ges vorkrächzt. Hat etwa der Papa Gleim dem gro¬ ßen König zu seinen gewonnenen Bataillen verholfen? Laßt die Kerle sich selbst ihre Lieder singen von Schnaps und drallen Mädchen. Nur nicht sie animiren wollen, was sie nicht verstehen. Das ist auch 'ne neue Mode. Wozu braucht der Soldat animirt zu werden! Ordre pariren, die Fuchtelklinge und gute Verpflegung -- das macht gute Soldaten."
"Und Generale, fiel ein Obrist ein, in denen Friedrichs Genie fortlebt."
Der General nahm das Compliment hin, vielleicht wie etwas, was er von einem Subalternen erwar¬ tete, wofür zu danken ihm aber die Etikette verbot.
"Mit dem Genie, meine Herren, ist's ein eigen Ding, sagte er nach einer Pause. Man macht zu viel Redens davon. Es sind gewisse Sätze, die fest stehen, wie die Arithmetik, im Uebrigen kommt's auf den Mann an. Wenn er sie in der Noth vergißt, dann holt ihn der Teufel. Aber zu viel gelehrte Officiers in einer Armee, und die holt auch der Teu¬ fel. Das wimmelte ja in letzter Zeit von Genies, die uns alle Rath geben wollten. Gott sei Dank, daß wir losschlagen, ehe wir ihren Rath angenommen, das, meine Herren, ist's, was mir Assurance giebt, obschon manches davon, das muß ich Ihnen gestehen, so auf dem Papier ganz plausibel klang."
Unarticulirte Töne und ausdrucksvolle Blicke ga¬ ben zu verstehen, daß man der Assurance nicht bedürfe. "Was kann Papier und Federkiel besser machen!"
ges vorkrächzt. Hat etwa der Papa Gleim dem gro¬ ßen König zu ſeinen gewonnenen Bataillen verholfen? Laßt die Kerle ſich ſelbſt ihre Lieder ſingen von Schnaps und drallen Mädchen. Nur nicht ſie animiren wollen, was ſie nicht verſtehen. Das iſt auch 'ne neue Mode. Wozu braucht der Soldat animirt zu werden! Ordre pariren, die Fuchtelklinge und gute Verpflegung — das macht gute Soldaten.“
„Und Generale, fiel ein Obriſt ein, in denen Friedrichs Genie fortlebt.“
Der General nahm das Compliment hin, vielleicht wie etwas, was er von einem Subalternen erwar¬ tete, wofür zu danken ihm aber die Etikette verbot.
„Mit dem Genie, meine Herren, iſt's ein eigen Ding, ſagte er nach einer Pauſe. Man macht zu viel Redens davon. Es ſind gewiſſe Sätze, die feſt ſtehen, wie die Arithmetik, im Uebrigen kommt's auf den Mann an. Wenn er ſie in der Noth vergißt, dann holt ihn der Teufel. Aber zu viel gelehrte Officiers in einer Armee, und die holt auch der Teu¬ fel. Das wimmelte ja in letzter Zeit von Genies, die uns alle Rath geben wollten. Gott ſei Dank, daß wir losſchlagen, ehe wir ihren Rath angenommen, das, meine Herren, iſt's, was mir Aſſurance giebt, obſchon manches davon, das muß ich Ihnen geſtehen, ſo auf dem Papier ganz plauſibel klang.“
Unarticulirte Töne und ausdrucksvolle Blicke ga¬ ben zu verſtehen, daß man der Aſſurance nicht bedürfe. „Was kann Papier und Federkiel beſſer machen!“
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ges vorkrächzt. Hat etwa der Papa Gleim dem gro¬
ßen König zu ſeinen gewonnenen Bataillen verholfen?
Laßt die Kerle ſich ſelbſt ihre Lieder ſingen von Schnaps
und drallen Mädchen. Nur nicht ſie animiren wollen,
was ſie nicht verſtehen. Das iſt auch 'ne neue Mode.
Wozu braucht der Soldat animirt zu werden! Ordre
pariren, die Fuchtelklinge und gute Verpflegung —
das macht gute Soldaten.“
„Und Generale, fiel ein Obriſt ein, in denen
Friedrichs Genie fortlebt.“
Der General nahm das Compliment hin, vielleicht
wie etwas, was er von einem Subalternen erwar¬
tete, wofür zu danken ihm aber die Etikette verbot.
„Mit dem Genie, meine Herren, iſt's ein eigen
Ding, ſagte er nach einer Pauſe. Man macht zu
viel Redens davon. Es ſind gewiſſe Sätze, die feſt
ſtehen, wie die Arithmetik, im Uebrigen kommt's auf
den Mann an. Wenn er ſie in der Noth vergißt,
dann holt ihn der Teufel. Aber zu viel gelehrte
Officiers in einer Armee, und die holt auch der Teu¬
fel. Das wimmelte ja in letzter Zeit von Genies,
die uns alle Rath geben wollten. Gott ſei Dank,
daß wir losſchlagen, ehe wir ihren Rath angenommen,
das, meine Herren, iſt's, was mir Aſſurance giebt,
obſchon manches davon, das muß ich Ihnen geſtehen,
ſo auf dem Papier ganz plauſibel klang.“
Unarticulirte Töne und ausdrucksvolle Blicke ga¬
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Alexis, Willibald: Ruhe ist die erste Bürgerpflicht oder Vor fünfzig Jahren. Bd. 5. Berlin, 1852, S. 233. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/alexis_ruhe05_1852/243>, abgerufen am 25.11.2024.
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