Alexis, Willibald: Ruhe ist die erste Bürgerpflicht oder Vor fünfzig Jahren. Bd. 5. Berlin, 1852.gerade dann wird sie erst recht gütig, wenn sie auf¬ Aber das Gewitter war noch nicht ganz vorüber. "Ich hielt ihn für ehrlich. Er hat ein so ange¬ "Leider ist es in Paris so bekannt wie hier, daß "Er ist ein Italiener. Ich will zugeben, daß "Das streitet ihm Niemand ab, Ihre Majestät, "Muß auch das in unser Unglück hineinspielen!" "Madame la Marquise haßt ihre Schwester, die gerade dann wird ſie erſt recht gütig, wenn ſie auf¬ Aber das Gewitter war noch nicht ganz vorüber. „Ich hielt ihn für ehrlich. Er hat ein ſo ange¬ „Leider iſt es in Paris ſo bekannt wie hier, daß „Er iſt ein Italiener. Ich will zugeben, daß „Das ſtreitet ihm Niemand ab, Ihre Majeſtät, „Muß auch das in unſer Unglück hineinſpielen!“ „Madame la Marquiſe haßt ihre Schweſter, die <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0115" n="105"/> gerade dann wird ſie erſt recht gütig, wenn ſie auf¬<lb/> gebracht war, und möchte es an Allen, denen ſie be¬<lb/> gegnet, wieder gut machen.“</p><lb/> <p>Aber das Gewitter war noch nicht ganz vorüber.<lb/> Es war nur auf dem Rückzuge. Die Königin wandte<lb/> in kürzeren Abſätzen um. Diesmal ſchien Hoym<lb/> der Ankläger geweſen zu ſein. Die Fürſtin ſchüttelte<lb/> den Kopf:</p><lb/> <p>„Ich hielt ihn für ehrlich. Er hat ein ſo ange¬<lb/> nehmes Weſen.“</p><lb/> <p>„Leider iſt es in Paris ſo bekannt wie hier, daß<lb/> Luccheſini nach Berlin nur das berichtet, was uns<lb/> ſchmeichelt. Die Hauptſachen hat er verſchwiegen.“</p><lb/> <p>„Er iſt ein Italiener. Ich will zugeben, daß<lb/> ſeine Luſt das Intriguiren iſt, aber, Graf, er ſieht<lb/> ſehr ſcharf die Dinge, wie ſie ſind.“</p><lb/> <p>„Das ſtreitet ihm Niemand ab, Ihre Majeſtät,<lb/> aber ſein Geſandtenpoſten in der franzöſiſchen Haupt¬<lb/> ſtadt gefiel ihm ſo außerordentlich, daß er das geſchickt<lb/> cachirt hat, was unſer Cabinett genöthigt hätte, ihn<lb/> auf der Stelle zurückzurufen. Noch weniger als er<lb/> hatte ſeine Frau Luſt Paris zu verlaſſen.“</p><lb/> <p>„Muß auch das in unſer Unglück hineinſpielen!“</p><lb/> <p>„Madame la Marquiſe haßt ihre Schweſter, die<lb/> Biſchofswerder, auf Tod und Blut. Sie hat ihrem<lb/> Gemahl erklärt, daß ſie an Krämpfen verginge, wenn<lb/> ſie mit ihr unter dem Himmel einer Stadt leben<lb/> müßte. Unſer Ambaſſadeur iſt ein ſo guter Ehemann!<lb/> Ich kann ihn nicht entſchuldigen; in milderem Lichte<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [105/0115]
gerade dann wird ſie erſt recht gütig, wenn ſie auf¬
gebracht war, und möchte es an Allen, denen ſie be¬
gegnet, wieder gut machen.“
Aber das Gewitter war noch nicht ganz vorüber.
Es war nur auf dem Rückzuge. Die Königin wandte
in kürzeren Abſätzen um. Diesmal ſchien Hoym
der Ankläger geweſen zu ſein. Die Fürſtin ſchüttelte
den Kopf:
„Ich hielt ihn für ehrlich. Er hat ein ſo ange¬
nehmes Weſen.“
„Leider iſt es in Paris ſo bekannt wie hier, daß
Luccheſini nach Berlin nur das berichtet, was uns
ſchmeichelt. Die Hauptſachen hat er verſchwiegen.“
„Er iſt ein Italiener. Ich will zugeben, daß
ſeine Luſt das Intriguiren iſt, aber, Graf, er ſieht
ſehr ſcharf die Dinge, wie ſie ſind.“
„Das ſtreitet ihm Niemand ab, Ihre Majeſtät,
aber ſein Geſandtenpoſten in der franzöſiſchen Haupt¬
ſtadt gefiel ihm ſo außerordentlich, daß er das geſchickt
cachirt hat, was unſer Cabinett genöthigt hätte, ihn
auf der Stelle zurückzurufen. Noch weniger als er
hatte ſeine Frau Luſt Paris zu verlaſſen.“
„Muß auch das in unſer Unglück hineinſpielen!“
„Madame la Marquiſe haßt ihre Schweſter, die
Biſchofswerder, auf Tod und Blut. Sie hat ihrem
Gemahl erklärt, daß ſie an Krämpfen verginge, wenn
ſie mit ihr unter dem Himmel einer Stadt leben
müßte. Unſer Ambaſſadeur iſt ein ſo guter Ehemann!
Ich kann ihn nicht entſchuldigen; in milderem Lichte
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