tung, daß der Einklang mit der Fürstin sich herstellen werde.
"Sie sind eines von den glücklichen Wesen, hub die Königin an, an deren Wiege, wie die Dichter sagen, gütige Feen standen."
Adelheid öffnete die Lippen, aber verschluckte das Wort. Die Fürstin hatte den fragenden Blick auf¬ gefangen und verstanden:
"Wäre ich nicht die -- stände ich Ihnen nicht so fern und fremd, so würden Sie mich gefragt ha¬ ben: Was ist denn Glück?"
"An Ihre Majestät erlaube ich mir nicht die Frage, aber an mich selbst: Was macht das Glück dieses Lebens aus?"
"Mich dünkt, der Stempel, den der Schöpfer seinen Geschöpfen aufgedrückt hat, ist die beste Antwort. Sie brauchen sich nicht im Spiegel zu sehen. Sehen Sie nur die Mienen der Leute, denen Sie begegnen. Die schöne Adelheid Alltag ist überall willkommen."
"Und doch verdankte ich neulich nur der Huld einer höheren Zauberin, daß ich dem Spott und der Kränkung entging."
"O das waren Unarten. Neidische und böse Menschen können den Frieden der Glücklichen nicht verkümmern. Dieser Friede ist ein Gut, was tiefer liegt. Ihre häßlichen Hände reichen da nicht hin."
"Gnädigste Königin, ich preise allerdings mein Glück, weil ich früh einen Lehrer fand, der mich auf das Wahre hinwies."
tung, daß der Einklang mit der Fürſtin ſich herſtellen werde.
„Sie ſind eines von den glücklichen Weſen, hub die Königin an, an deren Wiege, wie die Dichter ſagen, gütige Feen ſtanden.“
Adelheid öffnete die Lippen, aber verſchluckte das Wort. Die Fürſtin hatte den fragenden Blick auf¬ gefangen und verſtanden:
„Wäre ich nicht die — ſtände ich Ihnen nicht ſo fern und fremd, ſo würden Sie mich gefragt ha¬ ben: Was iſt denn Glück?“
„An Ihre Majeſtät erlaube ich mir nicht die Frage, aber an mich ſelbſt: Was macht das Glück dieſes Lebens aus?“
„Mich dünkt, der Stempel, den der Schöpfer ſeinen Geſchöpfen aufgedrückt hat, iſt die beſte Antwort. Sie brauchen ſich nicht im Spiegel zu ſehen. Sehen Sie nur die Mienen der Leute, denen Sie begegnen. Die ſchöne Adelheid Alltag iſt überall willkommen.“
„Und doch verdankte ich neulich nur der Huld einer höheren Zauberin, daß ich dem Spott und der Kränkung entging.“
„O das waren Unarten. Neidiſche und böſe Menſchen können den Frieden der Glücklichen nicht verkümmern. Dieſer Friede iſt ein Gut, was tiefer liegt. Ihre häßlichen Hände reichen da nicht hin.“
„Gnädigſte Königin, ich preiſe allerdings mein Glück, weil ich früh einen Lehrer fand, der mich auf das Wahre hinwies.“
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tung, daß der Einklang mit der Fürſtin ſich herſtellen
werde.
„Sie ſind eines von den glücklichen Weſen, hub
die Königin an, an deren Wiege, wie die Dichter
ſagen, gütige Feen ſtanden.“
Adelheid öffnete die Lippen, aber verſchluckte das
Wort. Die Fürſtin hatte den fragenden Blick auf¬
gefangen und verſtanden:
„Wäre ich nicht die — ſtände ich Ihnen nicht
ſo fern und fremd, ſo würden Sie mich gefragt ha¬
ben: Was iſt denn Glück?“
„An Ihre Majeſtät erlaube ich mir nicht die
Frage, aber an mich ſelbſt: Was macht das Glück
dieſes Lebens aus?“
„Mich dünkt, der Stempel, den der Schöpfer
ſeinen Geſchöpfen aufgedrückt hat, iſt die beſte Antwort.
Sie brauchen ſich nicht im Spiegel zu ſehen. Sehen
Sie nur die Mienen der Leute, denen Sie begegnen.
Die ſchöne Adelheid Alltag iſt überall willkommen.“
„Und doch verdankte ich neulich nur der Huld
einer höheren Zauberin, daß ich dem Spott und der
Kränkung entging.“
„O das waren Unarten. Neidiſche und böſe
Menſchen können den Frieden der Glücklichen nicht
verkümmern. Dieſer Friede iſt ein Gut, was tiefer
liegt. Ihre häßlichen Hände reichen da nicht hin.“
„Gnädigſte Königin, ich preiſe allerdings mein
Glück, weil ich früh einen Lehrer fand, der mich auf
das Wahre hinwies.“
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Alexis, Willibald: Ruhe ist die erste Bürgerpflicht oder Vor fünfzig Jahren. Bd. 5. Berlin, 1852, S. 112. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/alexis_ruhe05_1852/122>, abgerufen am 16.07.2024.
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