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Antonius Anthus [i. e. Blumröder, Gustav]: Vorlesungen über Esskunst. Leipzig, 1838.

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erfüllen oft den Zweck besser. Hufeland räth, nicht sowohl
die Zähne, als vielmehr das Zahnfleisch mit einer etwas rauhen
Zahnbürste zu reiben und glaubt, daß das Zahnfleisch dadurch
fester und harter wird, besser wächst und die Zähne umschließt.
Hildebrandt dagegen warnt vor den Zahnbürsten eben deß-
halb, weil sie das Zahnfleisch abschaben, abstreifen, und die
Zahnwurzel bloslegen.

Hier hat nun wohl ohne Zweifel Hildebrandt Recht.
Wer Teufel möchte sich auch sein Zahnfleisch mit einer rauhen
Bürste abreiben!

Ich bediene mich eines Zahnbürstchens von feinen, nicht
sehr steifen und nicht zu langen Borsten, welche ich mit einer
starken Scheere so zustutzte, daß die seitlichen Borsten an allen
ihren vier Rändern abgekürzt worden, die Gesammtheit der
Borstenreihen mithin ihre scharfkantige Rechtwinklichkeit verlo-
ren und sich der concaven Form genähert hat. Dieses thue ich
eben zur Schonung des Zahnfleisches. --

Als Zahnpulver gebrauche ich meines phlegmatischen Tem-
peramentes wegen einfach gepülverte Chinarinde. Zwar mischt
man gerne die für sich allerdings liebliche Florentinische Veil-
chenwurz bei; doch widerstrebt diese Versüßlichung dem männ-
lich ernsten Charakter der Chinarinde. Viele werden die China
zu herbe finden. Einfach gepülverte Lindenholzkohle würde ich
der, immer schon zu sehr nach der fatalen Apotheke schmecken-
den, China vorziehen, hätte sie nicht die üble Eigenschaft, sich
zwischen Zähne und Zahnfleisch zu legen und so den Homer'-
schen Zähnezaum (erkos odonton), wie eine Staatszeitung bei
Hoftrauer, mit einem schwarzen Rand zu umgeben, welcher nur
mit Mühe und nicht ohne Beleidigung und Verletzung des Zahn-
fleisches und der Zahnwurzeln zu beseitigen ist. -- Es ist aber
nicht nöthig, jedesmal Zahnpulver zum Zahnputzen anzuwenden.
Für gewöhnlich reicht man mit dem bloßen Zahnbürstchen aus,

erfuͤllen oft den Zweck beſſer. Hufeland raͤth, nicht ſowohl
die Zaͤhne, als vielmehr das Zahnfleiſch mit einer etwas rauhen
Zahnbuͤrſte zu reiben und glaubt, daß das Zahnfleiſch dadurch
feſter und harter wird, beſſer waͤchſt und die Zaͤhne umſchließt.
Hildebrandt dagegen warnt vor den Zahnbuͤrſten eben deß-
halb, weil ſie das Zahnfleiſch abſchaben, abſtreifen, und die
Zahnwurzel bloslegen.

Hier hat nun wohl ohne Zweifel Hildebrandt Recht.
Wer Teufel moͤchte ſich auch ſein Zahnfleiſch mit einer rauhen
Buͤrſte abreiben!

Ich bediene mich eines Zahnbuͤrſtchens von feinen, nicht
ſehr ſteifen und nicht zu langen Borſten, welche ich mit einer
ſtarken Scheere ſo zuſtutzte, daß die ſeitlichen Borſten an allen
ihren vier Raͤndern abgekuͤrzt worden, die Geſammtheit der
Borſtenreihen mithin ihre ſcharfkantige Rechtwinklichkeit verlo-
ren und ſich der concaven Form genaͤhert hat. Dieſes thue ich
eben zur Schonung des Zahnfleiſches. —

