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Altmann, Richard: Die Elementarorganismen und ihre Beziehungen zu den Zellen. Leipzig, 1890.

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Körner und Fäden der Zellen.
wie an den Chorioidealpigmenten und den melanotischen Ge¬
schwülsten durch makrochemische Untersuchung. Seitdem
Virchow1 die Umwandlungen beschrieben hat, welche der
Blutfarbstoff bei Störungen des Kreislaufes und beim Austritt
aus den Gefässen erfährt, und welche zu mannigfachen Ab¬
lagerungen gefärbter Stoffe führen, ist man auch vielfach bemüht
gewesen, die genuinen Pigmente in gleicher Weise abzuleiten.
So hat Gussenbauer2 versucht, die Pigmente der melanotischen
Geschwülste vom Blutfarbstoff herzuleiten, Rouget3 glaubte,
dass die gelegentlich die Blutgefässe verlassenden Blutkörper¬
chen von Leukocyten aufgenommen würden, und dass diese
sich dann zu den Pigmentzellen umwandelten. Hoppe-Seyler
nahm auf Grund von Beobachtungen am Froschlarvenschwanz
sogar an, dass pigmentlose Zellen, indem sie sich durch einen
Ausläufer mit der Wandung eines Capillargefässes in Commu¬
nikation setzen, aus diesem direkt Blut aufnehmen und in
Pigment verwandeln, und List4 hat neuerdings in ähnlicher
Weise direkt die Umwandlung von Blut in Pigment zu beob¬
achten geglaubt.

Es scheint nun doch, als wenn man in Bezug auf die Art
und die Entstehung der Pigmente des Körpers durchgreifende
Unterschiede aufstellen muss. Schon Perls (l. c.) wies darauf
hin, dass alle Pigmente von nachweislich haematogenem Ur¬
sprung jene von ihm beschriebene mikrochemische Eisenreaction
gaben. Während auch, abgesehen von den pathologischen
Fällen, z. B. in der Froschleber, die je nach der Jahreszeit und
dem Ernährungszustande variablen bekannten Pigmenthäufchen
jene schöne blaue Reaction mit Ferrocyankalium zeigen und
so ihren haematogenen Ursprung verrathen, und Aehnliches auch
in der Placenta und an andern Orten beobachtet werden kann,
sind das normale Chorioidealpigment und andere genuine
Pigmente zwar wie behauptet wird auch eisenhaltig, geben
aber nicht jene Reaction.

Es dürfte wohl zweckmässig sein, die haematogenen Pig¬

1 Die pathol. Pigmente. Virchow, Arch. Bd. I. 1847.
2 Virchow, Arch. Bd. 63. 1875.
3 Arch. de norm. et pathol. 1874.
4 List, Anat. Anzeiger. 1889. Nr. 19.

Körner und Fäden der Zellen.
wie an den Chorioidealpigmenten und den melanotischen Ge¬
schwülsten durch makrochemische Untersuchung. Seitdem
Virchow1 die Umwandlungen beschrieben hat, welche der
Blutfarbstoff bei Störungen des Kreislaufes und beim Austritt
aus den Gefässen erfährt, und welche zu mannigfachen Ab¬
lagerungen gefärbter Stoffe führen, ist man auch vielfach bemüht
gewesen, die genuinen Pigmente in gleicher Weise abzuleiten.
So hat Gussenbauer2 versucht, die Pigmente der melanotischen
Geschwülste vom Blutfarbstoff herzuleiten, Rouget3 glaubte,
dass die gelegentlich die Blutgefässe verlassenden Blutkörper¬
chen von Leukocyten aufgenommen würden, und dass diese
sich dann zu den Pigmentzellen umwandelten. Hoppe-Seyler
nahm auf Grund von Beobachtungen am Froschlarvenschwanz
sogar an, dass pigmentlose Zellen, indem sie sich durch einen
Ausläufer mit der Wandung eines Capillargefässes in Commu¬
nikation setzen, aus diesem direkt Blut aufnehmen und in
Pigment verwandeln, und List4 hat neuerdings in ähnlicher
Weise direkt die Umwandlung von Blut in Pigment zu beob¬
achten geglaubt.

