Alexis, Willibald: Herr von Sacken. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 10. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 95–202. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016.Gesicht und den schwarzen runden Augen, die halb schelmisch, halb herausfordernd blitzten. Die Hand in die Seite gestemmt, rief er trotzig die Wortführenden an: Was, oder? Auf die Kniee, Kurone! schrieen diese. Die Kuronia will nicht knieen, die Kuronia mag um nichts bitten, was sie schon hat, rief mit höhnendem Blicke der Jüngling: Wir sind deutscher Nation. Die Independenzia, so unsre Väter, ohne Euch darum mit einer Frage zu molestiren, sich selbst procurirten, werden ihre Enkel zu conserviren wissen, ohne sich um Eure krummen Säbel und Worte zu scheren. Was meint ihr zu dem Milchbart? rief der Prinz. -- Sie haben zu lange nicht geknieet, ein Anderer. -- Lehrt sie wieder das Verlernte, ein Dritter. Bei allen Wundern von Czenstochau, schrie ein Vierter auf, er soll deinen Stiefel küssen und mit der Rindssohle auf seinen Rücken die Belehnung empfangen. Küß den Stiefel! jauchzte der Prinz und streckte den Fuß aus. Der Tumult überbot sich selbst, als der junge Mensch, statt, was ihm geboten, zu thun, durch eine rasche Bewegung das Bein des Beleidigers faßte und sich zu den Landsleuten umwendend fragte: Landsleute, den Stiefel habe ich, und den Fuß dazu. Probiren wir, ob er die Polonaise mit dem andern allein tanzen kann! Es wäre dem Verwegenen übel ergangen -- die Gesicht und den schwarzen runden Augen, die halb schelmisch, halb herausfordernd blitzten. Die Hand in die Seite gestemmt, rief er trotzig die Wortführenden an: Was, oder? Auf die Kniee, Kurone! schrieen diese. Die Kuronia will nicht knieen, die Kuronia mag um nichts bitten, was sie schon hat, rief mit höhnendem Blicke der Jüngling: Wir sind deutscher Nation. Die Independenzia, so unsre Väter, ohne Euch darum mit einer Frage zu molestiren, sich selbst procurirten, werden ihre Enkel zu conserviren wissen, ohne sich um Eure krummen Säbel und Worte zu scheren. Was meint ihr zu dem Milchbart? rief der Prinz. — Sie haben zu lange nicht geknieet, ein Anderer. — Lehrt sie wieder das Verlernte, ein Dritter. Bei allen Wundern von Czenstochau, schrie ein Vierter auf, er soll deinen Stiefel küssen und mit der Rindssohle auf seinen Rücken die Belehnung empfangen. Küß den Stiefel! jauchzte der Prinz und streckte den Fuß aus. Der Tumult überbot sich selbst, als der junge Mensch, statt, was ihm geboten, zu thun, durch eine rasche Bewegung das Bein des Beleidigers faßte und sich zu den Landsleuten umwendend fragte: Landsleute, den Stiefel habe ich, und den Fuß dazu. Probiren wir, ob er die Polonaise mit dem andern allein tanzen kann! Es wäre dem Verwegenen übel ergangen — die <TEI> <text> <body> <div n="2"> <p><pb facs="#f0019"/> Gesicht und den schwarzen runden Augen, die halb schelmisch, halb herausfordernd blitzten. Die Hand in die Seite gestemmt, rief er trotzig die Wortführenden an: Was, oder?</p><lb/> <p>Auf die Kniee, Kurone! schrieen diese.</p><lb/> <p>Die Kuronia will nicht knieen, die Kuronia mag um nichts bitten, was sie schon hat, rief mit höhnendem Blicke der Jüngling: Wir sind deutscher Nation. Die Independenzia, so unsre Väter, ohne Euch darum mit einer Frage zu molestiren, sich selbst procurirten, werden ihre Enkel zu conserviren wissen, ohne sich um Eure krummen Säbel und Worte zu scheren.</p><lb/> <p>Was meint ihr zu dem Milchbart? rief der Prinz. — Sie haben zu lange nicht geknieet, ein Anderer. — Lehrt sie wieder das Verlernte, ein Dritter.</p><lb/> <p>Bei allen Wundern von Czenstochau, schrie ein Vierter auf, er soll deinen Stiefel küssen und mit der Rindssohle auf seinen Rücken die Belehnung empfangen.</p><lb/> <p>Küß den Stiefel! jauchzte der Prinz und streckte den Fuß aus.</p><lb/> <p>Der Tumult überbot sich selbst, als der junge Mensch, statt, was ihm geboten, zu thun, durch eine rasche Bewegung das Bein des Beleidigers faßte und sich zu den Landsleuten umwendend fragte: Landsleute, den Stiefel habe ich, und den Fuß dazu. Probiren wir, ob er die Polonaise mit dem andern allein tanzen kann!</p><lb/> <p>Es wäre dem Verwegenen übel ergangen — die<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [0019]
Gesicht und den schwarzen runden Augen, die halb schelmisch, halb herausfordernd blitzten. Die Hand in die Seite gestemmt, rief er trotzig die Wortführenden an: Was, oder?
Auf die Kniee, Kurone! schrieen diese.
Die Kuronia will nicht knieen, die Kuronia mag um nichts bitten, was sie schon hat, rief mit höhnendem Blicke der Jüngling: Wir sind deutscher Nation. Die Independenzia, so unsre Väter, ohne Euch darum mit einer Frage zu molestiren, sich selbst procurirten, werden ihre Enkel zu conserviren wissen, ohne sich um Eure krummen Säbel und Worte zu scheren.
Was meint ihr zu dem Milchbart? rief der Prinz. — Sie haben zu lange nicht geknieet, ein Anderer. — Lehrt sie wieder das Verlernte, ein Dritter.
Bei allen Wundern von Czenstochau, schrie ein Vierter auf, er soll deinen Stiefel küssen und mit der Rindssohle auf seinen Rücken die Belehnung empfangen.
Küß den Stiefel! jauchzte der Prinz und streckte den Fuß aus.
Der Tumult überbot sich selbst, als der junge Mensch, statt, was ihm geboten, zu thun, durch eine rasche Bewegung das Bein des Beleidigers faßte und sich zu den Landsleuten umwendend fragte: Landsleute, den Stiefel habe ich, und den Fuß dazu. Probiren wir, ob er die Polonaise mit dem andern allein tanzen kann!
Es wäre dem Verwegenen übel ergangen — die
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Thomas Weitin: Herausgeber
Digital Humanities Cooperation Konstanz/Darmstadt: Bereitstellung der Texttranskription.
(2017-03-14T12:11:53Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Jan Merkt, Thomas Gilli, Jasmin Bieber, Katharina Herget, Anni Peter, Christian Thomas: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2017-03-14T12:11:53Z)
Weitere Informationen:Bogensignaturen: nicht gekennzeichnet; Druckfehler: dokumentiert; fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet; Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet; i/j in Fraktur: keine Angabe; I/J in Fraktur: Lautwert transkribiert; Kolumnentitel: nicht gekennzeichnet; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): als s transkribiert; Normalisierungen: keine; rundes r (ꝛ): keine Angabe; Seitenumbrüche markiert: nein; Silbentrennung: aufgelöst; u/v bzw. U/V: keine Angabe; Vokale mit übergest. e: keine Angabe; Vollständigkeit: keine Angabe; Zeichensetzung: wie Vorlage; Zeilenumbrüche markiert: nein;
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |