standen haben; es lag wieder etwas wegwerfende Härte in seinem Ton:
"Sie können nicht dafür, daß Sie es nicht be¬ greifen. Ihre ganze Erziehung, die Bildung hier ist daran schuld. -- Es war ein Experiment, wie es in der Weltgeschichte nicht noch einmal vorgekommen. Daß eine Dynastie, ein Fürstengeschlecht ein Volk machte! Zusammengeleimt widerstrebende Theile mit seinem Blute. Ich sage Ihnen, ich habe den höch¬ sten Respect vor diesem Blute. Welche Eisentheile, welche Elasticität, welche Attractionskraft, Klarheit muß die Schöpferin Natur da einmal in ihrer über¬ müthigen Laune hineingegossen haben! Aber wenn ein Volk, wenn Stämme, wenn die Natur selbst dar¬ über untergingen, dann erlaube ich mir wenigstens eine Thräne an ihrem Grabe." --
Nach einer Pause hub er wieder an: "Ich sage Ihnen, ohne Aristokratieen ist kein Leben in der Natur, kein Fortschritt in der Menschheit. Die Welt¬ geschichte wäre ein mongolisch-chinesischer Brei, ohne Halt, Erhebung, tragische Größe. Wenn man die Kirchthürme abbricht und die Schornsteine höher mauert, die Berge planirt und mit Schubkarren Hügel aufführt, ist das Ersatz? Was wäre der Erd¬ ball ohne sein Granitgerippe, das ihn zusammenhält gegen Orkane und Fluthen, Wälle gegen Sonnen¬ brand und Steppensand! Wo entspringen die Flüsse? In dem ewigen Schnee, der auf ihren Firnen lagert. Die Menschennatur ist nicht anders. Hab ich eine
ſtanden haben; es lag wieder etwas wegwerfende Härte in ſeinem Ton:
„Sie können nicht dafür, daß Sie es nicht be¬ greifen. Ihre ganze Erziehung, die Bildung hier iſt daran ſchuld. — Es war ein Experiment, wie es in der Weltgeſchichte nicht noch einmal vorgekommen. Daß eine Dynaſtie, ein Fürſtengeſchlecht ein Volk machte! Zuſammengeleimt widerſtrebende Theile mit ſeinem Blute. Ich ſage Ihnen, ich habe den höch¬ ſten Reſpect vor dieſem Blute. Welche Eiſentheile, welche Elaſticität, welche Attractionskraft, Klarheit muß die Schöpferin Natur da einmal in ihrer über¬ müthigen Laune hineingegoſſen haben! Aber wenn ein Volk, wenn Stämme, wenn die Natur ſelbſt dar¬ über untergingen, dann erlaube ich mir wenigſtens eine Thräne an ihrem Grabe.“ —
Nach einer Pauſe hub er wieder an: „Ich ſage Ihnen, ohne Ariſtokratieen iſt kein Leben in der Natur, kein Fortſchritt in der Menſchheit. Die Welt¬ geſchichte wäre ein mongoliſch-chineſiſcher Brei, ohne Halt, Erhebung, tragiſche Größe. Wenn man die Kirchthürme abbricht und die Schornſteine höher mauert, die Berge planirt und mit Schubkarren Hügel aufführt, iſt das Erſatz? Was wäre der Erd¬ ball ohne ſein Granitgerippe, das ihn zuſammenhält gegen Orkane und Fluthen, Wälle gegen Sonnen¬ brand und Steppenſand! Wo entſpringen die Flüſſe? In dem ewigen Schnee, der auf ihren Firnen lagert. Die Menſchennatur iſt nicht anders. Hab ich eine
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ſtanden haben; es lag wieder etwas wegwerfende
Härte in ſeinem Ton:
„Sie können nicht dafür, daß Sie es nicht be¬
greifen. Ihre ganze Erziehung, die Bildung hier iſt
daran ſchuld. — Es war ein Experiment, wie es in
der Weltgeſchichte nicht noch einmal vorgekommen.
Daß eine Dynaſtie, ein Fürſtengeſchlecht ein Volk
machte! Zuſammengeleimt widerſtrebende Theile mit
ſeinem Blute. Ich ſage Ihnen, ich habe den höch¬
ſten Reſpect vor dieſem Blute. Welche Eiſentheile,
welche Elaſticität, welche Attractionskraft, Klarheit
muß die Schöpferin Natur da einmal in ihrer über¬
müthigen Laune hineingegoſſen haben! Aber wenn
ein Volk, wenn Stämme, wenn die Natur ſelbſt dar¬
über untergingen, dann erlaube ich mir wenigſtens
eine Thräne an ihrem Grabe.“ —
Nach einer Pauſe hub er wieder an: „Ich ſage
Ihnen, ohne Ariſtokratieen iſt kein Leben in der
Natur, kein Fortſchritt in der Menſchheit. Die Welt¬
geſchichte wäre ein mongoliſch-chineſiſcher Brei, ohne
Halt, Erhebung, tragiſche Größe. Wenn man die
Kirchthürme abbricht und die Schornſteine höher
mauert, die Berge planirt und mit Schubkarren
Hügel aufführt, iſt das Erſatz? Was wäre der Erd¬
ball ohne ſein Granitgerippe, das ihn zuſammenhält
gegen Orkane und Fluthen, Wälle gegen Sonnen¬
brand und Steppenſand! Wo entſpringen die Flüſſe?
In dem ewigen Schnee, der auf ihren Firnen lagert.
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Alexis, Willibald: Ruhe ist die erste Bürgerpflicht oder Vor fünfzig Jahren. Bd. 5. Berlin, 1852, S. 77. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/alexis_ruhe05_1852/87>, abgerufen am 24.11.2024.
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