drohen, dem Sie entgingen. Die Großmuth ist viel¬ leicht das Facit einer Rechnung. Gedenken Sie daran."
Das konnte es nicht sein! Auf einer Höhe hielt er einen Moment, um Athem zu schöpfen. Der mit Millionen Menschenleben spielte, konnte zu einem solchen Spiel in solchem Augenblick sich nicht gedrängt fühlen -- um einen seiner Officiere! Da hörten die einzelnen Signalschüsse auf, das Knattern der Ti¬ railleure verstummte vor dem Krachen der Geschütz¬ salven, es donnerte an den Bergen und die Erde unter ihm zitterte. Jetzt trieb ein frischer Morgen¬ wind die Nebel aus einander. In dem Rahmen breitete sich zu seinen Füßen ein sonnenerhelltes Bild -- die Schlacht von Jena.
Und in ihm riß auch ein Vorhang, es ward heller und heller: dort will er den Fürsten von Hohen¬ lohe schlagen, und er wird vernichtet, wenn das Hauptheer ihm nicht zeitig zu Hülfe eilt. Den Kö¬ nig soll der Brief zweifelhaft machen, er soll, der Sirenenstimme der Friedenslockung horchend, den Mo¬ ment versäumen, er soll zaudern, um selbst vernichtet zu sein!
Louis Bovillard fühlte an sein Herz. Es schlug nicht, wie es sollte, er fühlte seinen Puls, er konnte die Schläge nicht zählen, er drückte die Hand an seine kalte Stirn. Ein tiefbanger Seufzer stieg aus seiner Brust: "O du Lenker des Weltalls! -- nur bis dahin -- warum so groß die Mission, wenn
drohen, dem Sie entgingen. Die Großmuth iſt viel¬ leicht das Facit einer Rechnung. Gedenken Sie daran.“
Das konnte es nicht ſein! Auf einer Höhe hielt er einen Moment, um Athem zu ſchöpfen. Der mit Millionen Menſchenleben ſpielte, konnte zu einem ſolchen Spiel in ſolchem Augenblick ſich nicht gedrängt fühlen — um einen ſeiner Officiere! Da hörten die einzelnen Signalſchüſſe auf, das Knattern der Ti¬ railleure verſtummte vor dem Krachen der Geſchütz¬ ſalven, es donnerte an den Bergen und die Erde unter ihm zitterte. Jetzt trieb ein friſcher Morgen¬ wind die Nebel aus einander. In dem Rahmen breitete ſich zu ſeinen Füßen ein ſonnenerhelltes Bild — die Schlacht von Jena.
Und in ihm riß auch ein Vorhang, es ward heller und heller: dort will er den Fürſten von Hohen¬ lohe ſchlagen, und er wird vernichtet, wenn das Hauptheer ihm nicht zeitig zu Hülfe eilt. Den Kö¬ nig ſoll der Brief zweifelhaft machen, er ſoll, der Sirenenſtimme der Friedenslockung horchend, den Mo¬ ment verſäumen, er ſoll zaudern, um ſelbſt vernichtet zu ſein!
Louis Bovillard fühlte an ſein Herz. Es ſchlug nicht, wie es ſollte, er fühlte ſeinen Puls, er konnte die Schläge nicht zählen, er drückte die Hand an ſeine kalte Stirn. Ein tiefbanger Seufzer ſtieg aus ſeiner Bruſt: „O du Lenker des Weltalls! — nur bis dahin — warum ſo groß die Miſſion, wenn
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drohen, dem Sie entgingen. Die Großmuth iſt viel¬
leicht das Facit einer Rechnung. Gedenken Sie
daran.“
Das konnte es nicht ſein! Auf einer Höhe
hielt er einen Moment, um Athem zu ſchöpfen. Der
mit Millionen Menſchenleben ſpielte, konnte zu einem
ſolchen Spiel in ſolchem Augenblick ſich nicht gedrängt
fühlen — um einen ſeiner Officiere! Da hörten die
einzelnen Signalſchüſſe auf, das Knattern der Ti¬
railleure verſtummte vor dem Krachen der Geſchütz¬
ſalven, es donnerte an den Bergen und die Erde
unter ihm zitterte. Jetzt trieb ein friſcher Morgen¬
wind die Nebel aus einander. In dem Rahmen
breitete ſich zu ſeinen Füßen ein ſonnenerhelltes Bild
— die Schlacht von Jena.
Und in ihm riß auch ein Vorhang, es ward
heller und heller: dort will er den Fürſten von Hohen¬
lohe ſchlagen, und er wird vernichtet, wenn das
Hauptheer ihm nicht zeitig zu Hülfe eilt. Den Kö¬
nig ſoll der Brief zweifelhaft machen, er ſoll, der
Sirenenſtimme der Friedenslockung horchend, den Mo¬
ment verſäumen, er ſoll zaudern, um ſelbſt vernichtet
zu ſein!
Louis Bovillard fühlte an ſein Herz. Es ſchlug
nicht, wie es ſollte, er fühlte ſeinen Puls, er konnte
die Schläge nicht zählen, er drückte die Hand an
ſeine kalte Stirn. Ein tiefbanger Seufzer ſtieg aus
ſeiner Bruſt: „O du Lenker des Weltalls! — nur
bis dahin — warum ſo groß die Miſſion, wenn
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Alexis, Willibald: Ruhe ist die erste Bürgerpflicht oder Vor fünfzig Jahren. Bd. 5. Berlin, 1852, S. 293. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/alexis_ruhe05_1852/303>, abgerufen am 25.11.2024.
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