Alexis, Willibald: Herr von Sacken. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 10. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 95–202. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016.auch gerathen haben, Gevatter, sintemal pro primo Ihr in das Privilegium unseres allergnädigsten Königs Friedrich Wilhelm eingreift, pro secundo aber Eure Clienten sehr den Kopf schütteln würden, wenn der fleißige Advocat Behrend um das Wohl von Nationen ihr eigenes vergäße. Behrend schüttelte dem Freunde die Hand: Wieder habt Ihr Recht. Deutsche sollten immer zusammenhalten, zunächst nur an sich denken; dann stünde es um unsere Angelegenheiten, um unser deutsches Reich besser. Bester Gevatter, Ihr werdet mir durchaus Philosoph; denn beim einfachsten Wort, was von meinen Lippen füllt, macht Ihr Schlüsse auf Gott weiß was, woran ich nicht gedacht. Wie steht's um unsere Wette, wegen meines Kurländers? Ein Fäßchen Ungerwein! Ehe wir es uns versehn, wird aus ihm etwas Großes. Gelüstet's Euch so sehr, lächelte der Advocat, das Faß in meinen Keller zu rollen? Ein Fäßchen Franzwein dagegen, wenn der Bursch nicht in diesem Semester wegen eines dummen Streiches bei Nacht und Nebel aus der Stadt muß, und am Morgen sein Name am schwarzen Brette steht. Topp! rief Lauson und schlug ein. Vorerst versuchen wir aber ein Gläschen von dem Unger, damit Ihr lüstern auf das Fäßchen werdet, für das sich kein Platz in Eurem Keller finden wird. Behrend ging es unter der Bedingung ein, daß auch gerathen haben, Gevatter, sintemal pro primo Ihr in das Privilegium unseres allergnädigsten Königs Friedrich Wilhelm eingreift, pro secundo aber Eure Clienten sehr den Kopf schütteln würden, wenn der fleißige Advocat Behrend um das Wohl von Nationen ihr eigenes vergäße. Behrend schüttelte dem Freunde die Hand: Wieder habt Ihr Recht. Deutsche sollten immer zusammenhalten, zunächst nur an sich denken; dann stünde es um unsere Angelegenheiten, um unser deutsches Reich besser. Bester Gevatter, Ihr werdet mir durchaus Philosoph; denn beim einfachsten Wort, was von meinen Lippen füllt, macht Ihr Schlüsse auf Gott weiß was, woran ich nicht gedacht. Wie steht's um unsere Wette, wegen meines Kurländers? Ein Fäßchen Ungerwein! Ehe wir es uns versehn, wird aus ihm etwas Großes. Gelüstet's Euch so sehr, lächelte der Advocat, das Faß in meinen Keller zu rollen? Ein Fäßchen Franzwein dagegen, wenn der Bursch nicht in diesem Semester wegen eines dummen Streiches bei Nacht und Nebel aus der Stadt muß, und am Morgen sein Name am schwarzen Brette steht. Topp! rief Lauson und schlug ein. Vorerst versuchen wir aber ein Gläschen von dem Unger, damit Ihr lüstern auf das Fäßchen werdet, für das sich kein Platz in Eurem Keller finden wird. Behrend ging es unter der Bedingung ein, daß <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0014"/> auch gerathen haben, Gevatter, sintemal pro primo Ihr in das Privilegium unseres allergnädigsten Königs Friedrich Wilhelm eingreift, pro secundo aber Eure Clienten sehr den Kopf schütteln würden, wenn der fleißige Advocat Behrend um das Wohl von Nationen ihr eigenes vergäße.</p><lb/> <p>Behrend schüttelte dem Freunde die Hand: Wieder habt Ihr Recht. Deutsche sollten immer zusammenhalten, zunächst nur an sich denken; dann stünde es um unsere Angelegenheiten, um unser deutsches Reich besser.</p><lb/> <p>Bester Gevatter, Ihr werdet mir durchaus Philosoph; denn beim einfachsten Wort, was von meinen Lippen füllt, macht Ihr Schlüsse auf Gott weiß was, woran ich nicht gedacht. Wie steht's um unsere Wette, wegen meines Kurländers? Ein Fäßchen Ungerwein! Ehe wir es uns versehn, wird aus ihm etwas Großes.</p><lb/> <p>Gelüstet's Euch so sehr, lächelte der Advocat, das Faß in meinen Keller zu rollen? Ein Fäßchen Franzwein dagegen, wenn der Bursch nicht in diesem Semester wegen eines dummen Streiches bei Nacht und Nebel aus der Stadt muß, und am Morgen sein Name am schwarzen Brette steht.</p><lb/> <p>Topp! rief Lauson und schlug ein. Vorerst versuchen wir aber ein Gläschen von dem Unger, damit Ihr lüstern auf das Fäßchen werdet, für das sich kein Platz in Eurem Keller finden wird.</p><lb/> <p>Behrend ging es unter der Bedingung ein, daß<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [0014]
auch gerathen haben, Gevatter, sintemal pro primo Ihr in das Privilegium unseres allergnädigsten Königs Friedrich Wilhelm eingreift, pro secundo aber Eure Clienten sehr den Kopf schütteln würden, wenn der fleißige Advocat Behrend um das Wohl von Nationen ihr eigenes vergäße.
Behrend schüttelte dem Freunde die Hand: Wieder habt Ihr Recht. Deutsche sollten immer zusammenhalten, zunächst nur an sich denken; dann stünde es um unsere Angelegenheiten, um unser deutsches Reich besser.
Bester Gevatter, Ihr werdet mir durchaus Philosoph; denn beim einfachsten Wort, was von meinen Lippen füllt, macht Ihr Schlüsse auf Gott weiß was, woran ich nicht gedacht. Wie steht's um unsere Wette, wegen meines Kurländers? Ein Fäßchen Ungerwein! Ehe wir es uns versehn, wird aus ihm etwas Großes.
Gelüstet's Euch so sehr, lächelte der Advocat, das Faß in meinen Keller zu rollen? Ein Fäßchen Franzwein dagegen, wenn der Bursch nicht in diesem Semester wegen eines dummen Streiches bei Nacht und Nebel aus der Stadt muß, und am Morgen sein Name am schwarzen Brette steht.
Topp! rief Lauson und schlug ein. Vorerst versuchen wir aber ein Gläschen von dem Unger, damit Ihr lüstern auf das Fäßchen werdet, für das sich kein Platz in Eurem Keller finden wird.
Behrend ging es unter der Bedingung ein, daß
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Zitationshilfe: | Alexis, Willibald: Herr von Sacken. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 10. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 95–202. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/alexis_sacken_1910/14>, abgerufen am 16.07.2024. |