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Andreas-Salome, Lou: Fenitschka. Eine Ausschweifung. Stuttgart, 1898.

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Max Werner hatte das Gefühl, daß er Fenitschka
nach dieser Begegnung nicht gleich wieder aufsuchen dürfe,
-- daß sie augenblicklich keinem Menschen Gesellschaft
brauchen könne. So ließ er den ganzen nächsten Tag
verstreichen, ohne sie zu sehen.

Ein Brief von Irmgard kam am Vormittag; er
beantwortete ihn sofort, und berechnete zugleich das
Datum seiner Ankunft in München.

Seine Abreise aus Rußland war von ihm längst
auf diese Tage festgesetzt worden, aber noch nie hatte
es ihn so gedrängt, wie heute, Irmgard wieder in die
Arme zu schließen. Und Fenia, trotzdem er sich erst
gestern ein wenig in sie verliebte, trug die Schuld daran.
-- Denn plötzlich wollte es ihm weit weniger selbstver¬
ständlich erscheinen als bisher, daß Irmgard ihn so stark
und treu liebe, wie sie es that, -- es drängte ihn da¬
her, ihr das Geständnis ihrer Liebe aufs neue aus den
Augen und von den Lippen zu lesen.

Im Grunde wußte er wohl: der Zweifel, der über
Fenia gekommen, konnte über Irmgard niemals kom¬
men, -- ganz zweifellos liebte sie ihn und ging ganz in
dem Wunsch auf, mit ihm für immer das Leben zu
teilen, -- in jedem Sinn es mit ihm zu teilen. Ja,

Max Werner hatte das Gefühl, daß er Fenitſchka
nach dieſer Begegnung nicht gleich wieder aufſuchen dürfe,
— daß ſie augenblicklich keinem Menſchen Geſellſchaft
brauchen könne. So ließ er den ganzen nächſten Tag
verſtreichen, ohne ſie zu ſehen.

Ein Brief von Irmgard kam am Vormittag; er
beantwortete ihn ſofort, und berechnete zugleich das
Datum ſeiner Ankunft in München.

Seine Abreiſe aus Rußland war von ihm längſt
auf dieſe Tage feſtgeſetzt worden, aber noch nie hatte
es ihn ſo gedrängt, wie heute, Irmgard wieder in die
Arme zu ſchließen. Und Fenia, trotzdem er ſich erſt
geſtern ein wenig in ſie verliebte, trug die Schuld daran.
— Denn plötzlich wollte es ihm weit weniger ſelbſtver¬
ſtändlich erſcheinen als bisher, daß Irmgard ihn ſo ſtark
und treu liebe, wie ſie es that, — es drängte ihn da¬
her, ihr das Geſtändnis ihrer Liebe aufs neue aus den
Augen und von den Lippen zu leſen.

Im Grunde wußte er wohl: der Zweifel, der über
Fenia gekommen, konnte über Irmgard niemals kom¬
men, — ganz zweifellos liebte ſie ihn und ging ganz in
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teilen, — in jedem Sinn es mit ihm zu teilen. Ja,

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[0089] Max Werner hatte das Gefühl, daß er Fenitſchka nach dieſer Begegnung nicht gleich wieder aufſuchen dürfe, — daß ſie augenblicklich keinem Menſchen Geſellſchaft brauchen könne. So ließ er den ganzen nächſten Tag verſtreichen, ohne ſie zu ſehen. Ein Brief von Irmgard kam am Vormittag; er beantwortete ihn ſofort, und berechnete zugleich das Datum ſeiner Ankunft in München. Seine Abreiſe aus Rußland war von ihm längſt auf dieſe Tage feſtgeſetzt worden, aber noch nie hatte es ihn ſo gedrängt, wie heute, Irmgard wieder in die Arme zu ſchließen. Und Fenia, trotzdem er ſich erſt geſtern ein wenig in ſie verliebte, trug die Schuld daran. — Denn plötzlich wollte es ihm weit weniger ſelbſtver¬ ſtändlich erſcheinen als bisher, daß Irmgard ihn ſo ſtark und treu liebe, wie ſie es that, — es drängte ihn da¬ her, ihr das Geſtändnis ihrer Liebe aufs neue aus den Augen und von den Lippen zu leſen. Im Grunde wußte er wohl: der Zweifel, der über Fenia gekommen, konnte über Irmgard niemals kom¬ men, — ganz zweifellos liebte ſie ihn und ging ganz in dem Wunſch auf, mit ihm für immer das Leben zu teilen, — in jedem Sinn es mit ihm zu teilen. Ja,

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Zitationshilfe: Andreas-Salome, Lou: Fenitschka. Eine Ausschweifung. Stuttgart, 1898, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/andreas_fenitschka_1898/89>, abgerufen am 23.11.2024.