Anzengruber, Ludwig: Der G'wissenswurm. Wien, 1874. Grillhofer. Hm besser, ja ich mein' schon a bissel besser. Dusterer (setzt sich). Verlaubst schon. Na sollt' mich freu'n. Ja ja. (Beobachtet Grillhofer scharf.) Sollt mich rechtschaffen g'freu'n. That's nur wieder weisen, daß ma die Krankheiten abbeten kann, is a alte G'schicht, freilich g'hört die rechte Frummheit und Bußfertigkeit dazu, wer nur unserm Herrgott s'Maul machen möcht, der richt nix. Nur an die Leut und an der eing'rißnen Gottlosigkeit liegt's -- an sunst nix -- an sunst nix! (Pafft Rauchwolken von sich.) Ja ja. Wastl (tritt zu ihm). Mußt nit rauchen, Dusterer, ich bin vom Haus und rauck a nöt. (Nimmt ihm die Pfeife aus dem Mund.) Grillhofer. Wastl -- Du Sikra h'nein! Wastl (klopft die Pfeife auf dem Fensterbrett aus und setzt den Fuß auf die glimmende Asche). Verlaubst schon. Um die G'selchtigkeit is'm Bauern ja do net z'thun. Grillhofer. Na aber der Aerger, den d'Ein'm machst, schlagt mir leicht an. Wastl. Is Dir g'wiß g'sünder. (Gibt dem Dusterer die Pfeife zurück.) Da Dusterer. Grillhofer. Wastl, Du Sakra, Du nimmst Dir viel heraus. (Erhebt sich mühsam.) Mach mich nit schichti, am End kunnt ich Dich doch no meistern. Wastl. Recht is's, dös steht Dir an, -- kimm nur her, Bauer, ich wehr' mich nit viel, -- und Dir is's leicht g'sund. Grillhofer (setzt sich erschöpft). Du narrischer Höllteufl Du! -- Geh' zu, sag' ich, geh' zu! -- Dusterer (begütigend). Laß' gut sein, Schwager, laß's gut sein -- ja -- ja. (Mit Emphase.) I verzeih ihm -- ich verzeih ihm -- dös thu ich. Wastl (mit unsäglicher Verachtung). Er verzeigt mir -- (ist bis zur Thüre gegangen.) Der! verzeigt mir! Bhüt Dich Gott, Bauer! (Ab.) Sechste Scene. Grillhofer. Dusterer, dann Rosl. Dusterer. Is a kecker Ding der Wastl! Ja, ja! Mein' allweil, Hochmuth kommt vor'm Fall. Kunnt doch g'scheh'n, wer weiß wie bald, daß er entbehrli wurd. -- Ja. Grillhofer. Hm beſſer, ja ich mein’ ſchon a biſſel beſſer. Duſterer (ſetzt ſich). Verlaubſt ſchon. Na ſollt’ mich freu’n. Ja ja. (Beobachtet Grillhofer ſcharf.) Sollt mich rechtſchaffen g’freu’n. That’s nur wieder weiſen, daß ma die Krankheiten abbeten kann, is a alte G’ſchicht, freilich g’hört die rechte Frummheit und Bußfertigkeit dazu, wer nur unſerm Herrgott s’Maul machen möcht, der richt nix. Nur an die Leut und an der eing’rißnen Gottloſigkeit liegt’s — an ſunſt nix — an ſunſt nix! (Pafft Rauchwolken von ſich.) Ja ja. Waſtl (tritt zu ihm). Mußt nit rauchen, Duſterer, ich bin vom Haus und rauck a nöt. (Nimmt ihm die Pfeife aus dem Mund.) Grillhofer. Waſtl — Du Sikra h’nein! Waſtl (klopft die Pfeife auf dem Fenſterbrett aus und ſetzt den Fuß auf die glimmende Aſche). Verlaubſt ſchon. Um die G’ſelchtigkeit is’m Bauern ja do net