Anzengruber, Ludwig: Der G'wissenswurm. Wien, 1874. Leonhardt. No verdient hab ich mer'n. Dusterer (schreit). Kriegst'n net. Leonhardt (schreit gleichfalls). Brauch'n net, hab ich g'sagt, solltst Dich schamen geg'n ein Fuhrknecht! Bauer willst hoaßen? Nix bist. Grillhofer. Laß'n, Lenhardt, laß'n. Was is mit der Magdalen'? Leonhardt. Auskundschaft hon ich's! Grillhofer (aufschreiend). Sie lebt?! Leonhardt (schreit gleichfalls). Ja wohl! -- Ah so, Du bist's g'west, Grillhofer -- ah ja Du, ich hon g'meint (auf Dusterer) der schreit wieder geg'n meiner. Grillhofer. Um Gotteswill'n, Lenhardt, b'sinn Dich af d'Wahrheit, hast a recht g'seh'n? Leonhardt. No wohl recht g'seh'n und recht g'fragt. Grillhofer. Du wöllt's hizt ausg'funden hab'n, wo 'es Gericht sie die lang' Zeit her scho sucht! Leonhardt. Ausg'schrieb'n war a Erbschaft, aber g'meldt hat sa sö net, weil ihr dös G'spiel z'viel verschuldt war. Grillhofer. Und wo, wo hast es denn aufg'funden? Leonhardt. A drei Stund von da, wann'd ins Gebirg einifahrst, an der kahlen Lehnten hat's ihr Wirthschaft. Grillhofer. Ich muß hin, -- wird mich net umbringen dös bißel Fahr'n, wird mich nöt umbringen; mit meine eigenen Augen muß ich mich überzeugen, wie's mit ihr steht, in was für oan Elend als's lebt! (Ist bis zur Hausthür gegangen.) Rosl -- he Rosl hörst! (Kommt, in der Westentasche nachsuchend, wieder vor.) Lenhardt, dank Der schön, hast mer a rechte Wohlthat d'erwiesen. Dank Der schön, Da hast. (Gibt ihm Geld.) Leonhardt. Is gern g'scheh'n, Bauer, (betrachtet den Betrag, sehr befriedigt,) no, vergelt Dir's Gott! Siebente Scene. (Vorige. Rosl erscheint unter der Hausthür.) Rosl. Was willst, Bauer? Grillhofer. Eil' dich, Rosl, der Michl soll hurtig ein- spanna, er muß mich führen, er weiß sich aus, nach der kahlen Lehnten fahr'n mer. Leonhardt. No verdient hab ich mer’n. Duſterer (ſchreit). Kriegſt’n net. Leonhardt (ſchreit gleichfalls). Brauch’n net, hab ich g’ſagt, ſolltſt Dich ſchamen geg’n ein Fuhrknecht! Bauer willſt hoaßen? Nix biſt. Grillhofer. Laß’n, Lenhardt, laß’n. Was is mit der Magdalen’? Leonhardt. Auskundſchaft hon ich’s! Grillhofer (aufſchreiend). Sie lebt?! Leonhardt (ſchreit gleichfalls). Ja wohl! — Ah ſo, Du biſt’s g’weſt, Grillhofer — ah ja Du, ich hon g’meint (auf Duſterer) der ſchreit wieder geg’n meiner. Grillhofer. Um Gotteswill’n, Lenhardt, b’ſinn Dich af d’Wahrheit, haſt a recht g’ſeh’n? Leonhardt. No wohl recht g’ſeh’n und recht g’fragt. Grillhofer. Du wöllt’s hizt ausg’funden hab’n, wo ’es Gericht ſie die lang’ Zeit her ſcho ſucht! Leonhardt. Ausg’ſchrieb’n war a Erbſchaft, aber g’meldt hat ſa ſö net, weil ihr dös G’ſpiel z’viel verſchuldt war. Grillhofer. Und wo, wo haſt es denn aufg’funden? Leonhardt. A drei Stund von da, wann’d ins Gebirg einifahrſt, an der kahlen Lehnten hat’s ihr Wirthſchaft. Grillhofer. Ich muß hin, — wird mich net umbringen dös bißel Fahr’n, wird mich nöt umbringen; mit meine eigenen Augen muß ich mich überzeugen, wie’s mit ihr ſteht, in was für oan Elend als’s lebt! (Iſt bis zur Hausthür gegangen.) Rosl — he Rosl hörſt! (Kommt, in der Weſtentaſche nachſuchend, wieder vor.) Lenhardt, dank Der ſchön, haſt mer a rechte Wohlthat d’erwieſen. Dank Der ſchön, Da haſt. (Gibt ihm Geld.) Leonhardt. Is gern g’ſcheh’n, Bauer, (betrachtet den Betrag, ſehr befriedigt,) no, vergelt Dir’s Gott! Siebente Scene. (Vorige. Rosl erſcheint unter der Hausthür.) Rosl. Was willſt, Bauer? Grillhofer. 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Leonhardt. Auskundſchaft hon ich’s!
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der ſchreit wieder geg’n meiner.
Grillhofer. Um Gotteswill’n, Lenhardt, b’ſinn Dich af
d’Wahrheit, haſt a recht g’ſeh’n?
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Grillhofer. Du wöllt’s hizt ausg’funden hab’n, wo ’es
Gericht ſie die lang’ Zeit her ſcho ſucht!
Leonhardt. Ausg’ſchrieb’n war a Erbſchaft, aber g’meldt
hat ſa ſö net, weil ihr dös G’ſpiel z’viel verſchuldt war.
Grillhofer. Und wo, wo haſt es denn aufg’funden?
Leonhardt. A drei Stund von da, wann’d ins Gebirg
einifahrſt, an der kahlen Lehnten hat’s ihr Wirthſchaft.
Grillhofer. Ich muß hin, — wird mich net umbringen
dös bißel Fahr’n, wird mich nöt umbringen; mit meine
eigenen Augen muß ich mich überzeugen, wie’s mit ihr ſteht,
in was für oan Elend als’s lebt! (Iſt bis zur Hausthür gegangen.)
Rosl — he Rosl hörſt! (Kommt, in der Weſtentaſche nachſuchend, wieder
vor.) Lenhardt, dank Der ſchön, haſt mer a rechte Wohlthat
d’erwieſen. Dank Der ſchön, Da haſt. (Gibt ihm Geld.)
Leonhardt. Is gern g’ſcheh’n, Bauer, (betrachtet den Betrag, ſehr
befriedigt,) no, vergelt Dir’s Gott!
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Rosl. Was willſt, Bauer?
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Lehnten fahr’n mer.
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Zitationshilfe: | Anzengruber, Ludwig: Der G'wissenswurm. Wien, 1874, S. 42. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/anzengruber_gwissenswurm_1874/50>, abgerufen am 23.07.2024. |