Altenberg, Peter: Pròdrŏmŏs. 2. Aufl. Berlin, 1906.Liebe! Da ertränke er im Meere seiner eigenen Zärtlichkeiten! Aber ein gütiges Schicksal spült nur Atome deiner Ideale dir an den Strand! Da kannst du "irrsinnig" werden auf Zeit, kannst deine vierzehn Tage machen, kündigen und geh'n, geheilt entlassen. [Abbildung]Ein Liebes-Brief. Elisabeth Barret-Browning, die Dichterin, schrieb an ihren Gatten, Robert Browning, den Dichter: "Vergiss es nie, oh mein Geliebter, dass Du frei bist! Deine Entwicklung, Dein Sein, Dein Werden, sind mir teurer als die Empfindung, Dich ganz und ganz allein zu besitzen! Ich bin über nichts erstaunter als über dieses Mysterium, dass Du immer wieder in meine liebevollen Arme kommst! Dass Gewohnheit und Selbstverständlichkeit des Besitzes Dich noch nicht müde, gleichgültig gemacht haben! Was, was haben wir Armseligen denn Euch zu bieten?!? Trotz unserer liebevollen Herzen?!? Jede, jede junge schöne Frau besitzt doch in ihrem wunderbaren süssen Leibe schon die mysteriöse Anziehungskraft auf den Mann eines Magnetes auf Eisen! Wodurch könnten wir diese besiegen, wir, die wir eigentlich nicht mehr zu bieten haben als jene?!? Deshalb staune ich, erbebend, dass Du zu mir, Liebe! Da ertränke er im Meere seiner eigenen Zärtlichkeiten! Aber ein gütiges Schicksal spült nur Atome deiner Ideale dir an den Strand! Da kannst du „irrsinnig“ werden auf Zeit, kannst deine vierzehn Tage machen, kündigen und geh'n, geheilt entlassen. [Abbildung]Ein Liebes-Brief. Elisabeth Barret-Browning, die Dichterin, schrieb an ihren Gatten, Robert Browning, den Dichter: „Vergiss es nie, oh mein Geliebter, dass Du frei bist! Deine Entwicklung, Dein Sein, Dein Werden, sind mir teurer als die Empfindung, Dich ganz und ganz allein zu besitzen! Ich bin über nichts erstaunter als über dieses Mysterium, dass Du immer wieder in meine liebevollen Arme kommst! Dass Gewohnheit und Selbstverständlichkeit des Besitzes Dich noch nicht müde, gleichgültig gemacht haben! Was, was haben wir Armseligen denn Euch zu bieten?!? Trotz unserer liebevollen Herzen?!? Jede, jede junge schöne Frau besitzt doch in ihrem wunderbaren süssen Leibe schon die mysteriöse Anziehungskraft auf den Mann eines Magnetes auf Eisen! Wodurch könnten wir diese besiegen, wir, die wir eigentlich nicht mehr zu bieten haben als jene?!? Deshalb staune ich, erbebend, dass Du zu mir, <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0151" n="151"/> Liebe! Da ertränke er im Meere seiner eigenen Zärtlichkeiten!</p> <p>Aber ein gütiges Schicksal spült nur Atome deiner Ideale dir an den Strand! Da kannst du „irrsinnig“ werden auf Zeit, kannst deine vierzehn Tage machen, kündigen und geh'n, geheilt entlassen.</p> <figure/><lb/> <p> <hi rendition="#g">Ein Liebes-Brief.</hi> </p> <p>Elisabeth Barret-Browning, die Dichterin, schrieb an ihren Gatten, Robert Browning, den Dichter:</p> <p>„Vergiss es nie, oh mein Geliebter, dass Du <hi rendition="#g">frei</hi> bist! Deine Entwicklung, Dein <hi rendition="#g">Sein</hi>, Dein <hi rendition="#g">Werden</hi>, sind mir teurer als die Empfindung, Dich ganz und <hi rendition="#g">ganz allein</hi> zu besitzen! Ich bin über nichts erstaunter als über dieses Mysterium, dass Du immer wieder in meine liebevollen Arme kommst!</p> <p>Dass Gewohnheit und Selbstverständlichkeit des Besitzes Dich noch nicht müde, gleichgültig gemacht haben!</p> <p>Was, was haben wir Armseligen denn Euch zu bieten?!?</p> <p>Trotz unserer liebevollen Herzen?!?</p> <p>Jede, jede junge schöne Frau besitzt doch in ihrem wunderbaren süssen Leibe schon die mysteriöse Anziehungskraft auf den Mann eines Magnetes auf Eisen!</p> <p>Wodurch könnten wir diese besiegen, wir, die wir eigentlich nicht mehr zu bieten haben als jene?!?</p> <p>Deshalb staune ich, erbebend, dass Du zu mir, </p> </div> </body> </text> </TEI> [151/0151]
Liebe! Da ertränke er im Meere seiner eigenen Zärtlichkeiten!
Aber ein gütiges Schicksal spült nur Atome deiner Ideale dir an den Strand! Da kannst du „irrsinnig“ werden auf Zeit, kannst deine vierzehn Tage machen, kündigen und geh'n, geheilt entlassen.
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Ein Liebes-Brief.
Elisabeth Barret-Browning, die Dichterin, schrieb an ihren Gatten, Robert Browning, den Dichter:
„Vergiss es nie, oh mein Geliebter, dass Du frei bist! Deine Entwicklung, Dein Sein, Dein Werden, sind mir teurer als die Empfindung, Dich ganz und ganz allein zu besitzen! Ich bin über nichts erstaunter als über dieses Mysterium, dass Du immer wieder in meine liebevollen Arme kommst!
Dass Gewohnheit und Selbstverständlichkeit des Besitzes Dich noch nicht müde, gleichgültig gemacht haben!
Was, was haben wir Armseligen denn Euch zu bieten?!?
Trotz unserer liebevollen Herzen?!?
Jede, jede junge schöne Frau besitzt doch in ihrem wunderbaren süssen Leibe schon die mysteriöse Anziehungskraft auf den Mann eines Magnetes auf Eisen!
Wodurch könnten wir diese besiegen, wir, die wir eigentlich nicht mehr zu bieten haben als jene?!?
Deshalb staune ich, erbebend, dass Du zu mir,
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