Als Zahnpulver gebrauche ich meines phlegmatiſchen Tem-
peramentes wegen einfach gepuͤlverte Chinarinde. Zwar miſcht
man gerne die fuͤr ſich allerdings liebliche Florentiniſche Veil-
chenwurz bei; doch widerſtrebt dieſe Verſuͤßlichung dem maͤnn-
lich ernſten Charakter der Chinarinde. Viele werden die China
zu herbe finden. Einfach gepuͤlverte Lindenholzkohle wuͤrde ich
der, immer ſchon zu ſehr nach der fatalen Apotheke ſchmecken-
den, China vorziehen, haͤtte ſie nicht die uͤble Eigenſchaft, ſich
zwiſchen Zaͤhne und Zahnfleiſch zu legen und ſo den Homer’-
ſchen Zaͤhnezaum (έρκος ὀδοντων), wie eine Staatszeitung bei
Hoftrauer, mit einem ſchwarzen Rand zu umgeben, welcher nur
mit Muͤhe und nicht ohne Beleidigung und Verletzung des Zahn-
fleiſches und der Zahnwurzeln zu beſeitigen iſt. — Es iſt aber
nicht noͤthig, jedesmal Zahnpulver zum Zahnputzen anzuwenden.
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[123/0137] erfuͤllen oft den Zweck beſſer. Hufeland raͤth, nicht ſowohl die Zaͤhne, als vielmehr das Zahnfleiſch mit einer etwas rauhen Zahnbuͤrſte zu reiben und glaubt, daß das Zahnfleiſch dadurch feſter und harter wird, beſſer waͤchſt und die Zaͤhne umſchließt. Hildebrandt dagegen warnt vor den Zahnbuͤrſten eben deß- halb, weil ſie das Zahnfleiſch abſchaben, abſtreifen, und die Zahnwurzel bloslegen. Hier hat nun wohl ohne Zweifel Hildebrandt Recht. Wer Teufel moͤchte ſich auch ſein Zahnfleiſch mit einer rauhen Buͤrſte abreiben! Ich bediene mich eines Zahnbuͤrſtchens von feinen, nicht ſehr ſteifen und nicht zu langen Borſten, welche ich mit einer ſtarken Scheere ſo zuſtutzte, daß die ſeitlichen Borſten an allen ihren vier Raͤndern abgekuͤrzt worden, die Geſammtheit der Borſtenreihen mithin ihre ſcharfkantige Rechtwinklichkeit verlo- ren und ſich der concaven Form genaͤhert hat. Dieſes thue ich eben zur Schonung des Zahnfleiſches. — Als Zahnpulver gebrauche ich meines phlegmatiſchen Tem- peramentes wegen einfach gepuͤlverte Chinarinde. Zwar miſcht man gerne die fuͤr ſich allerdings liebliche Florentiniſche Veil- chenwurz bei; doch widerſtrebt dieſe Verſuͤßlichung dem maͤnn- lich ernſten Charakter der Chinarinde. Viele werden die China zu herbe finden. Einfach gepuͤlverte Lindenholzkohle wuͤrde ich der, immer ſchon zu ſehr nach der fatalen Apotheke ſchmecken- den, China vorziehen, haͤtte ſie nicht die uͤble Eigenſchaft, ſich zwiſchen Zaͤhne und Zahnfleiſch zu legen und ſo den Homer’- ſchen Zaͤhnezaum (έρκος ὀδοντων), wie eine Staatszeitung bei Hoftrauer, mit einem ſchwarzen Rand zu umgeben, welcher nur mit Muͤhe und nicht ohne Beleidigung und Verletzung des Zahn- fleiſches und der Zahnwurzeln zu beſeitigen iſt. — Es iſt aber nicht noͤthig, jedesmal Zahnpulver zum Zahnputzen anzuwenden. Fuͤr gewoͤhnlich reicht man mit dem bloßen Zahnbuͤrſtchen aus,

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Zitationshilfe: Antonius Anthus [i. e. Blumröder, Gustav]: Vorlesungen über Esskunst. Leipzig, 1838, S. 123. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/anthus_esskunst_1838/137>, abgerufen am 22.11.2024.