z’thun. Grillhofer. Na aber der Aerger, den d’Ein’m machſt, ſchlagt mir leicht an. Waſtl. Is Dir g’wiß g’ſünder. (Gibt dem Duſterer die Pfeife zurück.) Da Duſterer. Grillhofer. Waſtl, Du Sakra, Du nimmſt Dir viel heraus. (Erhebt ſich mühſam.) Mach mich nit ſchichti, am End kunnt ich Dich doch no meiſtern. Waſtl. Recht is’s, dös ſteht Dir an, — kimm nur her, Bauer, ich wehr’ mich nit viel, — und Dir is’s leicht g’ſund. Grillhofer (ſetzt ſich erſchöpft). Du narriſcher Höllteufl Du! — Geh’ zu, ſag’ ich, geh’ zu! — Duſterer (begütigend). Laß’ gut ſein, Schwager, laß’s gut ſein — ja — ja. (Mit Emphaſe.) I verzeih ihm — ich verzeih ihm — dös thu ich. Waſtl (mit unſäglicher Verachtung). Er verzeigt mir — (iſt bis zur Thüre gegangen.) Der! verzeigt mir! Bhüt Dich Gott, Bauer! (Ab.) Sechſte Scene. Grillhofer. Duſterer, dann Rosl. Duſterer. Is a kecker Ding der Waſtl! Ja, ja! Mein’ allweil, Hochmuth kommt vor’m Fall. 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Ja ja. (Beobachtet Grillhofer ſcharf.) Sollt mich rechtſchaffen g’freu’n.
That’s nur wieder weiſen, daß ma die Krankheiten abbeten
kann, is a alte G’ſchicht, freilich g’hört die rechte Frummheit
und Bußfertigkeit dazu, wer nur unſerm Herrgott s’Maul
machen möcht, der richt nix. Nur an die Leut und an der
eing’rißnen Gottloſigkeit liegt’s — an ſunſt nix — an ſunſt
nix! (Pafft Rauchwolken von ſich.) Ja ja.
Waſtl (tritt zu ihm). Mußt nit rauchen, Duſterer, ich bin
vom Haus und rauck a nöt. (Nimmt ihm die Pfeife aus dem Mund.)
Grillhofer. Waſtl — Du Sikra h’nein!
Waſtl (klopft die Pfeife auf dem Fenſterbrett aus und ſetzt den Fuß auf
die glimmende Aſche). Verlaubſt ſchon. Um die G’ſelchtigkeit is’m
Bauern ja do net z’thun.
Grillhofer. Na aber der Aerger, den d’Ein’m machſt,
ſchlagt mir leicht an.
Waſtl. Is Dir g’wiß g’ſünder. (Gibt dem Duſterer die Pfeife
zurück.) Da Duſterer.
Grillhofer. Waſtl, Du Sakra, Du nimmſt Dir viel
heraus. (Erhebt ſich mühſam.) Mach mich nit ſchichti, am End kunnt
ich Dich doch no meiſtern.
Waſtl. Recht is’s, dös ſteht Dir an, — kimm nur her,
Bauer, ich wehr’ mich nit viel, — und Dir is’s leicht g’ſund.
Grillhofer (ſetzt ſich erſchöpft). Du narriſcher Höllteufl Du!
— Geh’ zu, ſag’ ich, geh’ zu! —
Duſterer (begütigend). Laß’ gut ſein, Schwager, laß’s gut
ſein — ja — ja. (Mit Emphaſe.) I verzeih ihm — ich verzeih
ihm — dös thu ich.
Waſtl (mit unſäglicher Verachtung). Er verzeigt mir — (iſt bis zur
Thüre gegangen.) Der! verzeigt mir! Bhüt Dich Gott, Bauer! (Ab.)
Sechſte Scene.
Grillhofer. Duſterer, dann Rosl.
Duſterer. Is a kecker Ding der Waſtl! Ja, ja! Mein’
allweil, Hochmuth kommt vor’m Fall. Kunnt doch g’ſcheh’n,
wer weiß wie bald, daß er entbehrli wurd. — Ja.
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