Altenberg, Peter: Pròdrŏmŏs. 2. Aufl. Berlin, 1906.Das Theater des Lebens - das tiefste Theater! [Abbildung]"Ich habe dich lieb - - - also bist du schön!" sagte ein Kaufmann. "Du bist schön - - - also habe ich dich lieb!" sagte ein Künstler. [Abbildung]Wenn es einer Köchin einfach unmöglich ist, ihrer Herrschaft eine Speise vorzusetzen, an die sie nicht mit äusserster Sorgfalt und fast nervenzerstörender Konzentration alle ihre Fähigkeiten gewendet hat, so hat sie "künstlerische Veranlagung". Seine einfache Pflicht tun ist unkünstlerisch, in allem. Mehr als seine Pflicht tun, seiner "idealen Verpflichtung" nachkommen, ist künstlerisch, in allem und jedem! [Abbildung]Gott denkt in den Genies, träumt in den Dichtern und schläft in den übrigen Menschen. [Abbildung]Eindrücke in sich aufnehmen?!? Nein, Eindrücke verdauen! [Abbildung]Das Theater des Lebens – das tiefste Theater! [Abbildung]„Ich habe dich lieb – – – also bist du schön!“ sagte ein Kaufmann. „Du bist schön – – – also habe ich dich lieb!“ sagte ein Künstler. [Abbildung]Wenn es einer Köchin einfach unmöglich ist, ihrer Herrschaft eine Speise vorzusetzen, an die sie nicht mit äusserster Sorgfalt und fast nervenzerstörender Konzentration alle ihre Fähigkeiten gewendet hat, so hat sie „künstlerische Veranlagung“. Seine einfache Pflicht tun ist unkünstlerisch, in allem. Mehr als seine Pflicht tun, seiner „idealen Verpflichtung“ nachkommen, ist künstlerisch, in allem und jedem! [Abbildung]Gott denkt in den Genies, träumt in den Dichtern und schläft in den übrigen Menschen. [Abbildung]Eindrücke in sich aufnehmen?!? Nein, Eindrücke verdauen! [Abbildung]<TEI> <text> <body> <div n="1"> <pb facs="#f0125" n="125"/> <p>Das Theater des <hi rendition="#g">Lebens</hi> – das tiefste <hi rendition="#g">Theater</hi>!</p> <figure/><lb/> <p>„Ich habe dich <hi rendition="#g">lieb</hi> – – – also bist du <hi rendition="#g">schön</hi>!“ sagte ein Kaufmann.</p> <p>„Du bist <hi rendition="#g">schön</hi> – – – also habe ich dich <hi rendition="#g">lieb</hi>!“ sagte ein Künstler.</p> <figure/><lb/> <p>Wenn es einer Köchin einfach unmöglich ist, ihrer Herrschaft eine Speise vorzusetzen, an die sie nicht mit äusserster Sorgfalt und fast nervenzerstörender Konzentration alle ihre Fähigkeiten gewendet hat, so hat sie „<hi rendition="#g">künstlerische Veranlagung</hi>“.</p> <p>Seine einfache Pflicht tun ist <hi rendition="#g">unkünstlerisch</hi>, in allem.</p> <p>Mehr als seine Pflicht tun, seiner „<hi rendition="#g">idealen Verpflichtung</hi>“ nachkommen, ist künstlerisch, in allem und jedem!</p> <figure/><lb/> <p>Gott <hi rendition="#g">denkt</hi> in den Genies, <hi rendition="#g">träumt</hi> in den Dichtern und <hi rendition="#g">schläft</hi> in den übrigen <hi rendition="#g">Menschen</hi>.</p> <figure/><lb/> <p>Eindrücke in sich <hi rendition="#g">aufnehmen</hi>?!?</p> <p>Nein, Eindrücke <hi rendition="#g">verdauen</hi>!</p> <figure/><lb/> </div> </body> </text> </TEI> [125/0125]
Das Theater des Lebens – das tiefste Theater!
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„Ich habe dich lieb – – – also bist du schön!“ sagte ein Kaufmann.
„Du bist schön – – – also habe ich dich lieb!“ sagte ein Künstler.
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Wenn es einer Köchin einfach unmöglich ist, ihrer Herrschaft eine Speise vorzusetzen, an die sie nicht mit äusserster Sorgfalt und fast nervenzerstörender Konzentration alle ihre Fähigkeiten gewendet hat, so hat sie „künstlerische Veranlagung“.
Seine einfache Pflicht tun ist unkünstlerisch, in allem.
Mehr als seine Pflicht tun, seiner „idealen Verpflichtung“ nachkommen, ist künstlerisch, in allem und jedem!
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Gott denkt in den Genies, träumt in den Dichtern und schläft in den übrigen Menschen.
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Eindrücke in sich aufnehmen?!?
Nein, Eindrücke verdauen!
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Zitationshilfe: | Altenberg, Peter: Pròdrŏmŏs. 2. Aufl. Berlin, 1906, S. 125. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/altenberg_prodromos_1906/125>, abgerufen am 31.07.2024. |