Altenberg, Peter: Pròdrŏmŏs. 2. Aufl. Berlin, 1906.Leichtigkeit irgend einen Gegenstand vom Boden aufheben. Da liebte ich dich! Ich sah dich deinem Vater schmeichelnd über die grauen Haare zärtlich streichen. Da liebte ich dich! Ich sah dich deinen Goldfischen das Wasser im Aquarium sorgsam reinigen. Da liebte ich dich! Ich sah dich genial Lawn-tennis spielen. Da liebte ich dich! Ich sah dich in japanischer Grazie Tee trinken. Da liebte ich dich! Ich sah dich sticken und nähen, lesen und Briefe schreiben. Da liebte ich dich! Ich sah dich mit einem Wort in allen deinen süssen unbewussten Wahrhaftigkeiten. Da musste ich dich lieben, lieben! Aber es kam ein Tag, da geschah alles nur mehr für mich, für mich, und mir zuliebe - - -. Da hörte ich auf, dich zu lieben! Ich war gerührt, erstaunt, ergriffen, selig und bewegt - - -. Aber es war, wie wenn eine riesige mysteriöse grenzenlose Liebe nun in kleinem handlichem Taschenformat herauskäme, eine gemeinverständliche Edition. Die zum Gebrauche adaptierte Liebe - - -! [Abbildung]Über Testamente. Es ist Sache des Kulturmenschen, sobald er auch nur einen einzigen Gulden in seinem Eigentume hat, ein Testament zu machen! Leichtigkeit irgend einen Gegenstand vom Boden aufheben. Da liebte ich dich! Ich sah dich deinem Vater schmeichelnd über die grauen Haare zärtlich streichen. Da liebte ich dich! Ich sah dich deinen Goldfischen das Wasser im Aquarium sorgsam reinigen. Da liebte ich dich! Ich sah dich genial Lawn-tennis spielen. Da liebte ich dich! Ich sah dich in japanischer Grazie Tee trinken. Da liebte ich dich! Ich sah dich sticken und nähen, lesen und Briefe schreiben. Da liebte ich dich! Ich sah dich mit einem Wort in allen deinen süssen unbewussten Wahrhaftigkeiten. Da musste ich dich lieben, lieben! Aber es kam ein Tag, da geschah alles nur mehr für mich, für mich, und mir zuliebe – – –. Da hörte ich auf, dich zu lieben! Ich war gerührt, erstaunt, ergriffen, selig und bewegt – – –. Aber es war, wie wenn eine riesige mysteriöse grenzenlose Liebe nun in kleinem handlichem Taschenformat herauskäme, eine gemeinverständliche Edition. Die zum Gebrauche adaptierte Liebe – – –! [Abbildung]Über Testamente. Es ist Sache des Kulturmenschen, sobald er auch nur einen einzigen Gulden in seinem Eigentume hat, ein Testament zu machen! <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0191" n="191"/> Leichtigkeit irgend einen Gegenstand vom Boden aufheben. Da liebte ich dich!</p> <p>Ich sah dich deinem Vater schmeichelnd über die grauen Haare zärtlich streichen. Da liebte ich dich!</p> <p>Ich sah dich deinen Goldfischen das Wasser im Aquarium sorgsam reinigen. Da liebte ich dich!</p> <p>Ich sah dich genial Lawn-tennis spielen. Da liebte ich dich!</p> <p>Ich sah dich in japanischer Grazie Tee trinken. Da liebte ich dich!</p> <p>Ich sah dich sticken und nähen, lesen und Briefe schreiben. Da liebte ich dich!</p> <p>Ich sah dich mit einem Wort in allen deinen süssen unbewussten Wahrhaftigkeiten. Da musste ich dich lieben, lieben!</p> <p>Aber es kam ein Tag, da geschah alles nur mehr für mich, für mich, und mir zuliebe – – –.</p> <p>Da hörte ich auf, dich zu lieben!</p> <p>Ich war gerührt, erstaunt, ergriffen, selig und bewegt – – –.</p> <p>Aber es war, wie wenn eine riesige mysteriöse grenzenlose Liebe nun in kleinem handlichem Taschenformat herauskäme, eine gemeinverständliche Edition.</p> <p>Die zum Gebrauche adaptierte Liebe – – –!</p> <figure/><lb/> <p> <hi rendition="#g">Über Testamente.</hi> </p> <p>Es ist Sache des <hi rendition="#g">Kulturmenschen</hi>, sobald er auch nur einen einzigen Gulden in seinem Eigentume hat, ein Testament zu machen!</p> </div> </body> </text> </TEI> [191/0191]
Leichtigkeit irgend einen Gegenstand vom Boden aufheben. Da liebte ich dich!
Ich sah dich deinem Vater schmeichelnd über die grauen Haare zärtlich streichen. Da liebte ich dich!
Ich sah dich deinen Goldfischen das Wasser im Aquarium sorgsam reinigen. Da liebte ich dich!
Ich sah dich genial Lawn-tennis spielen. Da liebte ich dich!
Ich sah dich in japanischer Grazie Tee trinken. Da liebte ich dich!
Ich sah dich sticken und nähen, lesen und Briefe schreiben. Da liebte ich dich!
Ich sah dich mit einem Wort in allen deinen süssen unbewussten Wahrhaftigkeiten. Da musste ich dich lieben, lieben!
Aber es kam ein Tag, da geschah alles nur mehr für mich, für mich, und mir zuliebe – – –.
Da hörte ich auf, dich zu lieben!
Ich war gerührt, erstaunt, ergriffen, selig und bewegt – – –.
Aber es war, wie wenn eine riesige mysteriöse grenzenlose Liebe nun in kleinem handlichem Taschenformat herauskäme, eine gemeinverständliche Edition.
Die zum Gebrauche adaptierte Liebe – – –!
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