Alexis, Willibald: Herr von Sacken. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 10. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 95–202. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016.Landsmannschaften war es am Thor zu einem zwischen den Studenten und der Stadtwache gekommen. Die vordersten, toll und blind ansprengenden Reiter hatten der Schildwacht nicht Rede und Antwort gestanden. Die nächsten, den gefeierten und seiner Sinne am wenigsten mächtigen Jüngling in ihrer Mitte, fanden schon einen Auftritt, der ihrer Rauflust willkommen war. Der Prinz herrschte in dem Tone, zu welchem ihn die vorgehenden Scenen zu berechtigen schienen, die Stadtratzen an, ihnen Platz zu machen. Sie machten nicht Platz, und mit Gewalt preschten die Trunkenen hindurch. Sacken und Keyserlinkg kamen unangehalten durchs Thor, denn der Schauplatz des Tumultes hatte sich tiefer in die Stadt gezogen, und hier wirbelte die Trommel, Hieber wetzten auf dem Pflaster, und der Ruf: Lichter aus, Bursche 'raus! dröhnte durch die Gassen. Ueber den Zusammenhang der Ereignisse dieses stürmischen Abends ist auch bei der spätern Untersuchung nichts Genaueres ermittelt worden. Vielleicht ließ man aus Rücksichten manche Fäden fallen. Es hieß, der Fürst von Thoren habe mit seinem Säbel den schwarzen Adler von einem Pfeiler der Kneiphöfischen Wache gegenüber heruntergehauen, indem er seinen Landsleuten zuschrie, der weiße gehöre dahin. Er selbst war darauf vom Pferde gefallen. Die Kneiphöfische Wache hatte ihn mit seinen Anhängern umringt und gefangen genommen. Bald darauf war ein starker Haufe deutscher und polnischer Studenten mit Hiebern auf die Wache Landsmannschaften war es am Thor zu einem zwischen den Studenten und der Stadtwache gekommen. Die vordersten, toll und blind ansprengenden Reiter hatten der Schildwacht nicht Rede und Antwort gestanden. Die nächsten, den gefeierten und seiner Sinne am wenigsten mächtigen Jüngling in ihrer Mitte, fanden schon einen Auftritt, der ihrer Rauflust willkommen war. Der Prinz herrschte in dem Tone, zu welchem ihn die vorgehenden Scenen zu berechtigen schienen, die Stadtratzen an, ihnen Platz zu machen. Sie machten nicht Platz, und mit Gewalt preschten die Trunkenen hindurch. Sacken und Keyserlinkg kamen unangehalten durchs Thor, denn der Schauplatz des Tumultes hatte sich tiefer in die Stadt gezogen, und hier wirbelte die Trommel, Hieber wetzten auf dem Pflaster, und der Ruf: Lichter aus, Bursche 'raus! dröhnte durch die Gassen. Ueber den Zusammenhang der Ereignisse dieses stürmischen Abends ist auch bei der spätern Untersuchung nichts Genaueres ermittelt worden. Vielleicht ließ man aus Rücksichten manche Fäden fallen. Es hieß, der Fürst von Thoren habe mit seinem Säbel den schwarzen Adler von einem Pfeiler der Kneiphöfischen Wache gegenüber heruntergehauen, indem er seinen Landsleuten zuschrie, der weiße gehöre dahin. Er selbst war darauf vom Pferde gefallen. Die Kneiphöfische Wache hatte ihn mit seinen Anhängern umringt und gefangen genommen. Bald darauf war ein starker Haufe deutscher und polnischer Studenten mit Hiebern auf die Wache <TEI> <text> <body> <div n="2"> <p><pb facs="#f0026"/> Landsmannschaften war es am Thor zu einem zwischen den Studenten und der Stadtwache gekommen. Die vordersten, toll und blind ansprengenden Reiter hatten der Schildwacht nicht Rede und Antwort gestanden. Die nächsten, den gefeierten und seiner Sinne am wenigsten mächtigen Jüngling in ihrer Mitte, fanden schon einen Auftritt, der ihrer Rauflust willkommen war. Der Prinz herrschte in dem Tone, zu welchem ihn die vorgehenden Scenen zu berechtigen schienen, die Stadtratzen an, ihnen Platz zu machen. Sie machten nicht Platz, und mit Gewalt preschten die Trunkenen hindurch. Sacken und Keyserlinkg kamen unangehalten durchs Thor, denn der Schauplatz des Tumultes hatte sich tiefer in die Stadt gezogen, und hier wirbelte die Trommel, Hieber wetzten auf dem Pflaster, und der Ruf: Lichter aus, Bursche 'raus! dröhnte durch die Gassen. Ueber den Zusammenhang der Ereignisse dieses stürmischen Abends ist auch bei der spätern Untersuchung nichts Genaueres ermittelt worden. Vielleicht ließ man aus Rücksichten manche Fäden fallen. Es hieß, der Fürst von Thoren habe mit seinem Säbel den schwarzen Adler von einem Pfeiler der Kneiphöfischen Wache gegenüber heruntergehauen, indem er seinen Landsleuten zuschrie, der weiße gehöre dahin. Er selbst war darauf vom Pferde gefallen. Die Kneiphöfische Wache hatte ihn mit seinen Anhängern umringt und gefangen genommen. Bald darauf war ein starker Haufe deutscher und polnischer Studenten mit Hiebern auf die Wache<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [0026]
Landsmannschaften war es am Thor zu einem zwischen den Studenten und der Stadtwache gekommen. Die vordersten, toll und blind ansprengenden Reiter hatten der Schildwacht nicht Rede und Antwort gestanden. Die nächsten, den gefeierten und seiner Sinne am wenigsten mächtigen Jüngling in ihrer Mitte, fanden schon einen Auftritt, der ihrer Rauflust willkommen war. Der Prinz herrschte in dem Tone, zu welchem ihn die vorgehenden Scenen zu berechtigen schienen, die Stadtratzen an, ihnen Platz zu machen. Sie machten nicht Platz, und mit Gewalt preschten die Trunkenen hindurch. Sacken und Keyserlinkg kamen unangehalten durchs Thor, denn der Schauplatz des Tumultes hatte sich tiefer in die Stadt gezogen, und hier wirbelte die Trommel, Hieber wetzten auf dem Pflaster, und der Ruf: Lichter aus, Bursche 'raus! dröhnte durch die Gassen. Ueber den Zusammenhang der Ereignisse dieses stürmischen Abends ist auch bei der spätern Untersuchung nichts Genaueres ermittelt worden. Vielleicht ließ man aus Rücksichten manche Fäden fallen. Es hieß, der Fürst von Thoren habe mit seinem Säbel den schwarzen Adler von einem Pfeiler der Kneiphöfischen Wache gegenüber heruntergehauen, indem er seinen Landsleuten zuschrie, der weiße gehöre dahin. Er selbst war darauf vom Pferde gefallen. Die Kneiphöfische Wache hatte ihn mit seinen Anhängern umringt und gefangen genommen. Bald darauf war ein starker Haufe deutscher und polnischer Studenten mit Hiebern auf die Wache
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Zitationshilfe: | Alexis, Willibald: Herr von Sacken. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 10. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 95–202. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/alexis_sacken_1910/26>, abgerufen am 16.07.2024. |