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Alexis, Willibald: Herr von Sacken. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 10. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 95–202. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016.

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kann doch nur Einer sie erobern. Man weiß nicht im Voraus, welche Verhältnisse aus der Concurrenz von Fürstensöhnen sich entspinnen. Um einen gefährlichen Bewerber mit Schonung zu entfernen, könnte die Herzogin andre süße Fesseln ihm wünschen. Je mehr Käufer um eine Waare sich drängen, um so lebhafter wird der Markt, und auch die andere Waare steigt im Preise. Unter dergleichen Liebesintriguen, galanten Abenteuern, Doppelneigungen siegt immer Der, der sich selbst beherrscht und verschwiegen ist. Ein Schweigender ist stets im Vortheil. Die Andern mühen sich ab, ihn zu errathen, während er ausruhen und beobachten kann. Einfalt kann für Klugheit gelten, Theilnahmlosigkeit für ernstes Erwägen. Das Schweigen läßt sich nachher deuten, wie man will, als Haß und Liebe. Nichts wird von den Mächtigen theurer bezahlt als ein stummer Mund, und einer, der so das Vertrauen gewinnt, hat außerdem den Vortheil, daß sein Gönner ihn fortwährend schonen muß, weil er einst die Lippen öffnen könnte. Ahnen lassen, daß dies wohl möglich, billige ich; aber niemals, daß man es wirklich thut. Denn der Verräther wird nirgend geachtet, und Niemand steht so sicher, daß er nicht auch einmal des Vertrauens bedürftig wäre.

Benigna lächelte schlau, als ihr Pflegevater ging: Wenn ich Sacken diese goldnen Sprüche mittheilte, würde er nicht meinen, die Welt sei noch um eins so schwarz, als sie ihm schon dünkt? -- Aber das Fräulein theilte

kann doch nur Einer sie erobern. Man weiß nicht im Voraus, welche Verhältnisse aus der Concurrenz von Fürstensöhnen sich entspinnen. Um einen gefährlichen Bewerber mit Schonung zu entfernen, könnte die Herzogin andre süße Fesseln ihm wünschen. Je mehr Käufer um eine Waare sich drängen, um so lebhafter wird der Markt, und auch die andere Waare steigt im Preise. Unter dergleichen Liebesintriguen, galanten Abenteuern, Doppelneigungen siegt immer Der, der sich selbst beherrscht und verschwiegen ist. Ein Schweigender ist stets im Vortheil. Die Andern mühen sich ab, ihn zu errathen, während er ausruhen und beobachten kann. Einfalt kann für Klugheit gelten, Theilnahmlosigkeit für ernstes Erwägen. Das Schweigen läßt sich nachher deuten, wie man will, als Haß und Liebe. Nichts wird von den Mächtigen theurer bezahlt als ein stummer Mund, und einer, der so das Vertrauen gewinnt, hat außerdem den Vortheil, daß sein Gönner ihn fortwährend schonen muß, weil er einst die Lippen öffnen könnte. Ahnen lassen, daß dies wohl möglich, billige ich; aber niemals, daß man es wirklich thut. Denn der Verräther wird nirgend geachtet, und Niemand steht so sicher, daß er nicht auch einmal des Vertrauens bedürftig wäre.

Benigna lächelte schlau, als ihr Pflegevater ging: Wenn ich Sacken diese goldnen Sprüche mittheilte, würde er nicht meinen, die Welt sei noch um eins so schwarz, als sie ihm schon dünkt? — Aber das Fräulein theilte

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[0061] kann doch nur Einer sie erobern. Man weiß nicht im Voraus, welche Verhältnisse aus der Concurrenz von Fürstensöhnen sich entspinnen. Um einen gefährlichen Bewerber mit Schonung zu entfernen, könnte die Herzogin andre süße Fesseln ihm wünschen. Je mehr Käufer um eine Waare sich drängen, um so lebhafter wird der Markt, und auch die andere Waare steigt im Preise. Unter dergleichen Liebesintriguen, galanten Abenteuern, Doppelneigungen siegt immer Der, der sich selbst beherrscht und verschwiegen ist. Ein Schweigender ist stets im Vortheil. Die Andern mühen sich ab, ihn zu errathen, während er ausruhen und beobachten kann. Einfalt kann für Klugheit gelten, Theilnahmlosigkeit für ernstes Erwägen. Das Schweigen läßt sich nachher deuten, wie man will, als Haß und Liebe. Nichts wird von den Mächtigen theurer bezahlt als ein stummer Mund, und einer, der so das Vertrauen gewinnt, hat außerdem den Vortheil, daß sein Gönner ihn fortwährend schonen muß, weil er einst die Lippen öffnen könnte. Ahnen lassen, daß dies wohl möglich, billige ich; aber niemals, daß man es wirklich thut. Denn der Verräther wird nirgend geachtet, und Niemand steht so sicher, daß er nicht auch einmal des Vertrauens bedürftig wäre. Benigna lächelte schlau, als ihr Pflegevater ging: Wenn ich Sacken diese goldnen Sprüche mittheilte, würde er nicht meinen, die Welt sei noch um eins so schwarz, als sie ihm schon dünkt? — Aber das Fräulein theilte

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Thomas Weitin: Herausgeber
Digital Humanities Cooperation Konstanz/Darmstadt: Bereitstellung der Texttranskription. (2017-03-14T12:11:53Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Jan Merkt, Thomas Gilli, Jasmin Bieber, Katharina Herget, Anni Peter, Christian Thomas: Bearbeitung der digitalen Edition. (2017-03-14T12:11:53Z)

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Zitationshilfe: Alexis, Willibald: Herr von Sacken. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 10. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 95–202. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/alexis_sacken_1910/61>, abgerufen am 27.11.2024.