol manchem Theologo nicht allemal bey- fallen moͤgten. Und weil er ſchon bey jungen Jahren einen guten Schatz der Goͤttlichen Erkaͤntniß in ſeinem Hertzen trug/ ſo war ihm nicht ſchwer/ offt bey einer halben Stunde von einer Sache zu reden/ alſo daß man ihn des Endes erinnern muſte. Dabey man denn auch keinen Mangel des Judicii, noch Tavtologien/ oder ſonſt was affectir- tes wahrnahm. Es floſſen ihm auch die Worte/ daß er nicht nur ohne An- ſtoſſen/ ſondern auch mit Bibliſchen und Theologiſchen Redens-Arten und mit bequemen Gleichniſſen die Materien zu jeder- A 3

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/arends_exter_1708
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/arends_exter_1708/31
Zitationshilfe: Arnds, Wilhelm Erasmus: Eines zehen-jährigen Knabens Christlieb Leberecht von Exter/ aus Zerbst/ Christlich geführter Lebens-Lauff. Halle (Saale), 1708, S. 5. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/arends_exter_1708/31>, abgerufen am 23.04.2024.