Harnisch gerathen! -- Ich weiß Alles. -- Warum ist die Königin bei der Armee? -- Was thut eine Frau, wo die Waffen entscheiden? Ihre alten Ge¬ nerale sind außer sich. Weiber im Train, Weiber im Hauptquartier und eine Armee ist verloren. Ich sollte mich freuen. Nein, ich weiß, was sie soll. -- Den König warm halten. Sie ist im Dienste Eng¬ lands, von Alexander beschwatzt; sie ist die Hoffnung oder die Puppe der Schwärmer für Deutschland. Sie hat ihn angetrieben, sie das Feuer geschürt, sie ist die --"
"Sire! fuhr Bovillard auf, muß ein Gefange¬ ner auf Alles schweigen?"
Napoleons Schlachtroß war vorgeführt.
"Gebt ihm die Briefe! rief der Kaiser, und das schnellste Pferd aus meinem Stall."
Das Roß stampfte. Der Kaiser war so dicht an Bovillard getreten, daß die Gesichter sich fast be¬ rührten.
"Junger Mann, die Sterne gehen ihren Lauf trotz der Weiberlaunen, und wehe, wenn in das Rad der Weltgeschicke eine Frauenhand greift. -- Ich biete dem Könige von Preußen noch einmal meine Hand. Fliegen Sie mit den Schreiben in sein Hauptquartier. Keinen Moment Rast, das Leben von Hunderttausend hängt an einem Haar. Drin¬ gen Sie zu ihm durch, selbst übergeben Sie ihm die Briefe, denn er ist von Verräthern umringt. Ich will den Angriff von Saalfeld, ich will Alles ver¬
19*
Harniſch gerathen! — Ich weiß Alles. — Warum iſt die Königin bei der Armee? — Was thut eine Frau, wo die Waffen entſcheiden? Ihre alten Ge¬ nerale ſind außer ſich. Weiber im Train, Weiber im Hauptquartier und eine Armee iſt verloren. Ich ſollte mich freuen. Nein, ich weiß, was ſie ſoll. — Den König warm halten. Sie iſt im Dienſte Eng¬ lands, von Alexander beſchwatzt; ſie iſt die Hoffnung oder die Puppe der Schwärmer für Deutſchland. Sie hat ihn angetrieben, ſie das Feuer geſchürt, ſie iſt die —“
„Sire! fuhr Bovillard auf, muß ein Gefange¬ ner auf Alles ſchweigen?“
Napoleons Schlachtroß war vorgeführt.
„Gebt ihm die Briefe! rief der Kaiſer, und das ſchnellſte Pferd aus meinem Stall.“
Das Roß ſtampfte. Der Kaiſer war ſo dicht an Bovillard getreten, daß die Geſichter ſich faſt be¬ rührten.
