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Andolt, Ernst [d. i. Bernhard Abeken]: Eine Nacht. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 22. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 211–287. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016.

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Verwalter, welcher den Koffer bereits befestigt hatte, erwartete.

Nun, Glück auf! sagte er, als ich in den Wagen stieg.

Sagen Sie Ihrem Principal, ich müsse sein Benehmen für unwürdig erklären und würde ihm Gelegenheit geben, es zu bereuen.

Mit diesen Worten, welche der Verwalter gewissenhaft zu bestellen versprach, fuhr ich von dannen.

Der eisige Nordwind kühlte meine erhitzte Stirn. Die Galesche fuhr langsam durch den hohen Schnee. Meine Stimmung wurde immer düsterer: wie ein Lump dem fremden Hause gestoßen, in der peinlichsten Angst für die geliebteste Person, welche nun ganz den Launen eines herzlosen Tyrannen preisgegeben war, ohne Hoffnung für die nächste Zukunft fühlte ich mich recht von Gott und Welt verlassen. Die schrecklichsten Versuchungen gingen damals durch meine Seele: in die Gefühle meiner Ohnmacht hascht' ich gierig nach jedem Mittel der Rache, welche mir meine erhitzte Phantasie vorspiegelte; dann wieder überkam mich eine eiskalte Verzweiflung. Ich vermochte nicht zu beten; ich war nahe daran, zu lästern. -- Gütiger Gott! wie beschämtest du mich!

Ich empfand einen heftigen Stoß, hörte ein Geräusch und einige Fluche. Aus meiner Erstarrung auffahrend, sah ich, daß mein Kutscher mit einem uns entgegenkommenden Fuhrwerk zusammengefahren war. Beide Kutscher schimpften einander, als eine tiefe Baßstimme aus dem fremden Wagen rief: Schock Schwerenoth! Statt zu raisonniren, seht zu, wie ihr aus einander kommt. Und ein in einen Pelz gehüllter Mann mit einem gewaltigen Schnurrbart sah mit funkelnden Augen über den Bock hervor. Seine Erscheinung schien auch meinem Phaeton zu imponiren, und beide Wagenlenker bemühten sich, seiner Weisung zu genügen. Ihre Anstrengungen wurden durch einen schnellen Erfolg belohnt, und eben waren wir im Begriff, friedlich an

Verwalter, welcher den Koffer bereits befestigt hatte, erwartete.

Nun, Glück auf! sagte er, als ich in den Wagen stieg.

Sagen Sie Ihrem Principal, ich müsse sein Benehmen für unwürdig erklären und würde ihm Gelegenheit geben, es zu bereuen.

Mit diesen Worten, welche der Verwalter gewissenhaft zu bestellen versprach, fuhr ich von dannen.

Der eisige Nordwind kühlte meine erhitzte Stirn. Die Galesche fuhr langsam durch den hohen Schnee. Meine Stimmung wurde immer düsterer: wie ein Lump dem fremden Hause gestoßen, in der peinlichsten Angst für die geliebteste Person, welche nun ganz den Launen eines herzlosen Tyrannen preisgegeben war, ohne Hoffnung für die nächste Zukunft fühlte ich mich recht von Gott und Welt verlassen. Die schrecklichsten Versuchungen gingen damals durch meine Seele: in die Gefühle meiner Ohnmacht hascht' ich gierig nach jedem Mittel der Rache, welche mir meine erhitzte Phantasie vorspiegelte; dann wieder überkam mich eine eiskalte Verzweiflung. Ich vermochte nicht zu beten; ich war nahe daran, zu lästern. — Gütiger Gott! wie beschämtest du mich!

Ich empfand einen heftigen Stoß, hörte ein Geräusch und einige Fluche. Aus meiner Erstarrung auffahrend, sah ich, daß mein Kutscher mit einem uns entgegenkommenden Fuhrwerk zusammengefahren war. Beide Kutscher schimpften einander, als eine tiefe Baßstimme aus dem fremden Wagen rief: Schock Schwerenoth! Statt zu raisonniren, seht zu, wie ihr aus einander kommt. Und ein in einen Pelz gehüllter Mann mit einem gewaltigen Schnurrbart sah mit funkelnden Augen über den Bock hervor. Seine Erscheinung schien auch meinem Phaeton zu imponiren, und beide Wagenlenker bemühten sich, seiner Weisung zu genügen. Ihre Anstrengungen wurden durch einen schnellen Erfolg belohnt, und eben waren wir im Begriff, friedlich an

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[0064] Verwalter, welcher den Koffer bereits befestigt hatte, erwartete. Nun, Glück auf! sagte er, als ich in den Wagen stieg. Sagen Sie Ihrem Principal, ich müsse sein Benehmen für unwürdig erklären und würde ihm Gelegenheit geben, es zu bereuen. Mit diesen Worten, welche der Verwalter gewissenhaft zu bestellen versprach, fuhr ich von dannen. Der eisige Nordwind kühlte meine erhitzte Stirn. Die Galesche fuhr langsam durch den hohen Schnee. Meine Stimmung wurde immer düsterer: wie ein Lump dem fremden Hause gestoßen, in der peinlichsten Angst für die geliebteste Person, welche nun ganz den Launen eines herzlosen Tyrannen preisgegeben war, ohne Hoffnung für die nächste Zukunft fühlte ich mich recht von Gott und Welt verlassen. Die schrecklichsten Versuchungen gingen damals durch meine Seele: in die Gefühle meiner Ohnmacht hascht' ich gierig nach jedem Mittel der Rache, welche mir meine erhitzte Phantasie vorspiegelte; dann wieder überkam mich eine eiskalte Verzweiflung. Ich vermochte nicht zu beten; ich war nahe daran, zu lästern. — Gütiger Gott! wie beschämtest du mich! Ich empfand einen heftigen Stoß, hörte ein Geräusch und einige Fluche. Aus meiner Erstarrung auffahrend, sah ich, daß mein Kutscher mit einem uns entgegenkommenden Fuhrwerk zusammengefahren war. Beide Kutscher schimpften einander, als eine tiefe Baßstimme aus dem fremden Wagen rief: Schock Schwerenoth! Statt zu raisonniren, seht zu, wie ihr aus einander kommt. Und ein in einen Pelz gehüllter Mann mit einem gewaltigen Schnurrbart sah mit funkelnden Augen über den Bock hervor. Seine Erscheinung schien auch meinem Phaeton zu imponiren, und beide Wagenlenker bemühten sich, seiner Weisung zu genügen. Ihre Anstrengungen wurden durch einen schnellen Erfolg belohnt, und eben waren wir im Begriff, friedlich an

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Zitationshilfe: Andolt, Ernst [d. i. Bernhard Abeken]: Eine Nacht. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 22. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 211–287. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/andolt_nacht_1910/64>, abgerufen am 24.11.2024.