ihre schöne Hand, er brachte die Fingerspitzen an den Mund.
"Immer pensiv?"
"Sagen Sie mal, Legationsrath, was sieht denn Fuchsius immer auf die Lupinus? Er ist doch nicht in sie verliebt?"
"Ei, meine Freundin, eine so scharfe Beobachterin; man muß sich vor Ihnen in Acht nehmen."
"Nein, er observirt, er läßt sie nicht aus den Augen. Ich seh das schon eine halbe Stunde an."
"Nun, wenn es ein süßes Spiel der Liebe wäre, was kümmert es uns beide."
"Ich bitte Sie! -- Die Lupinus --"
"Lassen Sie doch die arme Wittwe in Ruh. Haben Sie nicht an Anderes zu denken."
"Sie sind ein guter Mann, ich kenne Ihr Herz, und Sie meinen es von Herzen, sagte die Baronin, aber warum müssen Sie mich immer bei Seit ziehen?"
"Um alle Gedanken abzulenken. Denn mich, sagte Wandel mit einem Seufzer, wird man doch nicht für den Glücklichen halten können. Im Uebrigen bis jetzt geht Alles gut. Wenn wir nur auf seine Verschwiegenheit rechnen könnten. Officiere plaudern gar zu gern -- in der Wachtstube, bei einer Flasche Wein --"
"Wenn ich es nur begriffe --"
Mit einer wehmüthig theilnehmenden Miene schüttelte Wandel den Kopf: "Freundin, wenn Sie
V. 10
ihre ſchöne Hand, er brachte die Fingerſpitzen an den Mund.
„Immer penſiv?“
„Sagen Sie mal, Legationsrath, was ſieht denn Fuchſius immer auf die Lupinus? Er iſt doch nicht in ſie verliebt?“
„Ei, meine Freundin, eine ſo ſcharfe Beobachterin; man muß ſich vor Ihnen in Acht nehmen.“
„Nein, er obſervirt, er läßt ſie nicht aus den Augen. Ich ſeh das ſchon eine halbe Stunde an.“
„Nun, wenn es ein ſüßes Spiel der Liebe wäre, was kümmert es uns beide.“
„Ich bitte Sie! — Die Lupinus —“
„Laſſen Sie doch die arme Wittwe in Ruh. Haben Sie nicht an Anderes zu denken.“
„Sie ſind ein guter Mann, ich kenne Ihr Herz, und Sie meinen es von Herzen, ſagte die Baronin, aber warum müſſen Sie mich immer bei Seit ziehen?“
„Um alle Gedanken abzulenken. Denn mich, ſagte Wandel mit einem Seufzer, wird man doch nicht für den Glücklichen halten können. Im Uebrigen bis jetzt geht Alles gut. Wenn wir nur auf ſeine Verſchwiegenheit rechnen könnten. Officiere plaudern gar zu gern — in der Wachtſtube, bei einer Flaſche Wein —“
„Wenn ich es nur begriffe —“
Mit einer wehmüthig theilnehmenden Miene ſchüttelte Wandel den Kopf: „Freundin, wenn Sie
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ihre ſchöne Hand, er brachte die Fingerſpitzen an
den Mund.
„Immer penſiv?“
„Sagen Sie mal, Legationsrath, was ſieht denn
Fuchſius immer auf die Lupinus? Er iſt doch nicht
in ſie verliebt?“
„Ei, meine Freundin, eine ſo ſcharfe Beobachterin;
man muß ſich vor Ihnen in Acht nehmen.“
„Nein, er obſervirt, er läßt ſie nicht aus den
Augen. Ich ſeh das ſchon eine halbe Stunde an.“
„Nun, wenn es ein ſüßes Spiel der Liebe wäre,
was kümmert es uns beide.“
„Ich bitte Sie! — Die Lupinus —“
„Laſſen Sie doch die arme Wittwe in Ruh.
Haben Sie nicht an Anderes zu denken.“
„Sie ſind ein guter Mann, ich kenne Ihr Herz,
und Sie meinen es von Herzen, ſagte die Baronin,
aber warum müſſen Sie mich immer bei Seit
ziehen?“
„Um alle Gedanken abzulenken. Denn mich,
ſagte Wandel mit einem Seufzer, wird man doch
nicht für den Glücklichen halten können. Im Uebrigen
bis jetzt geht Alles gut. Wenn wir nur auf ſeine
Verſchwiegenheit rechnen könnten. Officiere plaudern
gar zu gern — in der Wachtſtube, bei einer Flaſche
Wein —“
„Wenn ich es nur begriffe —“
Mit einer wehmüthig theilnehmenden Miene
ſchüttelte Wandel den Kopf: „Freundin, wenn Sie
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Alexis, Willibald: Ruhe ist die erste Bürgerpflicht oder Vor fünfzig Jahren. Bd. 5. Berlin, 1852, S. 145. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/alexis_ruhe05_1852/155>, abgerufen am 01.07.2024.
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