ganzer Haufen Recht. Ertraget einander in Geduld. Diese Tugend hat ein voll- kommenes Werk, d. h. sie ist unter Um- ständen die schwierigste, darum auch die verdienstlichste. Ein Geduldiger ist besser als ein Starker. Dem Geduldigen gehört schließlich doch die Welt. Unser Herrgott muß auch dich in so manchen Punkten er- tragen, und deine Frau muß auch mit dir oft Nachsicht üben; ertrage darum auch du die Fehler deiner Frau. Vergiß nicht, daß auch sie ein Mensch und kein Engel ist. und daß auch sie ihre Fehler hat. Habt ihr eine Meinungsverschiedenheit, ein Zer- würfnis untereinander gehabt, so laßt es nicht sitzen, sprecht euch in Ruhe unter vier Augen aus und haltet nichts nach. Manches Zerwürfnis beruht auf einem Mißver- ständnis. Die Liebe wird gefestigt, wenn man sich etwas verziehen hat.
Bleibe treu deiner Frau! Warum? Gott will es. Er hat den Treubruch in der Ehe aufs strengste verboten, und zwar so, daß nicht bloß die sündhaften Werke, son- dern auch die sündhaften Begierden unter dieses Verbot fallen. Ein eigenes Gebot ruft dir zu: Du sollst nicht begehren deines Nächsten Weib! Also nicht bloß äußerlich darfst du dir nichts zuschulden kommen lassen, auch in deinem Herzen mußt du deiner Frau die Treue bewahren. Ein überlegter begierlicher Blick auf ein frem-
ganzer Haufen Recht. Ertraget einander in Geduld. Diese Tugend hat ein voll- kommenes Werk, d. h. sie ist unter Um- ständen die schwierigste, darum auch die verdienstlichste. Ein Geduldiger ist besser als ein Starker. Dem Geduldigen gehört schließlich doch die Welt. Unser Herrgott muß auch dich in so manchen Punkten er- tragen, und deine Frau muß auch mit dir oft Nachsicht üben; ertrage darum auch du die Fehler deiner Frau. Vergiß nicht, daß auch sie ein Mensch und kein Engel ist. und daß auch sie ihre Fehler hat. Habt ihr eine Meinungsverschiedenheit, ein Zer- würfnis untereinander gehabt, so laßt es nicht sitzen, sprecht euch in Ruhe unter vier Augen aus und haltet nichts nach. Manches Zerwürfnis beruht auf einem Mißver- ständnis. Die Liebe wird gefestigt, wenn man sich etwas verziehen hat.
Bleibe treu deiner Frau! Warum? Gott will es. Er hat den Treubruch in der Ehe aufs strengste verboten, und zwar so, daß nicht bloß die sündhaften Werke, son- dern auch die sündhaften Begierden unter dieses Verbot fallen. Ein eigenes Gebot ruft dir zu: Du sollst nicht begehren deines Nächsten Weib! Also nicht bloß äußerlich darfst du dir nichts zuschulden kommen lassen, auch in deinem Herzen mußt du deiner Frau die Treue bewahren. Ein überlegter begierlicher Blick auf ein frem-
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ganzer Haufen Recht. Ertraget einander
in Geduld. Diese Tugend hat ein voll-
kommenes Werk, d. h. sie ist unter Um-
ständen die schwierigste, darum auch die
verdienstlichste. Ein Geduldiger ist besser
als ein Starker. Dem Geduldigen gehört
schließlich doch die Welt. Unser Herrgott
muß auch dich in so manchen Punkten er-
tragen, und deine Frau muß auch mit dir
oft Nachsicht üben; ertrage darum auch
du die Fehler deiner Frau. Vergiß nicht,
daß auch sie ein Mensch und kein Engel ist.
und daß auch sie ihre Fehler hat. Habt
ihr eine Meinungsverschiedenheit, ein Zer-
würfnis untereinander gehabt, so laßt es
nicht sitzen, sprecht euch in Ruhe unter vier
Augen aus und haltet nichts nach. Manches
Zerwürfnis beruht auf einem Mißver-
ständnis. Die Liebe wird gefestigt, wenn
man sich etwas verziehen hat.
Bleibe treu deiner Frau! Warum?
Gott will es. Er hat den Treubruch in der
Ehe aufs strengste verboten, und zwar so,
daß nicht bloß die sündhaften Werke, son-
dern auch die sündhaften Begierden unter
dieses Verbot fallen. Ein eigenes Gebot
ruft dir zu: Du sollst nicht begehren deines
Nächsten Weib! Also nicht bloß äußerlich
darfst du dir nichts zuschulden kommen
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Anonym: Führer zum Himmel. Gebet- und Belehrungsbuch für christliche Eheleute, hrsg. von einem Priester des Redemptoristenordens. Dülmen, 1921, S. 232. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/anonym_fuehrer_1921/233>, abgerufen am 24.11.2024.
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