sonders empfiehlt, hat über den Puchero, die Olla und An- deres erschöpfend berichtet, und in Vollrath Hoffmann's geographischen Schriften, in welchen überhaupt unser Gesichts- punkt sehr erfreulich möglichst beachtet ist, findet man Näheres über den Gazbacho und Guisado. -- Lord Byron begnügt sich, Weiber und Orangen von Sevilla zu loben. Aus Al- lem erhellt, daß es sich so ziemlich noch damit verhält, wie zur Zeit von Sancho Pansa's Statthalterschaft, und der in Cer- vantes "Macht des Blutes" angedeutete Gegensatz des Spa- nischen Essens zum Italienischen gilt auch noch heute, und auch für Portugal.
In den besseren Gasthäusern der Schweiz an den Haupt- straßen ißt man ganz wie in Frankreich. Traurig sieht's auf den von Ortschaften entfernteren Alpen aus. Milch und Käse, und Käse und Milch ist Alles. Statt des Brodes dient mage- rerer Käse, der zu Fetterem gegessen wird. Dabei hat man das Vergnügen, Milchsuppen und Molken aus hölzernen Gelten und zwar mit hölzernen runden Löffeln zu essen, deren Durchmesser so kolossal ist, daß, wer einen civilisirten Mund und kein helve- tisches Maul hat, sie kaum an Ort und Stelle führen kann. Ich selbst erfuhr dieß Alles auf der Alpe Croix rouge, nicht sehr weit von Bex, wohin ich zur Erforschung dieser National- eigenthümlichkeiten eigens einen Abstecher machte. Und nun in Beziehung auf die Schweiz nur noch einen guten Rath. Ich kam durch Genf zuerst dahin. Wie ich, als großer Käselieb- haber, sehnlichst erwartete, kam zum Dessert ein Käse, von Geburt ein Emmenthaler und mittleren Alters, dessen Wohlgeschmack, -- eine spezifische pikante Schärfe mit beschwich- tigender milchigter Milde auf das Zarteste vereint, -- mich ent- zückte. In der unglückseligen Voraussetzung, dergleichen fände sich von nun an allenthalben, aß ich, mit stoischer Zurückhal- tung, so wenig als möglich, in der Absicht, diesen Hochgenuß nicht gleich von vornherein zu erschöpfen. Furchtbare Täu-
ſonders empfiehlt, hat uͤber den Puchero, die Olla und An- deres erſchoͤpfend berichtet, und in Vollrath Hoffmann’s geographiſchen Schriften, in welchen uͤberhaupt unſer Geſichts- punkt ſehr erfreulich moͤglichſt beachtet iſt, findet man Naͤheres uͤber den Gazbacho und Guiſado. — Lord Byron begnuͤgt ſich, Weiber und Orangen von Sevilla zu loben. Aus Al- lem erhellt, daß es ſich ſo ziemlich noch damit verhaͤlt, wie zur Zeit von Sancho Panſa’s Statthalterſchaft, und der in Cer- vantes „Macht des Blutes“ angedeutete Gegenſatz des Spa- niſchen Eſſens zum Italieniſchen gilt auch noch heute, und auch fuͤr Portugal.
