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Alexis, Willibald: Ruhe ist die erste Bürgerpflicht oder Vor fünfzig Jahren. Bd. 5. Berlin, 1852.

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da, um den Heldentod zu sterben! Es war ein Brand,
der durch alle Glieder ging, vom Wirbel bis zur
Zeh. Die Entrüstung fand keine Worte dafür, und
je gebundener die Meinung in dem andern gefesselten
Deutschland war, so lauter sprach sie sich in Preußen
aus. Man fühlte, was Freiheit war, und fing an zu
begreifen, daß sie ein Gut, ein heiliges Menschenrecht
ist. Zur Unterstützung der Familie des ermordeten
Mannes wurden überall im Lande reiche Samm¬
lungen veranstaltet, und die Regierung schritt nicht
ein, weder aus Furcht vor dem Kaiser, noch wegen
unbefugten Collectirens.

Es war Leben im Lande; aber man sah es der
prasselnden, ängstlichen Geschäftigkeit an, daß die
Uebung fehlte. Wie jene Bürgerfrau beim großen
Brande der Petrikirche die Borsdorfer Aepfel sauber
in Papier wickelte, während das Silberzeug auf der
Diele zerstreut lag, griff man nach dem Entfernten
und ließ das Nächste liegen. Fast ein halbes Jahr¬
hundert war vergangen, seit Preußen einen Krieg um
sein Alles geführt! Feinde ringsum, und der Geist
verkörperte sich zur wahrhaft rettenden That. Rings¬
um sahen sie jetzt ja keine Feinde, und der Geist
fehlte zur That, weil -- man ihn noch nicht suchte.

So sah es in den Bürgerhäusern aus. Es wird
sich ja schon Alles machen, auch ohne uns, war das
Trostwort. Wie es in den Pallästen der Großen, in
den Hotels der Minister aussah?

In dem des neuen Ministers saß in dem Zim¬

da, um den Heldentod zu ſterben! Es war ein Brand,
der durch alle Glieder ging, vom Wirbel bis zur
Zeh. Die Entrüſtung fand keine Worte dafür, und
je gebundener die Meinung in dem andern gefeſſelten
Deutſchland war, ſo lauter ſprach ſie ſich in Preußen
aus. Man fühlte, was Freiheit war, und fing an zu
begreifen, daß ſie ein Gut, ein heiliges Menſchenrecht
iſt. Zur Unterſtützung der Familie des ermordeten
Mannes wurden überall im Lande reiche Samm¬
lungen veranſtaltet, und die Regierung ſchritt nicht
ein, weder aus Furcht vor dem Kaiſer, noch wegen
unbefugten Collectirens.

Es war Leben im Lande; aber man ſah es der
praſſelnden, ängſtlichen Geſchäftigkeit an, daß die
Uebung fehlte. Wie jene Bürgerfrau beim großen
Brande der Petrikirche die Borsdorfer Aepfel ſauber
in Papier wickelte, während das Silberzeug auf der
Diele zerſtreut lag, griff man nach dem Entfernten
und ließ das Nächſte liegen. Faſt ein halbes Jahr¬
hundert war vergangen, ſeit Preußen einen Krieg um
ſein Alles geführt! Feinde ringsum, und der Geiſt
verkörperte ſich zur wahrhaft rettenden That. Rings¬
um ſahen ſie jetzt ja keine Feinde, und der Geiſt
fehlte zur That, weil — man ihn noch nicht ſuchte.

So ſah es in den Bürgerhäuſern aus. Es wird
ſich ja ſchon Alles machen, auch ohne uns, war das
Troſtwort. Wie es in den Palläſten der Großen, in
den Hotels der Miniſter ausſah?

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[5/0015] da, um den Heldentod zu ſterben! Es war ein Brand, der durch alle Glieder ging, vom Wirbel bis zur Zeh. Die Entrüſtung fand keine Worte dafür, und je gebundener die Meinung in dem andern gefeſſelten Deutſchland war, ſo lauter ſprach ſie ſich in Preußen aus. Man fühlte, was Freiheit war, und fing an zu begreifen, daß ſie ein Gut, ein heiliges Menſchenrecht iſt. Zur Unterſtützung der Familie des ermordeten Mannes wurden überall im Lande reiche Samm¬ lungen veranſtaltet, und die Regierung ſchritt nicht ein, weder aus Furcht vor dem Kaiſer, noch wegen unbefugten Collectirens. Es war Leben im Lande; aber man ſah es der praſſelnden, ängſtlichen Geſchäftigkeit an, daß die Uebung fehlte. Wie jene Bürgerfrau beim großen Brande der Petrikirche die Borsdorfer Aepfel ſauber in Papier wickelte, während das Silberzeug auf der Diele zerſtreut lag, griff man nach dem Entfernten und ließ das Nächſte liegen. Faſt ein halbes Jahr¬ hundert war vergangen, ſeit Preußen einen Krieg um ſein Alles geführt! Feinde ringsum, und der Geiſt verkörperte ſich zur wahrhaft rettenden That. Rings¬ um ſahen ſie jetzt ja keine Feinde, und der Geiſt fehlte zur That, weil — man ihn noch nicht ſuchte. So ſah es in den Bürgerhäuſern aus. Es wird ſich ja ſchon Alles machen, auch ohne uns, war das Troſtwort. Wie es in den Palläſten der Großen, in den Hotels der Miniſter ausſah? In dem des neuen Miniſters ſaß in dem Zim¬

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Zitationshilfe: Alexis, Willibald: Ruhe ist die erste Bürgerpflicht oder Vor fünfzig Jahren. Bd. 5. Berlin, 1852, S. 5. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/alexis_ruhe05_1852/15>, abgerufen am 23.11.2024.