„Junger Mann, die Sterne gehen ihren Lauf trotz der Weiberlaunen, und wehe, wenn in das Rad der Weltgeſchicke eine Frauenhand greift. — Ich biete dem Könige von Preußen noch einmal meine Hand. Fliegen Sie mit den Schreiben in ſein Hauptquartier. Keinen Moment Raſt, das Leben von Hunderttauſend hängt an einem Haar. Drin¬ gen Sie zu ihm durch, ſelbſt übergeben Sie ihm die Briefe, denn er iſt von Verräthern umringt. Ich will den Angriff von Saalfeld, ich will Alles ver¬
19*
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0301"n="291"/>
Harniſch gerathen! — Ich weiß Alles. — Warum<lb/>
iſt die Königin bei der Armee? — Was thut eine<lb/>
Frau, wo die Waffen entſcheiden? Ihre alten Ge¬<lb/>
nerale ſind außer ſich. Weiber im Train, Weiber<lb/>
im Hauptquartier und eine Armee iſt verloren. Ich<lb/>ſollte mich freuen. Nein, ich weiß, was ſie ſoll. —<lb/>
Den König warm halten. Sie iſt im Dienſte Eng¬<lb/>
lands, von Alexander beſchwatzt; ſie iſt die Hoffnung<lb/>
oder die Puppe der Schwärmer für Deutſchland.<lb/><hirendition="#g">Sie</hi> hat ihn angetrieben, <hirendition="#g">ſie</hi> das Feuer geſchürt,<lb/><hirendition="#g">ſie</hi> iſt die —“</p><lb/><p>„Sire! fuhr Bovillard auf, muß ein Gefange¬<lb/>
ner auf Alles ſchweigen?“</p><lb/><p>Napoleons Schlachtroß war vorgeführt.</p><lb/><p>„Gebt ihm die Briefe! rief der Kaiſer, und das<lb/>ſchnellſte Pferd aus meinem Stall.“</p><lb/><p>Das Roß ſtampfte. Der Kaiſer war ſo dicht<lb/>
an Bovillard getreten, daß die Geſichter ſich faſt be¬<lb/>
rührten.</p><lb/><p>„Junger Mann, die Sterne gehen ihren Lauf<lb/>
trotz der Weiberlaunen, und wehe, wenn in das Rad<lb/>
der Weltgeſchicke eine Frauenhand greift. — Ich<lb/>
biete dem Könige von Preußen noch einmal meine<lb/>
Hand. Fliegen Sie mit den Schreiben in ſein<lb/>
Hauptquartier. Keinen Moment Raſt, das Leben<lb/>
von Hunderttauſend hängt an einem Haar. Drin¬<lb/>
gen Sie zu ihm durch, ſelbſt übergeben Sie ihm die<lb/>
Briefe, denn er iſt von Verräthern umringt. Ich<lb/>
will den Angriff von Saalfeld, ich will Alles ver¬<lb/><fwplace="bottom"type="sig">19*<lb/></fw></p></div></body></text></TEI>
[291/0301]
Harniſch gerathen! — Ich weiß Alles. — Warum
iſt die Königin bei der Armee? — Was thut eine
Frau, wo die Waffen entſcheiden? Ihre alten Ge¬
nerale ſind außer ſich. Weiber im Train, Weiber
im Hauptquartier und eine Armee iſt verloren. Ich
ſollte mich freuen. Nein, ich weiß, was ſie ſoll. —
Den König warm halten. Sie iſt im Dienſte Eng¬
lands, von Alexander beſchwatzt; ſie iſt die Hoffnung
oder die Puppe der Schwärmer für Deutſchland.
Sie hat ihn angetrieben, ſie das Feuer geſchürt,
ſie iſt die —“
„Sire! fuhr Bovillard auf, muß ein Gefange¬
ner auf Alles ſchweigen?“
Napoleons Schlachtroß war vorgeführt.
„Gebt ihm die Briefe! rief der Kaiſer, und das
ſchnellſte Pferd aus meinem Stall.“
Das Roß ſtampfte. Der Kaiſer war ſo dicht
an Bovillard getreten, daß die Geſichter ſich faſt be¬
rührten.
„Junger Mann, die Sterne gehen ihren Lauf
trotz der Weiberlaunen, und wehe, wenn in das Rad
der Weltgeſchicke eine Frauenhand greift. — Ich
biete dem Könige von Preußen noch einmal meine
Hand. Fliegen Sie mit den Schreiben in ſein
Hauptquartier. Keinen Moment Raſt, das Leben
von Hunderttauſend hängt an einem Haar. Drin¬
gen Sie zu ihm durch, ſelbſt übergeben Sie ihm die
Briefe, denn er iſt von Verräthern umringt. Ich
will den Angriff von Saalfeld, ich will Alles ver¬
19*
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend
gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien
von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem
DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.
Alexis, Willibald: Ruhe ist die erste Bürgerpflicht oder Vor fünfzig Jahren. Bd. 5. Berlin, 1852, S. 291. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/alexis_ruhe05_1852/301>, abgerufen am 25.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.