Es scheint nun doch, als wenn man in Bezug auf die Art
und die Entstehung der Pigmente des Körpers durchgreifende
Unterschiede aufstellen muss. Schon Perls (l. c.) wies darauf
hin, dass alle Pigmente von nachweislich haematogenem Ur¬
sprung jene von ihm beschriebene mikrochemische Eisenreaction
gaben. Während auch, abgesehen von den pathologischen
Fällen, z. B. in der Froschleber, die je nach der Jahreszeit und
dem Ernährungszustande variablen bekannten Pigmenthäufchen
jene schöne blaue Reaction mit Ferrocyankalium zeigen und
so ihren haematogenen Ursprung verrathen, und Aehnliches auch
in der Placenta und an andern Orten beobachtet werden kann,
sind das normale Chorioidealpigment und andere genuine
Pigmente zwar wie behauptet wird auch eisenhaltig, geben
aber nicht jene Reaction.

Es dürfte wohl zweckmässig sein, die haematogenen Pig¬

1 Die pathol. Pigmente. Virchow, Arch. Bd. I. 1847.
2 Virchow, Arch. Bd. 63. 1875.
3 Arch. de norm. et pathol. 1874.
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[41/0057] Körner und Fäden der Zellen. wie an den Chorioidealpigmenten und den melanotischen Ge¬ schwülsten durch makrochemische Untersuchung. Seitdem Virchow 1 die Umwandlungen beschrieben hat, welche der Blutfarbstoff bei Störungen des Kreislaufes und beim Austritt aus den Gefässen erfährt, und welche zu mannigfachen Ab¬ lagerungen gefärbter Stoffe führen, ist man auch vielfach bemüht gewesen, die genuinen Pigmente in gleicher Weise abzuleiten. So hat Gussenbauer 2 versucht, die Pigmente der melanotischen Geschwülste vom Blutfarbstoff herzuleiten, Rouget 3 glaubte, dass die gelegentlich die Blutgefässe verlassenden Blutkörper¬ chen von Leukocyten aufgenommen würden, und dass diese sich dann zu den Pigmentzellen umwandelten. Hoppe-Seyler nahm auf Grund von Beobachtungen am Froschlarvenschwanz sogar an, dass pigmentlose Zellen, indem sie sich durch einen Ausläufer mit der Wandung eines Capillargefässes in Commu¬ nikation setzen, aus diesem direkt Blut aufnehmen und in Pigment verwandeln, und List 4 hat neuerdings in ähnlicher Weise direkt die Umwandlung von Blut in Pigment zu beob¬ achten geglaubt. Es scheint nun doch, als wenn man in Bezug auf die Art und die Entstehung der Pigmente des Körpers durchgreifende Unterschiede aufstellen muss. Schon Perls (l. c.) wies darauf hin, dass alle Pigmente von nachweislich haematogenem Ur¬ sprung jene von ihm beschriebene mikrochemische Eisenreaction gaben. Während auch, abgesehen von den pathologischen Fällen, z. B. in der Froschleber, die je nach der Jahreszeit und dem Ernährungszustande variablen bekannten Pigmenthäufchen jene schöne blaue Reaction mit Ferrocyankalium zeigen und so ihren haematogenen Ursprung verrathen, und Aehnliches auch in der Placenta und an andern Orten beobachtet werden kann, sind das normale Chorioidealpigment und andere genuine Pigmente zwar wie behauptet wird auch eisenhaltig, geben aber nicht jene Reaction. Es dürfte wohl zweckmässig sein, die haematogenen Pig¬ 1 Die pathol. Pigmente. Virchow, Arch. Bd. I. 1847. 2 Virchow, Arch. Bd. 63. 1875. 3 Arch. de norm. et pathol. 1874. 4 List, Anat. Anzeiger. 1889. Nr. 19.

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Zitationshilfe: Altmann, Richard: Die Elementarorganismen und ihre Beziehungen zu den Zellen. Leipzig, 1890, S. 41. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/altmann_elementarorganismen_1890/57>, abgerufen am 19.03.2024.