In den beſſeren Gaſthaͤuſern der Schweiz an den Haupt- ſtraßen ißt man ganz wie in Frankreich. Traurig ſieht’s auf den von Ortſchaften entfernteren Alpen aus. Milch und Kaͤſe, und Kaͤſe und Milch iſt Alles. Statt des Brodes dient mage- rerer Kaͤſe, der zu Fetterem gegeſſen wird. Dabei hat man das Vergnuͤgen, Milchſuppen und Molken aus hoͤlzernen Gelten und zwar mit hoͤlzernen runden Loͤffeln zu eſſen, deren Durchmeſſer ſo koloſſal iſt, daß, wer einen civiliſirten Mund und kein helve- tiſches Maul hat, ſie kaum an Ort und Stelle fuͤhren kann. Ich ſelbſt erfuhr dieß Alles auf der Alpe Croix rouge, nicht ſehr weit von Bex, wohin ich zur Erforſchung dieſer National- eigenthuͤmlichkeiten eigens einen Abſtecher machte. Und nun in Beziehung auf die Schweiz nur noch einen guten Rath. Ich kam durch Genf zuerſt dahin. Wie ich, als großer Kaͤſelieb- haber, ſehnlichſt erwartete, kam zum Deſſert ein Kaͤſe, von Geburt ein Emmenthaler und mittleren Alters, deſſen Wohlgeſchmack, — eine ſpezifiſche pikante Schaͤrfe mit beſchwich- tigender milchigter Milde auf das Zarteſte vereint, — mich ent- zuͤckte. In der ungluͤckſeligen Vorausſetzung, dergleichen faͤnde ſich von nun an allenthalben, aß ich, mit ſtoiſcher Zuruͤckhal- tung, ſo wenig als moͤglich, in der Abſicht, dieſen Hochgenuß nicht gleich von vornherein zu erſchoͤpfen. Furchtbare Taͤu-
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ſonders empfiehlt, hat uͤber den Puchero, die Olla und An-
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geographiſchen Schriften, in welchen uͤberhaupt unſer Geſichts-
punkt ſehr erfreulich moͤglichſt beachtet iſt, findet man Naͤheres
uͤber den Gazbacho und Guiſado. — Lord Byron begnuͤgt
ſich, Weiber und Orangen von Sevilla zu loben. Aus Al-
lem erhellt, daß es ſich ſo ziemlich noch damit verhaͤlt, wie zur
Zeit von Sancho Panſa’s Statthalterſchaft, und der in Cer-
vantes „Macht des Blutes“ angedeutete Gegenſatz des Spa-
niſchen Eſſens zum Italieniſchen gilt auch noch heute, und
auch fuͤr Portugal.
In den beſſeren Gaſthaͤuſern der Schweiz an den Haupt-
ſtraßen ißt man ganz wie in Frankreich. Traurig ſieht’s auf
den von Ortſchaften entfernteren Alpen aus. Milch und Kaͤſe,
und Kaͤſe und Milch iſt Alles. Statt des Brodes dient mage-
rerer Kaͤſe, der zu Fetterem gegeſſen wird. Dabei hat man das
Vergnuͤgen, Milchſuppen und Molken aus hoͤlzernen Gelten und
zwar mit hoͤlzernen runden Loͤffeln zu eſſen, deren Durchmeſſer
ſo koloſſal iſt, daß, wer einen civiliſirten Mund und kein helve-
tiſches Maul hat, ſie kaum an Ort und Stelle fuͤhren kann.
Ich ſelbſt erfuhr dieß Alles auf der Alpe Croix rouge, nicht
ſehr weit von Bex, wohin ich zur Erforſchung dieſer National-
eigenthuͤmlichkeiten eigens einen Abſtecher machte. Und nun in
Beziehung auf die Schweiz nur noch einen guten Rath. Ich
kam durch Genf zuerſt dahin. Wie ich, als großer Kaͤſelieb-
haber, ſehnlichſt erwartete, kam zum Deſſert ein Kaͤſe,
von Geburt ein Emmenthaler und mittleren Alters, deſſen
Wohlgeſchmack, — eine ſpezifiſche pikante Schaͤrfe mit beſchwich-
tigender milchigter Milde auf das Zarteſte vereint, — mich ent-
zuͤckte. In der ungluͤckſeligen Vorausſetzung, dergleichen faͤnde
ſich von nun an allenthalben, aß ich, mit ſtoiſcher Zuruͤckhal-
tung, ſo wenig als moͤglich, in der Abſicht, dieſen Hochgenuß
nicht gleich von vornherein zu erſchoͤpfen. Furchtbare Taͤu-
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Antonius Anthus [i. e. Blumröder, Gustav]: Vorlesungen über Esskunst. Leipzig, 1838, S. 63. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/anthus_esskunst_1838/77>, abgerufen am 23.07.2024.
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