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Alexis, Willibald: Ruhe ist die erste Bürgerpflicht oder Vor fünfzig Jahren. Bd. 5. Berlin, 1852.

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"Sie scheinen wichtigen Entdeckungen auf der
Spur."

Fuchsius nickte.

"Dann müßten Sie eilen. Mich dünkt, das große
Ungeheuer Krieg verschlingt die kleinen."

"Falsch geschlossen, Herr van Asten. Die Cri¬
minalistik hat die Beständigkeit vor der Politik voraus.
Wer auch siegt, das Jagdrecht der Justiz und Polizei
auf die gemeinen Verbrecher bleibt unangetastet.
Spitzbuben, Räuber und Giftmischer liefern die Krieg¬
führenden sich mit gegenseitiger Courtoisie aus, und
der Strick ist der sicherste Orden für den, der eine
Expectanz darauf erwarb."

Der Rath schien doch noch etwas sagen zu wol¬
len, als er den Thürgriff langsam aufdrückte, Walter
kam ihm zu Hülfe. Wenn er aus seiner Wissenschaft
ihm etwas mittheilen könne, möge er commandiren;
er glaube nicht zu versichern nöthig zu haben, daß er
auf seine volle Verschwiegenheit rechnen könne.

"Fand in letzter Zeit eine Communication zwischen
dem Minister und dem Legationsrath Wandel statt?"

"Ich glaube, es positiv verneinen zu können."

Der Rath schien zufrieden: "Sie selbst kamen
nie mit ihm in nähere Berührung?"

"In keine andere, als welche die gesellschaft¬
lichen Beziehungen im Hause der Geheimräthin Lu¬
pinus mit sich brachten."

"Mit der schien er in Relationen zu stehen --"

"Welche das Geklätsch zu andern machte, als

„Sie ſcheinen wichtigen Entdeckungen auf der
Spur.“

Fuchſius nickte.

„Dann müßten Sie eilen. Mich dünkt, das große
Ungeheuer Krieg verſchlingt die kleinen.“

„Falſch geſchloſſen, Herr van Aſten. Die Cri¬
minaliſtik hat die Beſtändigkeit vor der Politik voraus.
Wer auch ſiegt, das Jagdrecht der Juſtiz und Polizei
auf die gemeinen Verbrecher bleibt unangetaſtet.
Spitzbuben, Räuber und Giftmiſcher liefern die Krieg¬
führenden ſich mit gegenſeitiger Courtoiſie aus, und
der Strick iſt der ſicherſte Orden für den, der eine
Expectanz darauf erwarb.“

Der Rath ſchien doch noch etwas ſagen zu wol¬
len, als er den Thürgriff langſam aufdrückte, Walter
kam ihm zu Hülfe. Wenn er aus ſeiner Wiſſenſchaft
ihm etwas mittheilen könne, möge er commandiren;
er glaube nicht zu verſichern nöthig zu haben, daß er
auf ſeine volle Verſchwiegenheit rechnen könne.

„Fand in letzter Zeit eine Communication zwiſchen
dem Miniſter und dem Legationsrath Wandel ſtatt?“

„Ich glaube, es poſitiv verneinen zu können.“

Der Rath ſchien zufrieden: „Sie ſelbſt kamen
nie mit ihm in nähere Berührung?“

„In keine andere, als welche die geſellſchaft¬
lichen Beziehungen im Hauſe der Geheimräthin Lu¬
pinus mit ſich brachten.“

„Mit der ſchien er in Relationen zu ſtehen —“

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[25/0035] „Sie ſcheinen wichtigen Entdeckungen auf der Spur.“ Fuchſius nickte. „Dann müßten Sie eilen. Mich dünkt, das große Ungeheuer Krieg verſchlingt die kleinen.“ „Falſch geſchloſſen, Herr van Aſten. Die Cri¬ minaliſtik hat die Beſtändigkeit vor der Politik voraus. Wer auch ſiegt, das Jagdrecht der Juſtiz und Polizei auf die gemeinen Verbrecher bleibt unangetaſtet. Spitzbuben, Räuber und Giftmiſcher liefern die Krieg¬ führenden ſich mit gegenſeitiger Courtoiſie aus, und der Strick iſt der ſicherſte Orden für den, der eine Expectanz darauf erwarb.“ Der Rath ſchien doch noch etwas ſagen zu wol¬ len, als er den Thürgriff langſam aufdrückte, Walter kam ihm zu Hülfe. Wenn er aus ſeiner Wiſſenſchaft ihm etwas mittheilen könne, möge er commandiren; er glaube nicht zu verſichern nöthig zu haben, daß er auf ſeine volle Verſchwiegenheit rechnen könne. „Fand in letzter Zeit eine Communication zwiſchen dem Miniſter und dem Legationsrath Wandel ſtatt?“ „Ich glaube, es poſitiv verneinen zu können.“ Der Rath ſchien zufrieden: „Sie ſelbſt kamen nie mit ihm in nähere Berührung?“ „In keine andere, als welche die geſellſchaft¬ lichen Beziehungen im Hauſe der Geheimräthin Lu¬ pinus mit ſich brachten.“ „Mit der ſchien er in Relationen zu ſtehen —“ „Welche das Geklätſch zu andern machte, als

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Zitationshilfe: Alexis, Willibald: Ruhe ist die erste Bürgerpflicht oder Vor fünfzig Jahren. Bd. 5. Berlin, 1852, S. 25. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/alexis_ruhe05_1852/35>, abgerufen am 19.04.2024.