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Altenberg, Peter: Pròdrŏmŏs. 2. Aufl. Berlin, 1906.

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Der deutsche Aufsatz.

Der "Deutsche Aufsatz" des Gymnasiums ist das Unglück des späteren Lebens.

Es ist eine "geistige Schwäche", das Wesentliche und Wertvolle einer Sache nur in einem verdünnten Brei von Überflüssigem geniessen zu können!

Es ist die unselige Fähigkeit, einen monumentalen erzenen Satz zu einem Artikel zu zerreiben, eine Skizze zu einer Novelle auszuwalzen wie die Köchin den Strudelteig, aus einer gehaltvollen Szene ein gehaltloses Stück zu machen!

Es ist die schreckliche Fähigkeit, stundenlang Konversation zu führen, statt stundenlang schweigen zu können und in einer Minute das Erschöpfende sanft mitzuteilen!

Sparsamkeit, sagt Bernhard Shaw, ist die Tugend der Tugenden!

Bis zu dem Augenblicke, da ich das las, hätte ich mich gescheut, diese These als meine ureigenste Erkenntnis seit 25 Jahren zu propagieren! Ich freue mich aufrichtig, dieselbe nun bei einem gefunden zu haben, dem man jedenfalls eher glauben wird als mir!

Sparsamkeit ist die Tugend der Tugenden!

Man muss das einer Künstlernatur liebevoller glauben als jeder anderen, da gerade diese die Verluste ihrer Lebensenergieen in jeder Beziehung, seelisch, geistig, körperlich und ökonomisch, tiefer und tragischer empfindet wie jene Naturen, deren Produktionskräfte auf minder Wertvolles gerichtet sind!

Ein Franzose hat es so wunderbar ausgesprochen:

Der deutsche Aufsatz.

Der „Deutsche Aufsatz“ des Gymnasiums ist das Unglück des späteren Lebens.

Es ist eine „geistige Schwäche“, das Wesentliche und Wertvolle einer Sache nur in einem verdünnten Brei von Überflüssigem geniessen zu können!

Es ist die unselige Fähigkeit, einen monumentalen erzenen Satz zu einem Artikel zu zerreiben, eine Skizze zu einer Novelle auszuwalzen wie die Köchin den Strudelteig, aus einer gehaltvollen Szene ein gehaltloses Stück zu machen!

Es ist die schreckliche Fähigkeit, stundenlang Konversation zu führen, statt stundenlang schweigen zu können und in einer Minute das Erschöpfende sanft mitzuteilen!

Sparsamkeit, sagt Bernhard Shaw, ist die Tugend der Tugenden!

Bis zu dem Augenblicke, da ich das las, hätte ich mich gescheut, diese These als meine ureigenste Erkenntnis seit 25 Jahren zu propagieren! Ich freue mich aufrichtig, dieselbe nun bei einem gefunden zu haben, dem man jedenfalls eher glauben wird als mir!

Sparsamkeit ist die Tugend der Tugenden!

Man muss das einer Künstlernatur liebevoller glauben als jeder anderen, da gerade diese die Verluste ihrer Lebensenergieen in jeder Beziehung, seelisch, geistig, körperlich und ökonomisch, tiefer und tragischer empfindet wie jene Naturen, deren Produktionskräfte auf minder Wertvolles gerichtet sind!

Ein Franzose hat es so wunderbar ausgesprochen:

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        <p>Bis zu dem Augenblicke, da ich das las, hätte ich mich gescheut, diese These als meine ureigenste Erkenntnis seit 25 Jahren zu propagieren! Ich freue mich aufrichtig, dieselbe nun bei einem gefunden zu haben, dem man jedenfalls eher glauben wird als mir!</p>
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[73/0073] Der deutsche Aufsatz. Der „Deutsche Aufsatz“ des Gymnasiums ist das Unglück des späteren Lebens. Es ist eine „geistige Schwäche“, das Wesentliche und Wertvolle einer Sache nur in einem verdünnten Brei von Überflüssigem geniessen zu können! Es ist die unselige Fähigkeit, einen monumentalen erzenen Satz zu einem Artikel zu zerreiben, eine Skizze zu einer Novelle auszuwalzen wie die Köchin den Strudelteig, aus einer gehaltvollen Szene ein gehaltloses Stück zu machen! Es ist die schreckliche Fähigkeit, stundenlang Konversation zu führen, statt stundenlang schweigen zu können und in einer Minute das Erschöpfende sanft mitzuteilen! Sparsamkeit, sagt Bernhard Shaw, ist die Tugend der Tugenden! Bis zu dem Augenblicke, da ich das las, hätte ich mich gescheut, diese These als meine ureigenste Erkenntnis seit 25 Jahren zu propagieren! Ich freue mich aufrichtig, dieselbe nun bei einem gefunden zu haben, dem man jedenfalls eher glauben wird als mir! Sparsamkeit ist die Tugend der Tugenden! Man muss das einer Künstlernatur liebevoller glauben als jeder anderen, da gerade diese die Verluste ihrer Lebensenergieen in jeder Beziehung, seelisch, geistig, körperlich und ökonomisch, tiefer und tragischer empfindet wie jene Naturen, deren Produktionskräfte auf minder Wertvolles gerichtet sind! Ein Franzose hat es so wunderbar ausgesprochen:

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Zitationshilfe: Altenberg, Peter: Pròdrŏmŏs. 2. Aufl. Berlin, 1906, S. 73. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/altenberg_prodromos_1906/73>, abgerufen am 24.11.2024.