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Altmann, Richard: Die Elementarorganismen und ihre Beziehungen zu den Zellen. Leipzig, 1890.

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Die Secretionserscheinungen in den Zellen.

Vergleichen wir die soeben gewonnenen Erfahrungen mit
den Bildern, wie sie die Parotis der Katze darbietet, so finden
wir in Fig. 5 Tafel XX Verhältnisse vor, die denen der Augen¬
drüse der Ringelnatter sehr ähnlich sind; auch hier sind die
Zellen von jenen graugelben Körnern gefüllt, und auch hier
zieht sich netzförmig eine roth gefärbte Substanz zwischen ihnen
hin, wenngleich dieselbe hier zarter und spärlicher ausgebildet
ist. In unserer Figur ist eine stärkere Anhäufung dieser Sub¬
stanz in den Basaltheilen der Zellen nicht zu erkennen; wenn
jedoch, wie bei manchen Katzen, diese netzförmige Substanz über¬
haupt stärker ausgebildet ist, als in unserer Figur, so findet sich
auch die Anhäufung an der Basis vor, und die Aehnlichkeit
der Structur mit der der Natterdrüse wird eine sehr weitgehende.

Die Parotis der Katze zeichnet sich vor der anderer Säuge¬
thiere durch die Grösse und Deutlichkeit ihrer graugelben Körner
aus; hat man dieselben aber erst bei der Katze gesehen, so er¬
kennt man sie auch anderswo wieder, z. B. beim Hunde, obgleich
dieselben hier kleiner und schlechter abgegrenzt sind. Darum
erscheint gerade die Parotis der Katze werthvoll, weil sie den
Zusammenhang mit jenen oben geschilderten Natterbildern giebt.
Ausser in den Eiweissspeicheldrüsen der Säugethiere finden wir
ähnliche Strukturen abgesehen von den Ophidiern noch bei
den Sauriern vor, und zwar sowohl in den Drüsen der Augen¬
höhle, wie in denen des Ober- und Unterkiefers; es sind hier,
besonders in Bezug auf die netzförmige Substanz, mancherlei
interessante Variationen zu beobachten, die wir aber hier über¬
gehen müssen.

Die Ausführungsgänge der Katzenparotis sind leicht zu er¬
kennen. Ihr Durchmesser ist kleiner, als der der gefüllten Acini,
und die cylindrischen Zellen, welche ihre Wand bekleiden,
stechen durch ihre dichte rothe Granulafüllung scharf hervor.
Die rothen Granula sind reihenweise angeordnet, entsprechend
den Streifen und Stäbchen, wie sie von Pflüger hier früher
beschrieben sind. Eine Füllung des Lumens der Ausführungs¬
gänge mit den gelbgrauen Körnern der Acini, wie wir sie bei
der Augendrüse und der hinteren Oberlippendrüse der Ringel¬
natter gefunden haben, kommt hier nicht vor. Es scheint, als
wenn hier bei der Secretion die Körner gleichzeitig gelöst wer¬

Die Secretionserscheinungen in den Zellen.

Vergleichen wir die soeben gewonnenen Erfahrungen mit
den Bildern, wie sie die Parotis der Katze darbietet, so finden
wir in Fig. 5 Tafel XX Verhältnisse vor, die denen der Augen¬
drüse der Ringelnatter sehr ähnlich sind; auch hier sind die
Zellen von jenen graugelben Körnern gefüllt, und auch hier
zieht sich netzförmig eine roth gefärbte Substanz zwischen ihnen
hin, wenngleich dieselbe hier zarter und spärlicher ausgebildet
ist. In unserer Figur ist eine stärkere Anhäufung dieser Sub¬
stanz in den Basaltheilen der Zellen nicht zu erkennen; wenn
jedoch, wie bei manchen Katzen, diese netzförmige Substanz über¬
haupt stärker ausgebildet ist, als in unserer Figur, so findet sich
auch die Anhäufung an der Basis vor, und die Aehnlichkeit
der Structur mit der der Natterdrüse wird eine sehr weitgehende.

