Alexis, Willibald: Ruhe ist die erste Bürgerpflicht oder Vor fünfzig Jahren. Bd. 5. Berlin, 1852.Tod ist ja der Frieden!" hatte der Gefangene er¬ Eine Schaar Krähen, von der momentanen "Schreckten böse Träume Sie auf, oder die ge¬ "Ich bin auf mein Schicksal gefaßt." "Um so mehr Aufforderung, die letzten Momente Louis lehnte mit Dank die ihm dargereichte Flasche Der Capitain lächelte: "Sie sind nicht Soldat. Bovillard verstand den Sinn der verhüllten "Und Ihr Auge stößt sich an dem dürren Ast Tod iſt ja der Frieden!“ hatte der Gefangene er¬ Eine Schaar Krähen, von der momentanen „Schreckten böſe Träume Sie auf, oder die ge¬ „Ich bin auf mein Schickſal gefaßt.“ „Um ſo mehr Aufforderung, die letzten Momente Louis lehnte mit Dank die ihm dargereichte Flaſche Der Capitain lächelte: „Sie ſind nicht Soldat. Bovillard verſtand den Sinn der verhüllten „Und Ihr Auge ſtößt ſich an dem dürren Aſt <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0287" n="277"/> Tod iſt ja der Frieden!“ hatte der Gefangene er¬<lb/> wiedert.</p><lb/> <p>Eine Schaar Krähen, von der momentanen<lb/> Stille getäuſcht, hatte ſich auf den Aeſten des Bau¬<lb/> mes niedergelaſſen; auch ſie ſchienen wie der kluge<lb/> Feldherr das große Feld zu überſchauen, wo morgen<lb/> Abend eine Tafel, und eine wie große, für ſie ge¬<lb/> deckt ſein ſollte. Der Officier, der, mit verſchränkten<lb/> Armen auf einem Sattel ſitzend, die Augen auf einen<lb/> Moment geſchloſſen, ſchien durch das Gekreiſch der<lb/> Thiere erweckt, und ſah mit Verwunderung die Stel¬<lb/> lung ſeines Gefangenen. Der Gedanke an einen<lb/> Fluchtverſuch konnte ihm nicht kommen:</p><lb/> <p>„Schreckten böſe Träume Sie auf, oder die ge¬<lb/> flügelten Beſtien da?“</p><lb/> <p>„Ich bin auf mein Schickſal gefaßt.“</p><lb/> <p>„Um ſo mehr Aufforderung, die letzten Momente<lb/> in Ruhe zu genießen. Nehmen Sie eine Morgen¬<lb/> erfriſchung.“</p><lb/> <p>Louis lehnte mit Dank die ihm dargereichte Flaſche<lb/> ab: „Der Zuſtand meiner Wunde erlaubt es mir nicht.“</p><lb/> <p>Der Capitain lächelte: „Sie ſind nicht Soldat.<lb/> Die Wunde iſt nur leicht.“</p><lb/> <p>Bovillard verſtand den Sinn der verhüllten<lb/> Antwort: „Meine Wunde iſt tiefer, Capitain.“</p><lb/> <p>„Und Ihr Auge ſtößt ſich an dem dürren Aſt<lb/> über Ihnen. Hat Ihnen der Traum ſo beſtimmt<lb/> geſagt, daß Sie grade an dem die Sonne zum letzten<lb/> Mal aufgehen ſehen werden?“</p><lb/> </div> </body> </text> </TEI> [277/0287]
Tod iſt ja der Frieden!“ hatte der Gefangene er¬
wiedert.
Eine Schaar Krähen, von der momentanen
Stille getäuſcht, hatte ſich auf den Aeſten des Bau¬
mes niedergelaſſen; auch ſie ſchienen wie der kluge
Feldherr das große Feld zu überſchauen, wo morgen
Abend eine Tafel, und eine wie große, für ſie ge¬
deckt ſein ſollte. Der Officier, der, mit verſchränkten
Armen auf einem Sattel ſitzend, die Augen auf einen
Moment geſchloſſen, ſchien durch das Gekreiſch der
Thiere erweckt, und ſah mit Verwunderung die Stel¬
lung ſeines Gefangenen. Der Gedanke an einen
Fluchtverſuch konnte ihm nicht kommen:
„Schreckten böſe Träume Sie auf, oder die ge¬
flügelten Beſtien da?“
„Ich bin auf mein Schickſal gefaßt.“
„Um ſo mehr Aufforderung, die letzten Momente
in Ruhe zu genießen. Nehmen Sie eine Morgen¬
erfriſchung.“
Louis lehnte mit Dank die ihm dargereichte Flaſche
ab: „Der Zuſtand meiner Wunde erlaubt es mir nicht.“
Der Capitain lächelte: „Sie ſind nicht Soldat.
Die Wunde iſt nur leicht.“
Bovillard verſtand den Sinn der verhüllten
Antwort: „Meine Wunde iſt tiefer, Capitain.“
„Und Ihr Auge ſtößt ſich an dem dürren Aſt
über Ihnen. Hat Ihnen der Traum ſo beſtimmt
geſagt, daß Sie grade an dem die Sonne zum letzten
Mal aufgehen ſehen werden?“
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