Die Parotis der Katze zeichnet sich vor der anderer Säuge¬
thiere durch die Grösse und Deutlichkeit ihrer graugelben Körner
aus; hat man dieselben aber erst bei der Katze gesehen, so er¬
kennt man sie auch anderswo wieder, z. B. beim Hunde, obgleich
dieselben hier kleiner und schlechter abgegrenzt sind. Darum
erscheint gerade die Parotis der Katze werthvoll, weil sie den
Zusammenhang mit jenen oben geschilderten Natterbildern giebt.
Ausser in den Eiweissspeicheldrüsen der Säugethiere finden wir
ähnliche Strukturen abgesehen von den Ophidiern noch bei
den Sauriern vor, und zwar sowohl in den Drüsen der Augen¬
höhle, wie in denen des Ober- und Unterkiefers; es sind hier,
besonders in Bezug auf die netzförmige Substanz, mancherlei
interessante Variationen zu beobachten, die wir aber hier über¬
gehen müssen.

Die Ausführungsgänge der Katzenparotis sind leicht zu er¬
kennen. Ihr Durchmesser ist kleiner, als der der gefüllten Acini,
und die cylindrischen Zellen, welche ihre Wand bekleiden,
stechen durch ihre dichte rothe Granulafüllung scharf hervor.
Die rothen Granula sind reihenweise angeordnet, entsprechend
den Streifen und Stäbchen, wie sie von Pflüger hier früher
beschrieben sind. Eine Füllung des Lumens der Ausführungs¬
gänge mit den gelbgrauen Körnern der Acini, wie wir sie bei
der Augendrüse und der hinteren Oberlippendrüse der Ringel¬
natter gefunden haben, kommt hier nicht vor. Es scheint, als
wenn hier bei der Secretion die Körner gleichzeitig gelöst wer¬

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[112/0128] Die Secretionserscheinungen in den Zellen. Vergleichen wir die soeben gewonnenen Erfahrungen mit den Bildern, wie sie die Parotis der Katze darbietet, so finden wir in Fig. 5 Tafel XX Verhältnisse vor, die denen der Augen¬ drüse der Ringelnatter sehr ähnlich sind; auch hier sind die Zellen von jenen graugelben Körnern gefüllt, und auch hier zieht sich netzförmig eine roth gefärbte Substanz zwischen ihnen hin, wenngleich dieselbe hier zarter und spärlicher ausgebildet ist. In unserer Figur ist eine stärkere Anhäufung dieser Sub¬ stanz in den Basaltheilen der Zellen nicht zu erkennen; wenn jedoch, wie bei manchen Katzen, diese netzförmige Substanz über¬ haupt stärker ausgebildet ist, als in unserer Figur, so findet sich auch die Anhäufung an der Basis vor, und die Aehnlichkeit der Structur mit der der Natterdrüse wird eine sehr weitgehende. Die Parotis der Katze zeichnet sich vor der anderer Säuge¬ thiere durch die Grösse und Deutlichkeit ihrer graugelben Körner aus; hat man dieselben aber erst bei der Katze gesehen, so er¬ kennt man sie auch anderswo wieder, z. B. beim Hunde, obgleich dieselben hier kleiner und schlechter abgegrenzt sind. Darum erscheint gerade die Parotis der Katze werthvoll, weil sie den Zusammenhang mit jenen oben geschilderten Natterbildern giebt. Ausser in den Eiweissspeicheldrüsen der Säugethiere finden wir ähnliche Strukturen abgesehen von den Ophidiern noch bei den Sauriern vor, und zwar sowohl in den Drüsen der Augen¬ höhle, wie in denen des Ober- und Unterkiefers; es sind hier, besonders in Bezug auf die netzförmige Substanz, mancherlei interessante Variationen zu beobachten, die wir aber hier über¬ gehen müssen. Die Ausführungsgänge der Katzenparotis sind leicht zu er¬ kennen. Ihr Durchmesser ist kleiner, als der der gefüllten Acini, und die cylindrischen Zellen, welche ihre Wand bekleiden, stechen durch ihre dichte rothe Granulafüllung scharf hervor. Die rothen Granula sind reihenweise angeordnet, entsprechend den Streifen und Stäbchen, wie sie von Pflüger hier früher beschrieben sind. Eine Füllung des Lumens der Ausführungs¬ gänge mit den gelbgrauen Körnern der Acini, wie wir sie bei der Augendrüse und der hinteren Oberlippendrüse der Ringel¬ natter gefunden haben, kommt hier nicht vor. Es scheint, als wenn hier bei der Secretion die Körner gleichzeitig gelöst wer¬

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Zitationshilfe: Altmann, Richard: Die Elementarorganismen und ihre Beziehungen zu den Zellen. Leipzig, 1890, S. 112. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/altmann_elementarorganismen_1890/128>, abgerufen am 24.11.2024.